Es muss ein schockierender Moment gewesen sein, als am Dienstag gegen 11.30 Uhr zwei Autos vor der Kerschensteiner Schule (BBS II) am Wiekhorner Heuweg mit großer Wucht aufeinanderprallten. Neben den beiden Fahrern der Autos, die mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, waren auch zwei weitere Frauen schwer verletzt worden. Diese hielten sich zum Unfallzeitpunkt an der nahe gelegenen Bushaltestelle auf, so Polizeisprecher Albert Seegers. Durch herumfliegende Trümmerteile erlitten weitere drei Personen leichte Verletzungen. Polizei und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot angerückt, und die Notfallseelsorge der Johanniter versorgte unter Schock stehende Unfallzeugen.
Dramatischer Unfallhergang
Den Hergang rekonstruierte die Polizei folgendermaßen: Beinahe direkt vor dem Wartehäuschen der Bushaltestelle "Berufsschule" hatte gerade eine 38-jährige Frau aus Ganderkesee ihren VW Golf auf dem Seitenstreifen abgestellt, um ihre 18-jährige Tochter von der Schule abzuholen. Nachdem diese zugestiegen war, wollte die Mutter eine Kehrtwende vornehmen und ihren Wagen in Richtung Brauenkamper Straße steuern. Dabei kam es jedoch zu der verheerenden Kollision mit dem schweren Mercedes eines 19-jährigen Delmenhorsters. Dabei prallte der Mercedes mit der Front in die Fahrerseite des VWs. Nach diesem ersten Zusammenstoß schleuderten beide beteiligten Fahrzeuge an den Straßenrand. Der Volkswagen wurde nach rechts in Richtung der Bushaltestelle gedrückt. Der Mercedes kam nach links von der Fahrbahn ab und erst auf dem Bürgersteig zum Stehen.
Auf dem Gehweg befanden sich zum Unfallzeitpunkt mehrere Schülerinnen der Berufsschule, von denen fünf zum Teil vom schleudernden Mercedes erfasst und verletzt wurden. Zwei von ihnen, eine 19-Jährige und eine 32-Jährige, beide aus Ganderkesee, wurden dabei ebenso schwer verletzt wie auch die Fahrerin des Golfs und der Fahrer des Mercedes. Alle vier und auch die als Beifahrerin im Golf nur leicht verletzte Tochter wurden mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser gefahren. Außerdem erlitten zwei 22-jährige Frauen aus Ganderkesee und Lemwerder und eine 25-jährige Delmenhorsterin leichte Verletzungen, die vor Ort behandelt werden konnten.
Die beiden Fahrzeuge waren nach der Kollision nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden, den entstandenen Sachschaden beziffert die Polizei auf mindestens 25.000 Euro. Der Mercedes sei erst vor einer Woche von dem 19-Jährigen gekauft worden, so der zur Unfallstelle geeilte Bruder des Fahrers. Auch die Ummeldung sei zum Unfallzeitpunkt noch nicht erfolgt gewesen, weshalb der Mercedes mit einem Nummernschild aus dem Lippischen unterwegs war.

Einsatzkräfte der Delmenhorster Feuerwehr sicherten eines der zwei am Unfall beteiligten Fahrzeuge.
Mehr als 50 Einsatzkräfte vor Ort
Die Rettungskräfte rückten nach dem ersten Notruf, bei dem davon ausgegangen wurde, dass ein Auto in eine Menschenmenge gefahren sein könnte, mit insgesamt 14 Fahrzeugen und 26 Helfern an. Die Berufsfeuerwehr Delmenhorst kam mit sieben Fahrzeugen und 16 Einsatzkräften und sicherte die am Unfall beteiligten Fahrzeuge und sperrte den Wiekhorner Heuweg vom Burggrafendamm bis zur Baumstraße weiträumig ab. Ebenso waren sechs Mitarbeiter eines Kriseninterventionsteams der psychosozialen Notfallversorgung an Ort und Stelle, um den mitunter unter Schock stehenden Passanten Beistand zu leisten.
Wie die Polizei mitteilt, habe sie aufgrund der Spurenlage und mehrerer Aussagen von Augenzeugen den Verdacht, dass der Mercedesfahrer nicht die am Unfallort geltende Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gefahren sei, sondern diese weit überschritten haben könnte. "Deshalb wurde die Unfallstelle aufwendig ausgemessen, ein Sachverständiger beauftragt und die beteiligten Fahrzeuge sichergestellt", sagte Seegers.
Zur weiteren Aufklärung des Unfallgeschehens bittet die Polizei mögliche Zeugen, die bislang in der Sache keinen Kontakt zu den Beamten hatten, sich telefonisch unter der Rufnummer 0 42 21 / 1 55 90 zu melden.