Nach einer rassistischen Beleidigung durch einen Zuschauer haben die Kreisliga-Fußballer des TV Jahn Delmenhorst am Freitagabend geschlossen den Platz verlassen. Schiedsrichter Kevin Stoyke brach das Spiel gegen den VfL Stenum II daraufhin nach etwa 75 Minuten ab. Jahn-Spieler Alioune Badara Youm soll von einem Zuschauer, der beim Stenumer Anhang stand, rassistisch beleidigt worden sein. "Leider ist ihm so etwas nicht das erste Mal passiert. Die Mannschaft hatte vereinbart, dass sie nicht mehr weiterspielt, wenn so etwas noch einmal vorkommt", sagte Jahns Fußball-Abteilungsleiter Marco Castiglione.
Der Vorfall sei eine Tragödie. Youm sei zuvor bereits zweimal aufgrund seiner Hautfarbe beleidigt worden und habe deswegen schon mit dem Fußball aufhören wollen, schilderte Castiglione. "Wir haben viel mit ihm gesprochen und konnten ihn davon überzeugen, dem Fußball noch eine Chance zu geben. Und dann kommt es jetzt wieder zu solch einer idiotischen Provokation. Youm war nach der Beleidigung wirklich tief getroffen und sehr verletzt." Jahns Fußball-Chef befürchtet, dass Youm nun endgültig mit dem Fußballspielen aufhören könnte. "Wir werden mit ihm sprechen. Ich hoffe, dass er weitermacht."
Stenumer zeigen Solidarität
Der TV Jahn hatte in der 66. Spielminute einen Elfmeter zugesprochen bekommen, den Enrico Köhler zum 2:4 für die Gastgeber verwandelte. Danach soll es zu der Beleidigung durch den Zuschauer gekommen sein. Es gab minutenlange Diskussionen, dann verließen die Delmenhorster den Platz. "Der Schiedsrichter und die Stenumer Spieler sind sehr respektvoll mit der Situation umgegangen und haben alle viel Verständnis und Solidarität gezeigt. Es war eine große Einigkeit da", schilderte Castiglione. Der betreffende Zuschauer sei gebeten worden, die Anlage zu verlassen, und sei daraufhin auch direkt gegangen.
Wie das abgebrochene Spiel gewertet wird, muss nun das Sportgericht entscheiden. "Der Ausgang ist uns nicht wichtig", betonte Castiglione. "Es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Das sollte uns allen eine Lehre sein. Wir können alle noch sensibler sein. Der Fußball bietet so viele Chancen, um viele Menschen zu erreichen. Da ist einfach kein Platz für solche rassistischen Beleidigungen."