Während am Delme-Klinikum-Delmenhorst dieser Tage deutlich hör- und sichtbar die Bauarbeiten voranschreiten, ist im Hintergrund des Areals ein Ort zur Stille und zum Verweilen entstanden: Errichtet wurde eine Gedenkstätte für die Opfer und Hinterbliebenen der Mordserie des Krankenpflegers Niels Högel, dessen Verbrechen im Jahr 2000 im Klinikum Oldenburg begannen und 2005 im Klinikum Delmenhorst endeten. Als Krankenpfleger verabreichte er nicht verordnete Medikamente, um sich mit der Reanimationen von Patienten zu profilieren. "Es ist unsere Aufgabe, an die Opfer der Schreckenstaten zu erinnern", sagte Oberbürgermeisterin Petra Gerlach (CDU). Gemeinsam mit Opfer- und Hinterbliebenenvertreter Christian Marbach hat Gerlach die Gedenkstätte an diesem Dienstag im Beisein von beteiligten Akteuren der Stadtverwaltung und des Krankenhauses sowie Angehörigen eingeweiht.
"Wir werden Euch und das, was hier passiert ist, nie vergessen und immer daran erinnern!" Unter anderem diese Worte zieren die Tafel des unter einer mächtigen Buche stehenden Gedenksteins. Umgeben ist das Denkmal von einem Beet, dessen Pflanzen bald für einen immergrünen Bewuchs sorgen. Laut Marbach, dessen Großvater im Klinikum ermordet wurde, ist der Standort am Rande des Klinikgeländes gut geeignet: "Hier ist es ruhig, aber der Ort ist trotzdem sichtbar für die Besucher – ein starkes Symbol." Und das ist wichtig, denn Gedenken brauche Zeit. Er setzt sich dafür ein, dass dieses "schwierige Thema, das Emotionen wie Wut, Trauer und teilweise Scham" auslöst, würdig in Erinnerung gehalten wird.
"Würdige" Umsetzung
Bereits 2016 wurde in der Graft eine Gedenkmöglichkeit für die Opfer des Krankenpflegers geschaffen, den das Landgericht Oldenburg 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt hatte – drei Bäume und ein kleines Schild sollen auf die getöteten Patienten aufmerksam machen. Diese erste Gedenkstätte, die etwas versteckt im Park liegt, ist für Marbach allerdings "der Sache nicht würdig“. 2020 kontaktierte er schließlich die Geschäftsführung des Delme-Klinikums und Gerlach mit dem Wunsch nach einer neuen, angemesseneren Gedenkstätte: "Trotz der Schwere waren unsere Gespräche vertrauensvoll und konstruktiv." Und auch die Umsetzung sagt Marbach zu: "Es ist würdig und bodenständig, nicht zu viel – typisch Delmenhorst eben." Daran hat Marbach gemeinsam mit der Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten gearbeitet. Menschen sollen an dem Ort die Möglichkeit haben, in unmittelbarer Nähe zur Klinik Ruhe zu finden und nachzudenken. Zudem befindet sich auf der Tafel auch ein QR-Code, den Interessierte einscannen können. Dieser führt zu einer Seite, auf der Marbach weitere Informationen zur Verfügung stellt.

Über den QR-Code auf der Tafel am Gedenkstein gelangen Interessierte auf eine Internetseite, auf der weitere Informationen veröffentlicht werden.