Für 68 Gesellinnen und Gesellen aus insgesamt elf Gewerken ist am Donnerstagabend im Kleinen Haus in Delmenhorst ein roter Teppich ausgerollt worden. Der Grund: Sie alle haben erfolgreich in ihrem Handwerk die Abschlussprüfungen des Sommerhalbjahres 2024 gemeistert. Aus diesem Anlass hatte die Kreishandwerkerschaft Delmenhorst/Oldenburger-Land zu einer Feierstunde eingeladen. Die Übergabe der Gesellenbriefe galt es, gebührend zu zelebrieren.
Kreishandwerks-Geschäftsführer Sven Jochims führte durch die Festveranstaltung. Er begrüßte nicht nur Absolventen, deren Freunde und Verwandte sowie beteiligte Lehrer und Prüfer, sondern auch Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft – darunter Oberbürgermeisterin Petra Gerlach. Zum Auftakt wurde den Gästen ein Zusammenschnitt von Filmen aus der Image-Kampagne des Handwerks sowie ein Sketch aus der Grünwald Freitagscomedy des Bayrischen Rundfunks gezeigt.
Deutlich wurde, welch hohen Stellenwert der Handwerker in den Augen der Bevölkerung erlangt hat. „Das Handwerk ist nicht nur Problemlöser, sondern vor allen Dingen auch Gestalter. Klimawende, Energiewende, Verkehrswende – all diese wichtigen Veränderungen sind ohne Handwerk nicht möglich“, machte Jochims deutlich.
Drei Hammerschläge
„Drei Hammerschläge auf das Rednerpult – in Ehrbarkeit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit“, läutete Kreishandwerksmeisterin Melanie Heuer ihre Ansprache ein. Dann sprach sie die Gesellinnen und Gesellen öffentlich und feierlich Kraft ihres Amtes frei von den Verpflichtungen, die sie als Auszubildende zu Beginn ihrer Lehre übernommen haben – und zwar nach altem, deutschem Handwerksbrauch aufgrund erbrachter Leistungen sowie bestandener Gesellenprüfungen. „Ganz nach dem Leitsatz des Handwerks habt Ihr mit Zuverlässigkeit, Vertrauen und Beständigkeit als auch mit Fleiß, Treue und Hingabe gelernt, euer Handwerk auszuüben. Das heißt, Ihr habt die erste wichtige Etappe in eurem jungen Alter gemeistert – und darauf könnt Ihr sehr stolz sein“, sagte sie den Gesellen.
Drei Jahre lang hätten die Prüflinge unter Beweis gestellt, dass sie alle notwendigen Voraussetzungen für das Handwerk erfüllen. „Ihr habt das notwendige handwerkliche Geschick mitgebracht, ausgebaut und verfeinert. Ihr wisst mit euren Händen anzupacken und habt ganz bestimmt auf unterschiedlichsten Gebieten viel Geduld lernen müssen.“ Bekanntlich sei noch kein Meister vom Himmel gefallen. Heuer wünschte den Mut, weiter zu wachsen, „denn das Handwerk ist so vielseitig wie die Welt um uns herum und hält das Land am Laufen“.
Fundament der Wirtschaft
In ihrem Grußwort hob Petra Gerlach ebenfalls die Bedeutung des Handwerks hervor: „Das Handwerk spielt seit jeher eine fundamentale Rolle in unserer Wirtschaft. Denn es sind Handwerkerinnen und Handwerker, die unsere Autos reparieren, unsere Haare schneiden und so viele weitere wichtige Dienstleistungen erbringen. Ihre Arbeit sichert nicht nur den wirtschaftlichen Wohlstand, sondern auch die Lebensqualität unserer Stadt und der Region.“ Handwerk sei mehr als nur eine wirtschaftliche Säule, es stehe für Kreativität, für Traditionsbewusstsein und für das Bewahren von Fähigkeiten, die über Generationen weitergegeben wurden. „Ihre Expertise wird dringend benötigt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern – sei es durch nachhaltiges Bauen, die Nutzung neuer Technologien oder die Weitergabe Ihrer Kenntnisse an die nächste Generation von Handwerkerinnen und Handwerkern", so Gerlach. Auch Wolfgang Etrick, Vorsitzender vom Förderverein der örtlichen Wirtschaft, überbrachte seine Glückwünsche.
Anekdote aus der Ausbildungszeit
Bevor die feierliche Übergabe der Gesellenbriefe erfolgte, amüsierte der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, Timon Schütte, mit kleinen Anekdoten aus seiner Ausbildungszeit. „Manchmal muss man auch den Kopf einziehen, um ungeschickten Situationen aus dem Weg zu gehen. Das ist mir nicht immer gelungen, weshalb ich während des Verbindens zweier Kabel eine große Ladung von fertig gemischtem Zwei-Komponenten-Kleber in die Haare geschüttet bekam. Mir wurde zwar gesagt, es war aus Versehen, aber es könnte auch eine Strafe für mein loses Mundwerk gewesen sein.“ So sei ihm eine lange Zeit unter der Dusche beschert worden.
Schließlich folgte der langersehnte Akt: Ihren Gesellenbrief erhielten als erste Gewerke die Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Bäckerei, gefolgt von den Bäckern, Maurern und Zimmermännern. Friseure sowie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Maler- und Lackierer, Metallbauer, Elektroniker und Kfz-Mechatroniker sowie Tischler schlossen sich an.