Er war eine schillernde Persönlichkeit, auch wohl ein bunter Vogel, dieser Hans Leo Hassler, den St.-Christophorus-Organist Norbert Müller zum Thema seines Orgelabends am Sonntag in der Christophorus-Kirche gemacht hatte. Er spielte unter der Überschrift „Hans Leo Hassler, Organist im Hause der Fugger – Werke von eben diesem Hassler, von Christian Erbach, seinem Nachfolger auf vielen der Positionen, die er bei den Fuggers innehatte und von Giovanni Gabrieli, dem Neffen seines Lehrers.
Hassler gehörte zu den ersten in der Reihe der Komponisten, die italienische Musik mit nach Deutschland brachten und von ihr maßgeblich beeinflusst wurden. Er verkehrte, wie Norbert Müller es in seiner Einleitung darlegte, im Hause des weltumspannenden Finanzkonzerns der Fugger in Augsburg, als Hausorganist, Komponist, Finanzmakler, auch als Hersteller von mechanischen Orgeln, gesellschaftlich erfolgreich in höchsten Kreisen.
Bekannt durch Gesellschaftskunst
Als Komponist zukunftsweisend und populär wurde er auch durch seine Gesellschaftskunst, in der er Anregungen des italienischen Stils mit dem deutschen Stil vermischte. Das vollzog sich ganz praktisch wenn etwa der Textzeile „Nun fanget an ein gutes Liedlein zu singen“ der Satz „Last Instrument und Lauten auch erklingen“ sich anschließt und sofort auf eine vokal-instrumentale Ausführung italienischer Art hinweist. So konnte auch eine seiner „welschen“ Canzonetten, “Mein Gemüt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart“ zu einem der populärsten deutschen Choräle (Oh Haupt voll Blut und Wunden“) werden.
Hasslers Orgelmusik zeichnet sich durch kontrapunktische Meisterschaft aus, die aber verbunden ist mit italienischer Leichtheit. Beides war auch im Spiel Norbert Müllers in der einleitenden „Toccata in G“ zugegen. Federnd artikuliertes Laufwerk verziert, wie improvisiert, den immer wieder gegenwärtigen Cantus Firmus. Eine „Ricercare in F“ ist nachdenkliche Fugen-Arbeit und leicht fingriges Tonleiter-Spiel. Wie gekonnt hält Norbert Müller hier die Spannung bis zum Schluss aufrecht, bei einer Musik, die anscheinend gar nicht enden will. Die drei Sätze aus der „Orgelmesse zum Fest des Heiligen Andreas“ am Schluss des Programms verbanden wieder machtvollen Cantus-Firmus-Gesang mit virtuosem Tonleiterspiel, das immer auf seine melodischen Qualitäten hin ausgehorcht war. Dichteste Satzstrukturen waren immer transparent bis hin zur großen Schlussgeste des „Cum Sancte Spirito“.
Der große Schlussapplaus des wie gewohnt kleinen Publikums galt ja auch der als zweites so schwungvoll gespielten „ Fuga noni toni“ von Giovanni Gabrieli und den drei spritzig artikulierten, von musikantischer Lebendigkeit erfüllten Orgelstücken des Christian Erbach und war eine sehr lohnende „Ausgrabung“.