Fürs Erste ist Lore Giesen-Wiche zufrieden. Das Hauptziel, dem Treffpunkt Deichhorst mehr Leben einzuhauchen, ist geschafft. Damit soll es das für die 69-Jährige jedoch längst noch nicht gewesen sein. Auf einem Zettel hat sie schon viele weitere Ideen notiert, wie das Angebot im Begegnungszentrum weiter an Attraktivität gewinnen soll. Ihr schwebt da beispielsweise ein Märchencafé vor. Oder aber eine Quizrunde. Unübersehbar geht sie in ihrer Rolle als Leiterin des Treffpunkts förmlich auf. Sie versprüht Lebensfreude, Energie und Enthusiasmus.
Genau damit hat Giesen-Wiche die Menschen im Treffpunkt angesteckt. Seitdem sie im Jahr 2017 die Verantwortung anstelle der verstorbenen Altrud Fangmann übernahm, hat sie eine äußerst positive Entwicklung angeschoben. Dabei spürt die 69-Jährige das Vertrauen aller Gruppenleiter. Das war ihr auch von Anfang an wichtig. Deshalb ist es einer ihrer ersten und gleichzeitig wichtigsten Schritte gewesen, alle zu einer Sitzung zusammenzurufen. Dort wurde sie als neue Leiterin gleich gut angenommen. „Ich bin nicht der Typ, der einen Mangel verwalten möchte“, berichtet Giesen-Wiche. Zudem bevorzugt sie die Kommunikation und das Gemeinschaftsgefühl. Aus ihrer Sicht musste beides gegeben sein, um den Treffpunkt Deichhorst aus dem „Dornröschenschlaf zu wecken“, meint sie.
Der Anfang gestaltete sich dabei nicht leicht. Die neue Leiterin musste viele Anstrengungen unternehmen, um das vorhandene Fundament weiter auszubauen. Es waren zwar Angebote für Besucher da, es gab schon seit Jahrzehnten bestehende Gruppen – aber die Bedingungen sowie die Organisation ließen zu wünschen übrig. Das fing schon bei der Online-Aktivität sowie der telefonischen Erreichbarkeit an. „Hier war ja nie jemand hier. Da hätte man auch im Himmel anrufen können“, sagt sie. Des Weiteren war das Gebäude mit alten unnützen Geräten überlagert. Viele Kontakte waren eingeschlafen.
Aufbruchstimmung entstanden
Eine ihrer ersten Maßnahmen war, den Treffpunkt von unnötigem Ballast zu befreien. Im Nachhinein betrachtet bezeichnet sie dies auch als Initialzündung für die das Begegnungszentrum. „Die Leute haben gemerkt: Hier passiert etwas. Es ist eine Aufbruchstimmung entstanden“, beschreibt Giesen-Wiche. Weiter versuchte sie, den Kontakt zu anderen Institutionen wieder herzustellen. Eine Anlaufstation stellte dabei die benachbarte Grundschule Deichhorst dar. Über ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Märchenerzählerin ist ihr dieses Vorhaben auch gelungen. In der Folge fungierten unter anderem Menschen aus dem Treffpunkt als Lesepaten.
Giesen-Wiche wendete sich auch an Rudolf Mattern von der Stadt Delmenhorst: Er leitet dort den Fachbereich Jugend, Familie, Senioren und Soziales. Und sie sollte nicht enttäuscht werden. „Im Treffpunkt fürchtete man, man würde uns den Treffpunkt wegnehmen wollen. Aber diese Sorge war unbegründet. Ich wurde dort mit offenen Armen empfangen. Man sagte mir: Gott sei Dank tut sich etwas“, berichtet die 69-Jährige. Auf Empfehlung von Mattern kooperiert der Treffpunkt nun auch mit dem Nachbarschaftsbüro Deichhorst und mit dem Familienzentrum Villa in Delmenhorst.
Giesen-Wiche selbst weiß zwar um ihre Wichtigkeit für das Begegnungszentrum, möchte sich aber nicht überhöhen. Sie dankt allen Gruppenleitern und vor allem drei Personen, die sehr viel für den Treffpunkt Deichhorst leisten. „Ohne sie würde nichts funktionieren. Das sind die Stars.“ Einmal wäre da Harald Söhlke, ihr ehemaliger Schulleiter. Er leitet den Partnerschaftskreis Lublin/Polen. „Das rechne ich ihm hoch an“, sagt Giesen-Wiche. Auch ihr Mann Manfred Giesen trägt zur positiven Entwicklung des Begegnungszentrums bei. So gestaltet er den Online-Auftritt und organisiert Computertreffs. Zudem weiß die Leiterin auch um die Bedeutung von Irene Wieting. „Sie hat ein großes Netzwerk, kennt Hans und Franz und organisiert viel.“
Alle geben den Besuchern damit Halt: Für Giesen-Wiche eine große Aufgabe. „Wir müssen etwas gegen die Einsamkeit tun und eine Kontaktbörse sein“, sagt sie. Dabei löst es in ihr Freude aus, wenn die Menschen den Treffpunkt gelöst und glücklich verlassen. „Was gibt es Schöneres, wenn man das bewirken kann?“ Zurzeit werden die 31 Angebote regelmäßig von bis zu 800 Besuchern beansprucht. Giesen-Wiche erkennt noch Steigerungsmöglichkeiten. „Der Treffpunkt hat gewaltiges Potenzial. Das hat mich von Anfang an gereizt. Ich habe noch viel vor.“