Hude. „Ich bin nicht sicher, ob wir damit in eine Situation geraten, vor der wir immer gewarnt haben", sagte Michael Grashorn (Grüne) in der Ratssitzung in der vergangenen Woche. Der Grünen-Politiker brachte damit seine Zweifel an der Richtigkeit des Weges zum Ausdruck, den Hudes Gemeindeverwaltung einschlagen will. Diese hatte dem Rat nämlich eine Beschlussempfehlung vorgelegt, einer außerplanmäßigen Ausgabe für den Ankauf von mobilen Einheiten der Kindertagesstätte "Kleine Villa Kunterbunt" in Höhe von 216 000 Euro zuzustimmen.
Nachdem über dieses Vorhaben vor etwa einem Monat im Ausschuss für Jugend, Gesellschaft und Soziales ausgiebig und hitzig diskutiert, letztlich aber einstimmig abgesegnet wurde – auch von den Grünen – (wir berichteten), meldete sich in der Ratssitzung nur Grashorn mit Bedenken zu Wort. Ihn trieb nicht nur die Befürchtung um, dass damit Container für den Kita-Betrieb von einer Zwischen- zu einer Dauerlösung werden könnten, sondern auch die Frage, ob es nicht auch günstigere Möglichkeiten zum Kauf von Mobilbauten gibt. "Warum gehen wir ein so teures Unterfangen ein?", wollte Grashorn wissen. Das habe sich förmlich aufgedrängt, erwiderte Bürgermeister Holger Lebedinzew. Denn der Neubau der Kitas würde deutlich länger brauchen. "Wir müssen von drei bis vier Jahren ausgehen. Vor diesem Hintergrund ist das Ganze neu zu bewerten. Schon nach etwa fünfeinhalb Jahren hat sich der Ankauf amortisiert, auch wenn wir jetzt erst loslegen", fürte Lebedinzew aus. Außerdem lasse sich noch nicht absehen, ob es in vier Jahren vielleicht weiteren Sanierungsbedarf gebe und die Container noch anderweitig gebraucht würden.
Gedeckt werden soll die außerplanmäßige Ausgabe zum Ankauf der Mobilbauten durch Einsparungen beim Neubauvorhaben der Kita „Kleine Villa Kunterbunt“. Hier stehen für das Jahr 2018 zwei Millionen zur Verfügung, heißt es in dem Beschlussvorschlag. Aufgrund der zeitlichen Abfolge der europaweiten Ausschreibung der Planungsleistungen geht die Verwaltung nicht davon aus, dass noch in diesem Jahr Aufträge in dieser Höhe ausgelöst werden. Zudem stehe eine Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 1,5 Millionen Euro für das Jahr 2019 zur Verfügung.
Der Argumentation des Bürgermeisters und der Verwaltung wollte Michael Grashorn nicht folgen. Zwar lehnte er das Vorhaben nicht ab, enthielt sich in der Abstimmung als einziges Ratsmitglied jedoch seiner Stimme. Damit ist der Ankauf der Container nun auf den Weg gebracht.
Standort an der Pastorei
Damit war das Thema Kinderbetreuung auf der Tagesordnung der Ratssitzung aber längst nicht abgeschlossen. Die Verwaltung wollte einen Beschluss, um mit der evangelischen Kirchengemeinde Verhandlungen zu führen, die Kleine Regenbogeninsel am Standort der Pastorei an der Vielstedter Straße in die Villa Kunterbunt an der Blumenstraße zu verlagern. Dem stimmten die Ratsmitglieder allesamt zu. Allerdings sorgte ein zweiter Punkt in dem Beschlussvorschlag für eine rege Debatte. In diesem hieß es: "Der Standort an der Vielstedter Straße soll mittelfristig aufgegeben werden, wenn die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen sind." So etwas wollten manche Ratsmitglieder nicht festlegen, bevor die Verhandlungen mit der evangelischen Kirche überhaupt begonnen haben. "Wir sollten erst einmal verhandeln und dies dann in die Ausschüsse geben", sagte Peter Zwiener (SPD). Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Karin Rohde, hielt diesen Punkt für überflüssig und wollte ihn aus der Abstimmung nehmen. Dieser Vorstoß rief wiederum Friedrich Schnabel auf den Plan. Der CDU-Fraktionsvorsitzende monierte, dass dies eine Rolle rückwärts der Grünen sei. Denn dieser Punkt tauche überhaupt nur wegen der Grünen in dem Beschlussvorschlag auf. "Das ist ein Hickhack, das lehne ich ab", sagte Schnabel.
Doch auch aus den Reihen der CDU regte sich leichter Widerstand. Sowohl Wilfried Siems als auch Andreas Otte wollten sich ihrer Stimme enthalten. "Der Standort wird sehr geschätzt, auch von meinen Kindern. Er ist klein, überschaubar und gut einzusehen", sagte Otte. Dennoch werde sich die Politik damit beschäftigen müssen. Aufgrund seiner Lage an einer Hauptstraße werde der Standort an der Pastorei aufgegeben werden müssen. "Wir stehen vor gewaltigen Veränderungen", ist Otte sicher. Eine Ratsabstimmung darüber, den Standort an der Pastorei mittelfristig aufzugeben, hielt er jedoch für überflüssig. Das sah die Mehrheit im Rat anders. Mit 23 Stimmen wurde auch dieser Punkt abgenickt.