Hansi Flick hat vor ein paar Tagen einen Einblick in seinen Tagesablauf bei der WM gegeben. Der Bundestrainer bezeichnet sich als Frühaufsteher, heißt bei ihm: Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr. Dann geht es zum Sport, denn der, so Hansi, führe bei ihm zu einem freien Kopf. Jede Wette, dass er am Dienstag auf dem Laufband oder im Pool seine Aufstellung für das Spiel gegen Japan mehrmals gedanklich hin- und hergeschoben hat.
Sein Vorgänger Jogi Löw hat es bei den Turnieren ähnlich gehalten. Bei der WM 2014 in Brasilien hatte der DFB den sagenumwobenen Campo Bahia auf einer Halbinsel aus dem Boden stampfen lassen. Der Bundestrainer ging jeden Morgen am Atlantik joggen und sinnierte, ob er Philipp Lahm hinten rechts oder doch im defensiven Mittelfeld aufstellen sollte. Auf seinem iPod dudelte Andrea Berg oder Udo Jürgens und Jogi fand die richtige Taktik, die richtige Aufstellung – und so auch den Teamgeist. Den iPod hat er übrigens im warmen Sand verloren, aber das ist jetzt eine ganz andere Geschichte.
Also, wenn ich Hansi wäre, dann würde ich alles dafür tun, um im ersten Spiel gleich mal den Geist von Zulal (dort ist die Nationalelf einquartiert) zu finden. So wie 1954, als dem Geist von Spiez (dort wohnte Deutschland und gewann das erste WM-Spiel 4:1 gegen die Türkei) das Wunder von Bern folgte. Oder 1974, als der Geist von Malente nach dem 0:1 gegen die DDR in der Küche der Sportschule bei vielen Bieren gefunden wurde – und der Weg zum WM-Titel geebnet war.
Oder 1990, als Deutschland im ersten WM-Spiel 4:1 gegen Jugoslawien gewann – und Lothar Matthäus den Geist von Erba (dort lag das WM-Quartier) gefunden hatte. Ja, und 2014 war es ein 4:0 zum Auftakt gegen Portugal, das die deutsche Elf den Geist vom Campo Bahia finden ließ. Das Ende kennen wir.
Weil es ja nur drei Vorrundenspiele gibt, wäre eine Niederlage fatal. Wie vor vier Jahren, als dem 0:1 gegen Mexiko das frühe WM-Aus folgte. Wenn ich Hansi wär', würde ich Havertz gegen Japan stürmen lassen und dahinter auf Gnabry, Gündogan und Musiala setzen. Und dazu noch Neuer, Kehrer, Süle, Rüdiger, Raum, Kimmich und Goretzka auf den Platz stellen. Und wenn's nicht läuft, natürlich Füllkrug bringen. Wir Bremer wissen, wie wichtig er für den Teamgeist ist. Und um den geht's im ersten Spiel eben besonders.