Für viele ist er fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit: der Adventskalender. Kinder freuen sich jeden Tag über ein Stück Schokolade, Erwachsene über Pralinen, Tee oder Kosmetikproben. Weniger materiell geht es beim lebendigen Adventskalender der Kirchengemeinde Hasbergen zu. Auch dort wird bis zum 24. Dezember jeden Tag ein Tür geöffnet – allerdings die von Privatleuten und Institutionen. Sie laden Besucher zu sich ein und sorgen für vorweihnachtliche Unterhaltung.
Seit dem Jahr 2002 bietet die Kirchengemeinde den Bewohnern in allen drei Bezirken diese gesellige Alternative zum gekauften Adventskalender an. Seit dem ersten Advent bis Heiligabend erwarten sie jeden Abend um 17.30 Uhr eine kurze Lesung, ein kleines Theaterstück oder Musik.
„Die einzelnen Beiträge dauern alle zwischen zehn und 15 Minuten“, erklärt Hildburg Eitschberger, Organisatorin des Projektes. Seit Oktober war sie schon intensiv mit den Vorbereitungen beschäftigt, nach potenziellen Teilnehmern hält sie aber das ganze Jahr über Ausschau. „Immer wieder beteiligen sich neue Menschen an der Aktion. Die Hälfte ist jedoch schon von Anfang an dabei“, erzählt sie, „und trotzdem lassen sie sich jedes Jahr etwas Neues einfallen.“
Ein Türchen, das ihr besonders in Erinnerung geblieben ist, wurde vom Hof Stubbemann organisiert. „Alles war mit Schnee bedeckt, und wir sind mit Fackeln über die Felder gelaufen und haben Lieder gesungen.“ Nach dem kurzen Adventsbeitrag werde häufig Punsch oder ein Glas Tee gereicht. „Es geht vor allem darum, in der Vorweihnachtszeit zusammenzustehen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Ruhe in den sonst so stressigen Alltag zu bringen“, sagt Eitschberger.
Sie selbst ist bei jedem der 24 Türchen dabei und lässt sich überraschen. „Obwohl sich die Teilnehmer bei mir anmelden, weiß ich nicht, was sie geplant haben. Das bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis“, erklärt sie. Umgekehrt wüssten die Familien und Vereine auch nicht, wie viele Gäste sich vor ihrem Haus versammeln. Bei manchen Veranstaltungen kämen 50 bis 60 Gäste, bei anderen wiederum nur fünf, „das kann man nie vorhersagen“.
Ebenso wenig lässt sich das Wetter im Dezember vorhersagen. „Der Adventskalender findet allerdings sowohl bei Regen als auch bei Schnee statt“, betont Eitschberger. Es sei noch nie vorgekommen, dass ein Abend abgesagt werden musste. Auch nicht, weil ein Teilnehmer einen Rückzieher gemacht hat. „Ich musste noch kein Not-Türchen organisieren. Wer sich einmal dazu durchgerungen hat, Fremde in sein Haus blicken zu lassen, scheint dabei zu bleiben“, sagt die 68-Jährige.
So wie Familie Dittrich. Sie beteiligt sich seit vier Jahren am lebendigen Adventskalender, dieses Mal am 18. Dezember. „Wir werden Geschichten vorlesen und Weihnachtslieder singen“, kündigt Manuela Dittrich an. Und alle sind dabei: Mann Christoph, Tochter Fiona und die beiden Söhne Nils und Tim. „Auch meine Schwiegermutter Ute Dittrich will in diesem Jahr zum ersten Mal mitmachen. Sie hat sich bereits einen plattdeutschen Text ausgesucht“, verriet sie.
Angesprochen wurde sie von Hildburg Eitschberger im Jahr 2011, als einer ihre Söhne den Konfirmandenunterricht besuchte. „Ich hatte sofort großes Interesse, es stellte sich nur die Frage, was man teils fremden Gästen bei sich zu Hause präsentieren möchte“, erzählt sie. Als diese Hemmschwelle einmal überschritten war, meldete sich Familie Dittrich in den folgenden Jahren stets selbst für den lebendigen Adventskalender an.
