Weyhe. Die Fußballer des SC Weyhe haben ihre Arbeit wieder aufgenommen und bereiten sich auf die kommende Spielzeit vor. Das alleine wäre keine besondere Nachricht wert, ist es aber insofern, als dass diese Vorbereitung auf zumindest eine Spielzeit in der Bezirksliga Bremen ausgelegt ist. Vor Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass der einstige Oberligist einmal so tief sinken würde. Jetzt ist Neu-Trainer Stephan Stindt gefordert, dem jüngsten Negativtrend ein Ende zu setzen – zweifelsfrei eine anspruchsvolle Aufgabe.
Natürlich hatten die Weyher Verantwortlichen im vergangenen Sommer damit gerechnet, dass die Landesliga-Saison kein Selbstläufer werden würde. Ein einstelliger Tabellenplatz sollte es werden, darauf hatten sich der damalige Trainer Dirk Pistol und sein Team verständigt. Das Ziel schien realistisch formuliert zu sein, doch es kam ganz anders. Nach durchaus akzeptablem Saisonstart (unter anderem mit einem 3:1-Erfolg beim TSV Grolland) rutschten die Weyher immer tiefer in den Tabellenkeller. Die Mannschaft trat nur nur selten als Einheit auf, Ende November folgte die Trennung von Dirk Pistol. Co-Trainer Jörg Habighorst ging gleich mit. Der Vorstand war zu diesem Entschluss gekommen, weil er kein sportliches Vorankommen mehr sah. Pistol und Habighorst teilten diese Ansicht nicht, dennoch übernahm zur Rückrunde der erfahrene Holger Finken das Kommando. Der Neue sah sich von Anfang an als Übergangslösung, ging die schwierige Aufgabe aber total engagiert an. Unter Finken lieferte der SC Weyhe einige beachtliche Leistungen ab, sammelte aber viel zu wenig Punkte. Die Siege gegen Woltmershausen (3:1) und Surheide (2:0) blieben eine Ausnahme.
Letztlich scheiterte der SCW vor allem an einer unglaublichen Ausfallserie. Ständig mussten erklärte Leistungsträger passen, nie konnte Finken ein und dieselbe Elf aufbieten. Irgendetwas war immer. Mitunter fiel es dem Coach leichter, die einsatzfähigen Spieler aufzulisten als die verletzten – es waren schlicht viel weniger. Das Team stellte sich praktisch von selbst auf und musste von Fall zu Fall mit Akteuren aus der eigenen Jugend und/oder der 2. Herren aufgefüllt werden. "Ich kann es selber nicht glauben", seufzte Holger Finken nicht nur einmal. Und doch war das Ende bitter. Letztlich fehlten zwei lächerliche Törchen, um die Landesliga zu halten. Zwei Tore nach 30 Spieltagen – das Finale war ein Spiegelbild der Saison.
Jetzt also Bezirksliga. Neu-Coach Stephan Stindt muss seine Mannschaft auf die kommenden Herausforderungen einstellen, die für einige ungewohnt sein werden. Etliche Leistungsträger wie Jan de Boer, Bastian Steyer (beide zum TSV Melchiorshausen) oder Jannis Berendt (Brinkumer SV) sind weg, andere wie Tim Schellhaas sind geblieben. Und mit René Vogel vom TSV Neubruchhausen ist ein erfahrener Kicker hinzugekommen. Stephan Stindt hat vom umgestalteten Kader in den ersten Übungseinheiten einen positiven Eindruck gewonnen. Sagt er. Er äußert sich so, wie sich Trainer an seiner Stelle und zu einem solch frühen Zeitpunkt meistens äußern: "Ich habe einen sehr positiven Eindruck gewonnen, die Jungs sind charakterlich total in Ordnung, wir fangen nicht bei null an", bemerkt der Ex-Bassumer. Die Worte wirken aufbauend.
Und eine positive Grundstimmung werden die Weyher benötigen, denn sie dürften in der Bezirksliga von Anfang an zu den Gejagten zählen. Das will Stindt gar nicht in Abrede stellen, aber auch keine spektakuläre Situation daraus konstruieren: "Der Verein besitzt immer noch einen guten Namen, und als Absteiger möchte uns sowieso jeder schlagen, das ist aber immer so", sagt er. Stephan Stindt geht es darum, die schwierige Balance zwischen natürlicher Erwartungshaltung und unnötigem Druck zu bewältigen. Deshalb sagt er auch nicht: "Wir müssen aufsteigen", sondern belässt es offiziell bei der Ankündigung, oben mitspielen zu wollen. Das klingt unverbindlicher, auch wenn die interne Sprachregelung wahrscheinlich eine andere ist. Stindt möchte Spaß vermitteln, "und das funktioniert nur über Erfolge". Erfolge, die der eigene Nachwuchs zuletzt zuhauf eingefahren hat. Die A-Junioren spielen in der Regionalliga, die B-Junioren auch, während es die C-Kollegen sportlich ebenfalls schafften, aber freiwillig verzichteten. Die eigenen Talente produzierten die positiven Schlagzeilen, die 1. Herren eher die negativen. Das soll sich ändern.
Trotzdem betrachtet Stephan Stindt die Jugendteams nicht als günstige Gelegenheit, um den eigenen Kader aufzufüllen. "Die Jungs sollen die Regionalliga genießen, das haben sie sich verdient", sagt er stattdessen. "Wir wollen es mit eigenen Mitteln schaffen." An diesen Worten werden sich die Weyher messen lassen müssen.