Zumindest für Außenstehende kam die Nachricht überraschend, dass Claus-Dieter Meier die Regionalliga-Fußballerinnen des TV Jahn Delmenhorst nur noch bis Saisonende betreut. Dann läuft sein Vertrag aus, verlängert wird er nicht. Auch der Trainer selber hatte nicht unbedingt mit seinem Aus gerechnet. Er wäre gerne bei den Violetten geblieben. Doch einige der Spielerinnen wünschten sich einen neuen Coach. Und so musste der Vorstand eine Entscheidung treffen. „Es gibt Spielerinnen, die unter mir als Coach nicht weitermachen wollten in der kommenden Saison. Da muss der Verein dann entscheiden, was ihm wichtiger ist: einen guten Trainer zu behalten oder die Spielerinnen. Ich wäre schon gerne geblieben“, sagt Meier.
Der Verein entschied sich gegen Meier. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Ganz im Gegenteil. Der gesamte Vorstand hat eine Entscheidung getroffen, die uns sehr schwergefallen ist“, berichtet Bernd Hannemann, Abteilungsleiter Frauen- und Mädchenfußball. Meier trainiert die Jahn-Damen im siebten Jahr und führte sie sogar bis in die 2. Bundesliga. Auch holte er den Niedersachsenpokal mit den Violetten und trat im DFB-Pokal an.
Verschiedene Vorstellungen
Vor der Entscheidung wurden viele Gespräche mit allen Beteiligten geführt, sagt Hannemann. Doch eine Basis für eine weitere Zusammenarbeit wurde nicht gefunden. „Ich habe auch mit den Spielerinnen gesprochen und einige Probleme aus der Welt geschafft. Aber man kann nicht alle persönlichen Urteile über andere Personen ändern“, sagt Meier. Er wisse, dass er ein spezieller Typ sei. „Wenn man Erfolg will, und die Vergangenheit gibt mir da ja recht, geht es um Leistungsbereitschaft. Im Leistungsbereich gibt es dann auch immer gewisse Spannungen zwischen Trainer und Spielerinnen. Ich bin ehrgeizig, und das muss man als Trainer auch sein, wenn man was hinbekommen will“, erklärt er. Einige der Spielerinnen seien eventuell etwas weniger ambitioniert. „Wir sind in einer Umbruchphase und müssen da auch schauen, wer dazukommt: Sind das eher Freizeitfußballerinnen oder welche, die möglichst weit nach oben wollen?“, sagt er.
Das Verhältnis zwischen Spielerinnen und Trainer ist jedoch nicht so zerrüttet, dass eine Zusammenarbeit bis Saisonende nicht klappen könnte. „Es ist nichts Dramatisches passiert. Es gab auch keinen besonderen Vorfall. Nach einer so langen Zusammenarbeit geht manchmal auch einfach der Spannungsbogen verloren. Da braucht es dann neuen Schwung“, erklärt Hannemann. Meier blickt derweil gespannt auf die Rückrunde, die an diesem Sonntag beginnt: „Es wird interessant, welche Probleme in der Rückrunde auf uns zukommen. Ich werde 100 Prozent geben, ob die Spielerinnen das auch machen, wird man sehen. So wie ich die Mannschaft kenne, wird sie das machen.“ Abhängig sei das jedoch sicherlich von den Ergebnissen und der daraus resultierenden Stimmung. „Ich will der Mannschaft zeigen, dass ich ein sehr guter Trainer bin. Wir müssen jetzt versuchen, in den nächsten Wochen und Monaten näher zusammenzukommen. Ich will meine Sache gut weitermachen und werde nicht den maulenden Trainer geben, der Dienst nach Vorschrift macht“, kündigt der scheidende Coach an. Hannemann blickt zuversichtlich auf die kommenden Monate. „Probleme für die Rückrunde sehe ich nicht. Die Spielerinnen wissen, was von ihnen gefordert wird. Ich erwarte, dass das funktioniert“, sagt er.
Der Frauenfußball-Verantwortliche ist nun auf der Suche nach einem neuen Übungsleiter. „Ich weiß auch, dass es unglaublich schwierig wird, einen adäquaten Ersatz zu finden. Es gibt bestimmte Dinge, die erfüllt sein müssen. Der neue Trainer oder die neue Trainerin muss zuerst mal Lust auf die Aufgabe haben, zumindest etwas Erfahrung, hohes Engagement und fußballerisches Fachwissen mitbringen“, beschreibt Hannemann die Anforderungen. Zudem sei eine DFB-Trainerlizenz mittelfristig notwendig. Hannemann selbst ist Inhaber einer solchen, sodass ein neuer Übungsleiter ohne diese Lizenz nicht ausgeschlossen ist.
„Was jedem klar sein muss: Das Geld, das im Umland bezahlt wird, gibt es hier nicht. Es ist verhältnismäßig wenig, was gezahlt wird. Dadurch fliegen viele Namen direkt raus, da deren Forderungen zu hoch sind. Wer an dem Job interessiert ist, kann sich gerne an mich wenden. Jeder bekommt Gehör. Eine interne Lösung ist auch durchaus möglich“, nennt Hannemann die verschiedenen Optionen für die Zukunft.