Senioren werden immer wieder zur Zielscheibe von Betrügern. "Skrupellos nutzen Kriminelle das gerade bei älteren Menschen in hohem Maße vorhandene Vertrauen in die Polizei und Amtspersonen oder einfach deren Hilfsbereitschaft aus", erklärt Albert Seeger, Sprecher der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburger Land/Wesermarsch. In der jüngeren Vergangenheit verzeichneten die Gesetzeshüter in ihrem Zuständigkeitsgebiet wieder vermehrt Taten, die in einigen Fällen auch zum Erfolg führten.
Jüngste Fälle an Betrugsmaschen
Wie die Polizei berichtet, haben erst am Dienstag falsche Bankmitarbeiter eine 86-jährige Delmenhorsterin betrogen. Die Betrüger berichteten ihr am Telefon über kriminelle Machenschaften in einer Filiale in Delmenhorst, fragten nach Bargeldbeständen und überzeugten die Frau, dass es sich bei gewissen Banknoten um Fälschungen handeln würde, die sie an einen Abholer übergeben müsste. "Auch hier gilt: Wenden Sie sich sofort an Vertrauenspersonen und denken Sie über das Löschen von Telefonbucheinträgen nach", empfiehlt Seegers. Ebenfalls am Dienstag waren Taschendiebe in Supermärkten in Nordenham und Wildeshausen aktiv. In einem günstigen Moment griffen die Täter in Taschen, die in Einkaufswagen lagen, und entwendeten enthaltene Geldbörsen.
Bereits Ende September beziehungsweise Anfang Oktober sind in Wildeshausen zwei 89-Jährige auf falsche Wasserwerker hereingefallen. Dabei wird in der Regel von einem Wasserschaden oder Rohrbruch in der Nachbarschaft berichtet, weshalb auch in der Wohnung der Betroffenen der Wasserdruck überprüft werden müsste, erläutert Seegers die Masche. Während die Geschädigten abgelenkt werden, betreten Komplizen die Wohnung oder das Haus durch nicht vollständig geschlossene Türen und suchen nach Wertgegenständen. In den Fällen in Wildeshausen erlangten die Kriminellen jeweils Bargeld. Weshalb die Wohnung betreten werden muss, variiert von Fall zu Fall. Als einfachste Möglichkeit zum Schutz nennt der Polizeisprecher: "Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung und binden Sie Vertrauenspersonen ein."
Ein weiterer Fall: Am vergangenen Wochenende wurde ein 86-Jähriger aus Ganderkesee Opfer eines Betrugs mit falschen Gewinnversprechen. Diese Masche wenden Betrüger in den unterschiedlichsten Varianten an, erläutert Seegers. Allen sei aber gleich, dass die Opfer vor einer Gewinnauszahlung eine Gegenleistung erbringen müssen. Im aktuellen Fall übermittelte der Geschädigte Codes von Geschenkkarten im Wert von fast 1000 Euro, nachdem ihm am Telefon ein Erlös aus einem Gewinnspiel in Höhe von mehreren 1000 Euro in Aussicht gestellt wurde. Die Polizei nennt in solchen Fällen eine einfache Regel: "Wer nicht an Gewinnspielen teilgenommen hat, kann auch nichts gewonnen haben." Gesundes Misstrauen und das Einbinden von Vertrauenspersonen sei auch in diesem Fall ratsam. Außerdem sollte über das Löschen der Nummer aus Telefonbüchern nachgedacht werden, rät die Polizei.
Wie die Polizei weiter erläutert, sind bei Straftaten zum Nachteil älterer Menschen in der Regel die Geschädigten über 60 Jahre alt. Die Opfer leben nicht selten alleine und haben einen geringen sozialen Austausch, sodass die Tatverdächtigen wenig Widerstand erwarten. Abgesehen davon, dass die Geschädigten um ihr Vermögen gebracht werden, hinterlasse dieses Vorgehen nicht selten hohe Traumatisierungen und den totalen Verlust des Vertrauens.
So gehen die Täter vor
Häufig arbeiten die Diebe auch im Team, so eine Erkenntnis der Polizei: Einer spricht das spätere Opfer an und bittet beispielsweise um Hilfe bei der Suche nach einem bestimmten Produkt. Der zweite Täter nutzt diese Ablenkung und greift unbemerkt in Taschen. Der Diebstahl wird häufig erst an der Kasse bemerkt. Diesen Diebstählen sei einfach vorzubeugen: Geldbörsen gehören nicht in Taschen, Beutel, Einkaufskörbe oder -wagen, sondern sollten möglichst körpernah getragen werden.
Bei den beschriebenen Vorgehensweisen handelt es sich lediglich um eine Auswahl, erklärt der Polizeisprecher. Die Liste sei nicht abschließend. Wie auch die gesellschaftlichen Umstände einem stetigen Wandel unterliegen, so sind auch die Täter flexibel in der Auswahl ihrer Maschen und Legenden. Ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu älteren Angehörigen und Mitmenschen könne weitere Taten verhindern. Ein weiterer Tipp von Seegers: "Ihnen gegenüber sollte regelmäßig folgender Grundsatz wiederholt werden: Misstrauen ist nicht gleich Unhöflichkeit! Auf gar keinen Fall sollten Sie Geld überweisen oder übergeben."