Die Omikron-Variante des Coronavirus hat Delmenhorst und den Landkreis Oldenburg erreicht. "Der Fachdienst Gesundheit betreut aktuell zehn Bürger mit einer bestätigten Ansteckung. Es gibt knapp 30 weitere Verdachtsfälle, hier laufen die Labortests", sagte Timo Frers, Sprecher der Delmenhorster Stadtverwaltung, am Mittwoch. Der Landkreis Oldenburg zählte bis Mittwoch fünf Omikron-Fälle. "Hinzu kommen zehn K1-Kontakte", sagte Oliver Galeotti, Sprecher des Kreises. "K1" steht für enge Kontakte mit einem hohen Ansteckungsrisiko, wie etwa ein Gespräch ohne Mindestabstand und ohne Mund-Nase-Schutz. Laut Galeotti steht bei den zehn Kontakten aber nicht fest, ob sie sich angesteckt haben. "Grundsätzlich sequenzieren wir fünf Prozent der Corona-Fälle. Das ist eine Vorgabe des Landes Niedersachsen", erläuterte der Sprecher der Kreisverwaltung. Für die Infizierten und die engen Kontaktpersonen gelte eine angeordnete Quarantäne.
Sowohl im Landkreis Oldenburg als auch in Delmenhorst konnten die Sprecher keine Angaben dazu machen, wo sich die Bürger mit Omikron angesteckt haben. Die ersten in Deutschland bestätigten Fälle waren Reiserückkehrer, die die Mutante aus dem südlichen Teil Afrikas mitbrachten. In Südafrika war die Variante Ende November entdeckt worden. Am 10. Dezember meldete Niedersachsen für den Landkreis Rotenburg erstmals eine Ansteckung, die keinen Reisebezug hatte. Omikron wird also schon lange nicht mehr lediglich eingeschleppt, sondern verbreitet sich in der Region.
Unklar ist in Delmenhorst, wann die Labore die knapp 30 Verdachtsfälle sequenziert haben werden. "Uns wurde kein Termin genannt, vor Weihnachten ist damit nicht zu rechnen", erklärte Frers. In Bremen hatte ein Sprecher des Gesundheitsressorts vergangene Woche erklärt, dass dies zwischen zehn und 14 Tage dauern könne. In ganz Niedersachsen lag die Zahl der bestätigten Omikron-Fälle am Dienstag bei 100. Christina Schröder, Leiterin des niedersächsischen Corona-Krisenstabs, sagte, dass in den Laboren der Anteil der positiven Proben in den vergangenen Tagen von 2,4 auf 6,1 Prozent gestiegen sei.
Die rasante Verbreitung von Omikron in anderen Ländern hat zuletzt gezeigt, dass die neue Variante noch einmal deutlich ansteckender als Delta ist. Zudem kann sie einen durch Impfung oder Infektion gebildeten Schutz aus Antikörpern überwinden. Großbritannien meldet aktuell eine Inzidenz von fast 900, in Dänemark liegt sie gar über 1200.
Wissenschaft und Politik warnen auch in Deutschland vor einer ähnlichen Ansteckungsdynamik. In Niedersachsen hatte die Landesregierung deshalb entschieden, am 24. Dezember bis einschließlich 2. Januar in eine "Weihnachts- und Neujahrsruhe" zu gehen. Bei Treffen von mehr als zehn Personen gilt dann 2G plus, mehr als 25 Personen dürfen auch in der Gastronomie nicht zusammenkommen. Ein Entwurf für eine Verschärfung der Corona-Verordnung sieht nun vor, dass ab Montag, 27. Dezember, grundsätzlich nur noch Treffen von zehn Menschen erlaubt sind. Zudem sollen die verschärften Regeln der Weihnachtsruhe bis zum 15. Januar verlängert werden.
Delme Klinikum ist vorbereitet
Das Delme Klinikum Delmenhorst (DKD) ist auf einen deutlichen Anstieg der Patientenzahlen eingestellt. "Wir bereiten uns auf das vor, was die Bundesregierung erwartet, wenn Omikron die Dynamik übernimmt", erklärte Klinikleiter Christian Peters am Mittwoch. Sein Krankenhaus habe seit dem Ausbruch der Pandemie durchgehend eine Corona-Station gehabt, nun seien wieder alle Voraussetzungen für eine zweite geschaffen. "Unser Materiallager ist voll, an Schutzkleidung und Medikamenten ist alles da", so Peters.
Laut DKD-Geschäftsführer ist es aber nicht vorhersehbar, inwieweit das Personal von Infektionen und angeordneten Quarantänen durch Omikron betroffen sein wird. Die Ultima Ratio sei die sogenannte "Arbeitsquarantäne", bei der positiv Getestete ohne Symptome unter hohen Schutzmaßnahmen trotzdem arbeiten. "Das haben wir bislang nie gemacht und werden dies auch nur tun, wenn wirklich die Hütte brennt", betonte Chefarzt Klaus Gutberlet. Eine solche Entscheidung treffe dann das Gesundheitsamt und nicht das DKD selbst.
Die Klinik kümmert sich aktuell um neun Corona-Patienten, vier von ihnen liegen auf der Intensivstation. Zu letzteren schweren Fällen zählen nach wie vor eine Patientin aus Bayern und ein Patient aus Thüringen, die durch die dortige Überlastung der Krankenhäuser nach Delmenhorst verlegt worden waren.