Es fällt nicht unbedingt einfach, das Spiel des SV Atlas Delmenhorst beim FC Verden einzuordnen: Einerseits zeigte die Mannschaft von Coach Dominik Schmidt Moral, in dem sie einen 0:2-Pausenrückstand in ein 2:2 umwandelte, andererseits war die erste Hälfte wie in den vergangenen Wochen schlicht schwach. Verden hätte auch nach der Pause die Partie mehrfach entscheiden müssen, Atlas machte allerdings auch viel Druck. Was auf jeden Fall Fakt ist: Atlas bleibt Tabellenletzter der Fußball-Oberliga Niedersachsen und hat drei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. "Ich sehe das Ergebnis mit gemischten Gefühlen. Die erste Halbzeit ist für mich nicht erklärlich. In der zweiten Halbzeit war es 'do or die'. Am Ende müssen wir mit dem Punkt leben", sagte Coach Dominik Schmidt.
Er baute seine Startelf auf mehreren Positionen um. Raoul Cissé, Timon Widiker und Mats Kaiser wurden durch Daniel Hefele, Marcel Marquardt und Sinan Brüning ersetzt.
Atlas erspielt sich keine Torchancen
Die Gastgeber standen von Beginn an sehr tief und überließen Atlas den Ball. Die Blau-Gelben erarbeiteten sich in der Anfangsviertelstunde diverse Ecken, den ersten Abschluss verzeichneten sie jedoch erst in der 22. Minute. Verden wagte sich mal nach vorne, die Blau-Gelben konterten. Marquardt wurde jedoch nach links abgedrängt, sein Schuss kam zentral auf Jascha Tiemann, der nach vorne abwehrte. Dem Nachschuss von Josip Tomic fehlte die Wucht, der FCV-Keeper hielt das Leder fest.
Die Partie nahm nun Fahrt auf. Verden kombinierte sich durch, Bastian Reiners legte mit der Hacke auf Jonas Austermann, der aus kurzer Distanz den Ball nicht mehr am herausgeeilten Dominick Auras vorbeibrachte (25.). Der 19-jährige Schlussmann musste kurz darauf hinter sich greifen: Austermann schoss einen Freistoß aus 22 Metern aus recht zentraler Position auf Kniehöhe durch die Mauer in die Maschen. Wuchtig war der Freistoß eher nicht, drin dennoch – 1:0 nach einer halben Stunde. Schmidt wechselte kurz darauf Tom Trebin für den blassen Leonit Basha auf der Zehn ein (32.).
Vierfachwechsel zur Halbzeit
Der Führungstreffer zeigte Wirkung: Atlas verlor den Ball im Aufbau, niemand attackierte Austermann, der noch einen Haken schlug und dann an den Pfosten schoss. Lukas Muszong stand beim Nachschuss frei und schob locker zum 2:0 ein (33.). Der Innenverteidiger hatte den Ball selbst erobert und den Treffer so eingeleitet. Während Atlas weiter kaum Torgefahr entwickelte, scheiterte Reiners mit einem Flachschuss an einer Fußabwehr von Auras (40.). Kurz darauf klärte Temin nach einem Querpass gerade so noch zur Ecke. Verden war dem 3:0 nah. Reiners köpfte noch einen Austermann-Freistoß aus dem Halbfeld freistehend aus zentraler Lage übers Tor (43.). "Über die erste Halbzeit bin ich sehr erschrocken", sagte Schmidt.
Er reagierte zur Pause drastisch und wechselte viermal: Cissé, Linus Urban sowie Justin Dähnenkamp und Tobias Fagerström kamen für Dylan Burke, Daniel Hefele, Marcel Marquardt und Sinan Brüning. "Das war ein Zeichen an die Mannschaft, dass ich so eine Leistung wie in der ersten Halbzeit nicht akzeptiere. Ich bezweifle, dass alle Spieler verstanden haben, wo wir stehen. Wir sind ganz unten. Da geht es darum, dass man sich wehrt, dass man läuft, dass man fightet. Und das war alles in der ersten Halbzeit nicht gegeben", meinte Schmidt.
Verden verpasst Entscheidung
Atlas bemühte sich nun sichtlich und ging aggressiver mit viel mehr Laufbereitschaft zu Werke, doch Torchancen ergaben sich zunächst keine. Verden verpasste seinerseits nach 67 Minuten die Entscheidung: Nach einer schönen Passstafette stand Jalte Röpe halblinks frei vor Auras, brachte das Leder jedoch nicht am Keeper vorbei. "Kassieren wir das Dritte, sind wir beerdigt. Aber das Risiko mussten wir gehen", ordnete Schmidt ein. Atlas kam danach durch einen nicht gerade unhaltbaren Distanzschuss von Trebin auf 1:2 heran (70.). "Endlich haben wir mal geschossen und nicht noch einen Pass mehr gespielt", sagte Schmidt.
Seine Elf drückte weiter, doch das größte Problem der vergangenen Wochen blieb: Atlas erspielte sich kaum Torchancen. Verden verpasste die Vorentscheidung hingegen erneut: Zunächst war Austermann außerhalb des Strafraums knapp vor Auras mit dem Kopf am Ball, scheiterte im Nachgang jedoch am Keeper (77.). "Dominick hat heute eine super Leistung gezeigt und uns im Spiel gehalten", lobte der Atlas-Coach. Erneut bestraften die Delmenhorster die schlechte Verdener Chancenverwertung: Dieses Mal segelte ein abgefälschter Dähnenkamp-Schuss über den Verdener Schlussmann zum 2:2 in die Maschen (86.).
Atlas ging nun volles Risiko und kassierte beinahe den Knockout: Nach einer eigenen Ecke konterte Verden, Austermann übersprintete die Restverteidigung locker und stand so alleine vor Auras. Auch am Keeper war er fast schon vorbei – doch ein Krampf verhinderte den Abschluss und somit das 3:2 für Verden. Letztlich nahm Atlas nach einer schwachen Halbzeit am Ende eher glücklich einen Punkt mit aus der Reiterstadt.