Gut 200 Jahre ist es her, da schrieb der deutsche Schulmeister Ernst Anschütz den Text: "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach". Das Lied über den stets wachen Müller singen Kinder noch heute, obwohl die meisten wohl noch nie in ihrem Leben eine klappernde Mühle am rauschenden Bach gesehen haben. Diese Zeiten sind längst vorbei. Doch einmal im Jahr lebt das alte Mühlenhandwerk auf: Am Pfingstmontag ist Deutscher Mühlentag. Bundesweit öffnen am Montag, 9. Juni, rund 650 historische Mühlen ihre Türen, lassen die Flügel oder Wasserräder drehen und bringen Motoren auf Touren, kündigt die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung an. Auch die Dörfergemeinschaft Hasbergen beteiligt sich mit der Museumsmühle Hasbergen wieder an dem Aktionstag. Diese ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Einblick in das Kulturgut Mühle
"Die Technik und Geschichte der Mühlen ist für viele Menschen sehr faszinierend, vor allem die der historischen Mühlen", ist Roland Buschmeyer, Vorsitzender der Dörfergemeinschaft Hasbergen, überzeugt. Mit dem Deutschen Mühlentag möchte man diese Faszination den Menschen näher bringen, damit die noch existierenden historischen Mühlen als bedeutende Kulturgüter gewürdigt werden und erhalten bleiben. Den Mühleninteressierten soll ein tieferer Einblick in das Kulturgut Mühle und das alte Müllerhandwerk gewährt werden. Im Mittelpunkt stehen die jeweiligen Mühlen mit ihrer Technik, ihrer Geschichte und natürlich auch ihren Problemen.
In Hasbergen kann am Mühlentag die voll funktionsfähige Wassermühle mit stehendem Francis-Turbinen-Antrieb, zwei Mahlgängen und reichhaltiger Ausstattung, wie Elevatoren, Mischer, Aspirateur, Trieur und Transmission besichtigt werden.

Das Innere der Wassermühle in Hasbergen ist inzwischen gut beleuchtet.
Neben der alten Wassermühle selbst gibt es in Hasbergen aber noch einiges mehr zu sehen. Über zwei Etagen verteilt finden sich Museumsstücke und unterschiedlichen Bauten von Mühlen – Geschichte, die bis ins Jahr 1450 zurückreicht. Der Raum im Erdgeschoss wurde zu einer Dauerausstellung zum Thema "Messen und Wägen" umfunktioniert, nachdem der benachbarte Kanu-Klub Hasbergen sein Dachgeschoss im Bootshaus ausgebaut hatte. Gezeigt wird darin eine umfangreiche Sammlung von Getreidemaßgefäßen, vormetrischen und metrischen Kornwaagen sowie Getreideprobern sowie viele verschiedene Waagen und Gewichte.
Lange Zeit war die Beleuchtung sowohl in der Dauerausstellung als auch im Ausstellungsraum im ersten Stockwerk, wo sich unter anderem ein Miniaturbau des Innenlebens der Mühle, basierend auf älteren Unterlagen aus dem Jahr 1687, sowie eine Handmühle aus dem Jahr 1716 befinden, ein Problem: Gebrauchte Strahler leuchteten die Räume nicht gut aus. Doch seit Mai dieses Jahres ist dieses Problem beseitigt. Für rund 20.000 Euro wurde eine neue Lichtanlage in der Mühle eingebaut. Wie berichtet, bescheinen mehrere LED-Strahler mit einem weißen Gehäuse die einzelnen Bereiche unten und oben. Die Besucher am Mühlentag werden somit einen guten Blick auf die Ausstellungsstücke haben. Am Mühlentag gibt es außerdem Ausstellungen zahlreicher alter Handwerkzeuge des Tischlers und des Zimmermanns.
Viele Besucher erwartet
Wie in den Vorjahren erwartet Buschmeyer – je nach Wetterlage – wieder zahlreiche Besucher. Wenn bei diesen Fragen rund um die Mühle, das Müllerhandwerk und die Mühlengeschichte aufkommen, steht der Vorsitzende der Dörfergemeinschaft zur Verfügung, um diese zu beantworten. Er werde Erläuterungen geben, damit der Besucher die Abläufe in einer Mühle versteht. "Im Bedarfsfalle werden auch Führungen angeboten", so Buschmeyer.
Ab circa 11 Uhr stehen für Kinder wieder mehrere Handmühlen zum Vermahlen von Getreide sowie Getreidesiebe und Mollen bereit. Aktivitäten mit Kindern im Außenbereich, wie zum Beispiel Stockbrotbacken, Mahlen und Sieben von Getreide/Mahlgut, wird es bei angemessenen Wetterbedingungen geben. Auch für Essen und Trinken ist gesorgt. Laut Ankündigung werden im Außenbereich Kaffee und selbst gebackene Kuchen angeboten. Außerdem gibt es einen Bratwurststand.