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Mittelalterfest in Delmenhorst Ausnahme für Graf Gerd

Mit bis zu 4000 Besuchern hat sich "Graf Gerds Stadtgetümmel" in Delmenhorst seit 2010 zu einem Besuchermagnet entwickelt. Dieses Jahr soll es wieder stattfinden – trotz des Konflikts zur Brut- und Setzzeit.
17.03.2022, 14:51 Uhr
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Ausnahme für Graf Gerd
Von Björn Struß

Die Burginsel ist inmitten der Graftanlagen ein Kleinod der Natur, in der warmen Jahreszeit ist sie aber auch eine der attraktivsten Veranstaltungsorte in Delmenhorst. In diesem Spannungsfeld hat am Mittwochabend einmal mehr der Umweltausschuss debattiert. Die Wirtschaftsförderung (DWFG) war an den Stadtrat mit der Bitte herangetreten, "Graf Gerds Stadtgetümmel" in der für Tiere besonders sensiblen Brut- und Setzzeit veranstalten zu dürfen.

Das Mittelalterfest mit bis zu 4000 Besuchern findet seit 2010 immer am ersten Juliwochenende auf der Burginsel statt, dieses Jahr würde es auf den 2. und 3. Juli fallen. In den vergangenen zwei Jahren musste es coronabedingt ausfallen. Der Umweltausschuss sprach sich dafür aus, für die Veranstaltung eine Ausnahme zu machen. Lediglich Harald Schneewind (Grüne) beurteilte den Schutz der Tiere als wichtiger und stimmte gegen den Antrag der DWFG. Die Entscheidung fällt nun im Verwaltungsausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine Abstimmung im Stadtrat gibt es nicht.

Gleichzeitig sprach sich der Umweltausschuss aber auch einstimmig dafür aus, dass dies für Graf Gerd die letzte Ausnahme sein soll. Ab kommenden Jahr muss die DWFG als Veranstalter gemeinsam mit den vielen Schaustellern einen anderen Termin finden, der nicht in die Zeit vom 1. April bis 15. Juli fällt. Die Suche nach einem anderen Veranstaltungsort beurteilte DWFG-Geschäftsführer Ralf Hots-Thomas als aussichtslos: "Der Rathausplatz ist dafür viel zu belebt, auf dem Schweinemarkt würde der Platz nicht ausreichen. Zudem brauchen wir für eine Veranstaltung wie diese eine Rasenfläche."

Die Debatte hatte Züge von "Und täglich grüßt das Murmeltier", denn vor einem Jahr stand die Politik vor der gleichen Frage: Ist die beliebte Veranstaltung wichtiger als der Schutz der Tiere? Damals wollte sich die Wirtschaftsförderung das "Okay" für die Jahre 2021 und 2022 einholen. Dem folgten die Ratspolitiker nicht. Sie genehmigten die Ausnahme für 2021, das Mittelalterspektakel verhinderte dann allerdings die Pandemie. Für 2022 forderte die Politik die DWFG auf, nach einem andern Termin zu suchen.

Laut Hots-Thomas lief diese Suche aber ins Leere: "Die Kostümierten, die für die Kulisse sorgen, ziehen wie ein Zirkus von Stadt zu Stadt. Die Veranstaltungsdichte ist sehr hoch. Deshalb ist es schwierig, einen anderen Termin zu finden." Zudem habe sich der Termin in Delmenhorst inzwischen etabliert und sei auch überregional beliebt.

Grünen-Politiker Schneewind kritisierte diese Argumentation. Seine Partei sei grundsätzlich dagegen, die Burginsel in der Brut- und Setzzeit für Veranstaltungen zu nutzen. "Auch die Veranstalter müssen sich dann mal bewegen. Viele Bürger haben das Bedürfnis, derartige Veranstaltungen im Einklang mit dem Naturschutz zu organisieren. Da darf man sich nicht einfach drüber hinwegsetzen", betonte er. Kristof Ogonovski, Fraktionsvorsitzender der CDU, hielt dagegen, dass sich die DWFG grundsätzlich an den Schutz der Brut- und Setzzeit halten will. Wegen der schwierigen Terminfindung sei es aber vertretbar, eine letzte Ausnahme zu machen.

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