Marvin Osei kann ein Fußballspieler der besonderen Momente sein – das bewies er einmal mehr am vergangenen Wochenende bei seinem Comeback in der Regionalliga-Reserve des SV Atlas Delmenhorst gegen den GVO Oldenburg: Als SVA-Keeper Philipp-Rene Pollmann die Rote Karte kassiert hatte und kein zweiter Torwart auf der Bank der Blau-Gelben saß, ist es Osei gewesen, der sich selbstbewusst die Handschuhe anzog und das Delmenhorster Gehäuse hütete. Souverän löste er die für ihn ungewohnte Aufgabe und fing sich bei der 3:6-Niederlage in der letzten halben Stunde lediglich noch ein weiteres Tor ein (wir berichteten).
Trotz dieser bitteren Heimpleite ist Osei derzeit einfach nur froh, sich wieder das Atlas-Trikot überstreifen zu dürfen. Überraschend wechselte er in der vergangenen Woche nach einem kurzen Intermezzo beim Brinkumer SV zurück an die Delme. Kurz vor der GVO-Partie erhielt der 30-Jährige die Freigabe des Bremen-Ligisten. Nun spricht er gegenüber dem DELMENHORSTER KURIER über die Gründe für seine Rückkehr: "Es war ein Riesenfehler, dass ich überhaupt gewechselt bin. Ich hätte mich in der Regionalliga bei Atlas durchsetzen können, doch ich brauchte einfach etwas Neues", sagt Osei.
Laut Mike Gabel, Trainer des Brinkumer SV, gingen der BSV und Osei getrennte Wege, weil der Delmenhorster "kürzertreten wollte". Man sei "einfach unterschiedlicher Auffassung" gewesen, wie der weitere gemeinsame Weg hätte aussehen sollen, so Gabel. Osei sagt hingegen: "Ich bin fußballverrückt und würde niemals kürzertreten wollen. Er hatte mich angerufen und mir mitgeteilt, dass ich nicht mehr in die Mannschaft passen würde, weil Brinkum eine Kämpfertruppe ist und ich dafür zu wenig getan hätte."
Letztlich habe es für ihn in Brinkum einfach nicht gepasst: "Ich habe mich da selbst nicht immer wohlgefühlt. Zu Beginn war es auch fußballerisch eine riesige Umstellung für mich. Wenn du die ganze Zeit mit einem Regionalliga-Kader trainiert hast, musst du dich erst einmal an das niedrigere Tempo gewöhnen. Aber auch außerhalb des Platzes hat es mir dort nicht gefallen."
Der Regionalliga-Traum lebt
Dass Osei jetzt wieder ein Spieler des SV Atlas ist, habe er SVA-Sportchef Bastian Fuhrken zu verdanken. "Basti hat sofort gesagt, dass ich jederzeit zurückkommen kann. Zwar hat er mir auch direkt klargemacht, dass der Kader in der ersten Mannschaft bereits voll sei, aber einen Platz in der zweiten könnte er mir anbieten", erklärt der Offensivspieler und führt fort: "Ich habe dann ein paar Tage darüber nachgedacht, wegen der Wertschätzung und des Vertrauens von Basti aber eine zügige Entscheidung getroffen." Dabei hätte er nach eigenen Angaben auch auf ein Angebot des Regionalligisten FC Oberneuland spekulieren können. "Ich konnte aber nicht zum verabredeten Probetraining kommen, weil das Team von Oberneuland kurz zuvor in Quarantäne geschickt wurde."
Somit entschied sich Osei für eine Rückkehr zum SVA. Im Bezirksliga-Team von Trainer Ralf Eilenberger will er in den kommenden Wochen versuchen, fußballerisch zu überzeugen. Denn das Ziel Regionalliga habe er noch längst nicht abgehakt: "Ich möchte noch einmal die Chance bekommen, in den Kader der Ersten zu kommen. Dafür wird mir aber noch einiges abverlangt werden." Den Spielern des Brinkumer SV und Trainer Mike Gabel wünscht Osei derweil "für die Zukunft nur das Beste".