Der Geruch von gebrannten Mandeln und Schmalzkuchen liegt in der Luft. Jede Menge Karussells und Buden mit verschiedensten Spielmöglichkeiten und Leckereien ergeben nebeneinander gereiht den Weg über den Kramermarkt in Delmenhorst. Noch bis einschließlich Mittwoch, 14. September, bieten mehr als 90 Schausteller ihren Gästen auf den Graftwiesen eine Mischung aus altbekannten Klassikern und Neuheiten an.
Neben Autoscooter und Kinderkarussell gehört das Fahrgeschäft "Break Dancer" wohl mit zu den bekanntesten Attraktionen, die überregional auf Jahrmärkten vertreten sind. Dabei dreht sich eine große, tragende Scheibe. Auf dieser befinden sich Kreuze, die auch rotieren. Und auf diesen Kreuzen sind jeweils vier Zweisitzer-Gondeln befestigt, die sich ebenfalls drehen. Bei Veranstaltungen in Delmenhorst und umzu dreht auf dem Kultfahrgeschäft zwischen einigen bunten Gondeln auch eine ganz besondere ihre Runden: eine Gondel in Form einer Kuh. Claudia Vespermann-Dreher, Betreiberin des Fahrgeschäftes "Break Dancer", erzählt, was es mit der außergewöhnlichen Gondel auf sich hat. Die gebürtige Bremerin verrät auch, welche Kuh-Mythen sich seit Jahren unter Kirmesbesuchern herumsprechen.
Premiere des Break-Dancers 1985
Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt Vespermann-Dreher ihren Schaustellbetrieb in der sechsten Generation. Alles fing mit einer Schießbude und einem Pferdchen-Karussell an. Einige Jahre später stellten sie die Berg- und Talbahnen "Petersburger Schlittenfahrt" und drei verschiedene "Musikexpresse" aus. 1985 entschied sich ihre Mutter Erika Dreher, das Rundfahrgeschäft "Break Dancer" zu kaufen. Dies wurde vom Bremer Hersteller Huss entworfen und gebaut. Auf der Bremer Osterwiese feierte das Karussell im gleichen Jahr seine Premiere.
"Erst wollte es meine Mutter gar nicht kaufen", sagt Vespermann-Dreher. Denn zuvor hatte die Familie ausschließlich überdachte Fahrgeschäfte. Innerhalb ihrer Familie legte ihre Mutter die Bedingung fest, ihre zu dem Zeitpunkt ausgestellte "Petersburger Schlittenfahrt" zu verkaufen, erzählt Vespermann-Dreher: "Diese steht seitdem in dem amerikanischen Freizeitpark Six Flags America." Mittlerweile drehen so einige "Break Dancer" ihre Runden auf verschiedenen Jahrmärkten und in Freizeitparks. "Der weltweit Allererste ist unserer, der fährt aktuell hier auf dem Kramermarkt", betont Vespermann-Dreher. Deshalb stehe an ihrem Fahrgeschäft auch in großer, bunter Leuchtschrift "Break Dancer – das Original".
Das Karussell wurde von den Gästen der Osterwiese 1985 sehr gut angenommen. Deshalb kontaktierte Erika Dreher die Firma Huss, um einen größeren "Break Dancer" bauen zu lassen. "Sie wollte, dass noch mehr Menschen gleichzeitig mitfahren können", so Vespermann-Dreher. Für die Entwicklung trug ihre Mutter damals sogar die Konstruktions- und Statikkosten beim Technischen Überwachungsverein (TÜV). Anstatt 16 Gondeln drehen sich auf der größeren Version 24 Gondeln. Insgesamt gibt es dieses Modell nur vier Mal weltweit, sagt die Geschäftsfrau: "Drei davon sind Reisemodelle und einer steht in Japan fest in einem Park." Beide Versionen stellt der Bremer Familienbetrieb bis heute auf Veranstaltungen von Schleswig-Holstein bis Nordrhein-Westfalen aus.
Wiedererkennungswert dank Kuh-Gondel
Einen besonderen Wiedererkennungswert haben diese beiden Fahrgeschäfte durch ihre Kuh-Gondeln. Diese fanden ihren Weg quasi durch einen Zufall vor rund 15 Jahren zu dem Familienbetrieb, erzählt Vespermann-Dreher: "Ein Container mit einigen Ersatzteilen für Break Dancer wurde verkauft." Darin befanden sich in erster Linie Rückenlehnen, Polster und andere Kleinteile. Beim Öffnen staunte sie nicht schlecht, als sie zwei Kuh-Gondeln förmlich anschauten. "Wir wollten diese dann eigentlich bei Veranstaltungen in ländlicheren Regionen anbringen, wie etwa in Vechta oder Bruchhausen-Vilsen", sagt sie. Um ihre Mutter zu überraschen, ließ sie eine Kuh während des Bremer Freimarkts befestigen. Was als Witz gedacht war, sei bei den Besuchern erstaunlich gut angekommen: "Seitdem ist die Kuh-Gondel der Renner."
Zudem sorgt die außergewöhnliche Gondel auch immer wieder für Gesprächsstoff, sagt Vespermann-Dreher mit einem Lachen: "Die einen sind überzeugt davon, dass diese Gondel viel schneller als alle anderen ist." Andere hingegen glauben, dass sich die Kuh langsamer dreht. Darüber würden viele Leute diskutieren. Gerade Eltern setzen sich gerne mit ihren Kindern in die tierische Gondel, weil diese ihrer Meinung nach besonders sicher sei. "Sie glauben das, weil die Kuh durch ihre Form und Größe mehr Schutz bietet", erklärt die 48-Jährige. Sie selbst bekommt öfters mit, dass Menschen das Fahrgeschäft mit der Kuh-Gondel identifizieren. Über die Jahre haben sich also so einige Mythen über die besondere Gondel entwickelt. Ob sie sich in Wahrheit schneller oder langsamer dreht, verrät Vespermann-Dreher aber nicht: "So bleiben die Mythen am Leben."