„Wir öffnen seitdem immer unsere Terrassentüren, der Weg bis in den Garten wird mit Fackeln und einem Feuerkorb beleuchtet“, berichtet Dittrich. Dann beginnt die Familie in der Regel mit einem Lied. „Welche Geschichte ich anschließend lese, mache ich davon abhängig, wie viele Kinder dabei sind“, ergänzt sie. Sie ist übrigens außerdem Mitglied im Kirchenrat und organisiert regelmäßig die Kinderkirche.
Am schönsten sei jedoch der daran anschließende Teil: „Es ist jedes Mal toll, einfach nur zusammenzustehen, neue Leute kennenzulernen und sich abends eine kleine Auszeit zu gönnen.“ Deshalb seien sie und ihre Familie auch regelmäßige Gäste bei den anderen Adventstürchen: „Es ist sehr entspannend, eine Viertelstunde nichts zu tun, außer zuzuhören und den Advent bewusst zu genießen.“
Am Sonntag eröffnete Bischof Jan Janssen den lebendigen Adventskalender in der St.-Laurentius-Kirche in Hasbergen, ehe dann ab dem heutigen Montag die weiteren Türchen geöffnet werden. Beendet wird die Aktion am 24. Dezember auf dem Gut Dauelsberg, wo in der Kapelle Zum Guten Hirten an der Syker Straße ab 10 Uhr ein gemeinsamer Gottesdienst abgehalten wird.
Die Adressen des lebendigen Adventskalenders
◼ Bis Heiligabend
öffnen sich beim lebendigen Adventskalender der Kirchengemeinde Hasbergen lauter echte Türen, hinter denen Überraschungen für die Teilnehmer warten. An den einzelnen Tagen werden an folgenden Adressen jeweils um
17.30 Uhr
die Türen aufgemacht:
30. November:
Familie Hartwig, Moorgrabenweg 4;
1. Dezember:
Ilse Schaffarzyk, Hainbuchenring 16 in Heide;
2. Dezember:
Inge Cordes, Hasenwinkel 8;
3. Dezember:
Ralf Frerichs, Hohensteiner Straße 24;
4. Dezember:
Familie Strauch, Am Donneresch 52 b;
5. Dezember:
Familie Hölscher, Hullener Weg 6;
6. Dezember:
Musikschule Strings, St.-Laurentius-Kirche an der Hasberger Dorfstraße;
7. Dezember:
Familie Brinkmann und der Bläserkreis, Brandhöfener Weg 30;
8. Dezember:
Kindergarten St. Martin, Brauereiweg 20;
9. Dezember:
Rietfideln, Worpsweder Straße 9;
10. Dezember:
Familie Jetses, Tannenbergstraße 36;
11. Dezember:
Familie Labatski, Ruseler Weg 55;
12. Dezember:
Feuerwehr Hasbergen, Bungerhofer Straße 5;
13. Dezember:
Familie Schweers, Veilchenweg 7;
14. Dezember:
Kantorei, Gemeindehaus an der Hasberger Dorfstraße 56;
15. Dezember:
Familie Eitschberger und das Flötenquartett, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 3;
16. Dezember:
Marie-Luise Kappe, Seumeweg 12 d;
17. Dezember:
Familie Strudthoff und die Grundschule, Hullener Weg 65;
18. Dezember:
Familie Dittrich, Haselnußweg 1;
19. Dezember:
Familie Kellner und Nachbarn, Am Brink 6 a;
20. Dezember:
Familie Stubbemann, Schohasberger Weg 8;
21. Dezember:
Familie Heyn, Ahnbeker Weg 15 a in Heide;
22. Dezember:
Familie Grade, Roggestraße 15;
23. Dezember:
Familie Bödeker, Brookweg 1;
24. Dezember, 10 Uhr:
Gut Dauelsberg, Kapelle Zum Guten Hirten an der Syker Straße 369.