Ob zum Kochen oder zum Backen, Fett wird fast immer benötigt. Ob als Schmiermittel, damit nichts anbackt oder als Geschmacksträger. Und selbst auf einer Scheibe Brot wird gern Streichfett unter die Marmelade geschmiert. Doch über die Frage, welches Fett denn genommen werden soll, scheiden sich die Geister. Die einen schwören auf tierische Fette wie Butter oder Schmalz. Andere bevorzugen pflanzliche Alternativen, etwa Öl aus Samen oder Ölfrüchten, zum Beispiel aus Oliven oder Sonnenblumenkernen. Doch Öl fließt direkt vom Brot wieder herunter. Um das zu verhindern, wurde bereits im 19. Jahrhundert die Margarine entwickelt. Durch starkes Herunterkühlen kann Öl zum Feststoff stabilisiert werden. Und im Bäckerhandwerk hat sich die Margarine durchgesetzt, so Werksleiter Horst von Soosten. Denn sie lasse sich einfacher handhaben, ist stabiler und sorgt dafür, dass etwa Blätterteig, in den durch wiederholtes Ausrollen mehrere Lagen Fett gelegt werden, nicht zu einem vermischten Teigklumpen wird.

Werksleiter Horst von Soosten mit einer Platte Ziehfett, das für die Produktion von Blätterteig verwendet wird.
Am Bremer Feld in Delmenhorst wird seit mehr als 100 Jahren Margarine produziert. Anfangs galt es, einen Mangel zu beheben, denn Butter braucht große Mengen an Milch, die lange genug geschlagen zu Buttermilch und Butter gerinnt. Später wurde erkannt, dass Streichfett aus Pflanzenöl sogar gesünder sein kann als die tierische Butter, denn diese enthält mehr ungesättigte Fettsäuren. Horst von Soosten leitet die Fabrik zwischen Syker Straße und Grüner Straße, wo jährlich um die 45.000 Tonnen Speisefett produziert werden. Und von Soosten ist stolz, dass sein Werk noch immer Marktführer in Deutschland ist: "Unter dem Namen Meistermarken kennt uns wahrscheinlich jeder Bäcker." Und unter dem Namen Meistermarken werden die in verschieden große Blöcke geschnittenen und verpackten Produkte auch heute noch verkauft, auch wenn die Firma schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr so heißt. Damals hatte der Mutterkonzern Unilever die globale Fettproduktion abgespalten und das neue Unternehmen Bakemark getauft. Mittlerweile firmiert das Werk unter dem Namen CSM Ingredients.
Flüssiges Öl wird zu fester Margarine
Die Produktion ist simpel: "Wir haben Produktionsstraßen, auf denen zunächst verschiedene Öle gemischt und mit Salz und anderen Zusatzstoffen angereichert werden", erklärt von Soosten. Anschließend durchläuft das noch flüssige Öl eine Art Gefriermaschine, bei der das Öl stark heruntergekühlt wird und sich am Rand eines dicken Rohrs verfestigt. Eine sich in dem Rohr drehende Schraube kratzt unentwegt das sich verfestigte Öl ab und spuckt es als starr gewordene gelbliche Substanz wieder aus. "Das ist schon der ganze Zauber", sagt von Soosten. Anschließend wird die Margarine zu Blöcken oder Platten geformt, automatisch verpackt und von den jeweils rund 20 Mitarbeitern je Schicht für den Verkauf in Kartons und auf Paletten verpackt.

Um die 45.000 Tonnen Margarine verlassen jedes Jahr das Werk am Bremer Feld.
Derzeit arbeiten 128 Mitarbeiter am Bremer Feld und produzieren dabei nicht bloß Margarine, sondern auch sogenannte "Coatings", also Überzugprodukte, die dann zum Beispiel als Schokoladenglasur auf Croissants oder Mandelhörnchen gezogen werden. Auch Füllungen für Doppelkekse, Puddingteilchen oder Nougathörnchen werden produziert.
Dabei war die Gründung der Fabrik in Delmenhorst im Jahr 1910 ein großer Zufall: Der Unternehmer Hermann Petersen war nach Streitereien aus einer anderen Margarinefabrik im rheinischen Neuss ausgeschieden, dabei war ihm verboten worden, im Deutschen Reich eine eigene Fabrik zu eröffnen. Doch waren die Länder mit einer Ausnahme namentlich aufgeführt, in der die Gründung untersagt war. Das Land Oldenburg war vergessen worden und Delmenhorst als aufstrebende Industriestadt sogleich Möglichmacher dessen, was nur wenige Jahre später im wohl ersten multinationalen Konzern aufging: Unilever. Die Firma war im Jahr 1929 durch die Fusion der niederländischen Margarine-Union und dem britischen Konsumgüterunternehmen Lever Brothers entstanden. Und das Delmenhorster Werk bis ins Jahr 2000 Teil des Konglomerats, dem neben diversen Kosmetik-Marken auch die Lebensmittelhersteller Iglo, Langnese und Knorr angehören.
In früheren Jahren hatte man auch noch für Endverbraucher produziert. So wurde am Bremer Feld etwa Sauce hollandaise gefertigt, die in Tetrapaks mit Knorr-Logo verkauft wurde. Heute werden nur sogenannte Backtrennsprays produziert, die von anderen Firmen abgefüllt und unter eigenem Namen verkauft werden. Allerdings: "Sie können davon ausgehen, dass jedes Backtrennspray, das sie sehen, in Delmenhorst produziert wurde", sagt von Soosten.

In den Silos könnte knapp der Wochenbedarf an Pflanzenöl gelagert werden, das Werk wird jedoch mehrmals täglich mit frischem Öl beliefert.