Michael Hoffmann: Wir bieten neben der sportlichen Betreuung auch eine individuelle Karriereberatung für die Laufbahn danach an. Wir entwickeln gemeinsam mit dem Sportler mögliche Zukunftsoptionen. Hier unterstützen wir unsere Klienten in der Orientierungsphase sowie bei der Umsetzung – beispielsweise bei Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie bei der Vermittlung in geeignete Positionen in Clubs, im Fernsehen oder in Industrieunternehmen.
Wie wird das von den Aktiven angenommen?Sehr gut. Wobei es natürlich von Sportler zu Sportler unterschiedlich wahrgenommen wird. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Sportler, die am Anfang stehen, sich mit dem Thema Ausbildung beschäftigen und die Sportler im fortgeschrittenen Alter sich für die Karriere danach interessieren. Zudem haben wir ja auch für die unterschiedlichen Klienten individuelle Lösungsansätze, die von der Ausbildung bis hin zu Investments gehen.
Wie sind Sie dazu gekommen, in diesem Bereich tätig zu werden? Sie sind ja selbst zudem noch als Manager in einem großen Aktienunternehmen tätig.Das ist richtig. Zum einen hat mich diese Branche immer interessiert, zum anderen wollte ich etwas verändern. Es ist einfach, die Branche zu wechseln und zu versuchen, als Spielerberater sein Geld zu verdienen. Aber ich wollte meine Klienten finanziell unabhängig beraten, weil ich davon überzeugt bin, nur so glaubwürdig das Beste für den Sportler zu tun.
Ihre Agentur betreut bekannte Klienten aus verschiedenen Sportarten, beispielsweise die Handball-Nationalspieler Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Holger Glandorf oder prominente Fußballspieler und -trainer wie Andreas Herzog, Stefan Effenberg, Willy Sagnol, Rene Rydlewicz, Sebastian Mielitz und Torwarttalent Luca Plogmann. Wie ist es Ihnen gelungen, solch prominente Leute für sich zu gewinnen?Im Prinzip war das ziemlich einfach. Ich habe die Sportler direkt kontaktiert und ihnen von meinem Konzept berichtet. Die meisten von ihnen haben dann zugesagt. Aber das Netzwerk muss man sich natürlich auch erarbeiten und erst mal aufbauen. Mit der Zeit lernt man dann automatisch die nächsten Personen kennen. So kommt eins zum anderen. Am Ende ist es aber natürlich intensive Netzwerkarbeit.

Michael Hoffmann lief selbst früher für den VfL Stenum auf.
Absolut. Insbesondere der Draht zu den sportlich Verantwortlichen ist enorm wichtig. Nach vielen Jahren Netzwerkarbeit habe ich heute zu fast allen wichtigen Akteuren in der Handball- oder Fußball-Bundesliga ein gutes persönliches Verhältnis.
In Ihrer Agentur gibt es ein Patenprogramm. Was bedeutet das genau?Wir stellen unseren Youngstern einen „Paten“ zur Seite. Somit haben die jungen Sportler die Möglichkeit, sich mit erfahrenen Profis über Clubs oder Erfahrungen auszutauschen. Dieser Ansatz ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Agentur in diesem so umkämpften Markt.
Gerade im Fußball genießen Spielerberater nicht immer den besten Ruf. Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?Das war ja am Ende ausschlaggebend für mich. Kritisieren ist einfach. Es ging für mich darum, es besser zu machen. Zudem entsteht das schlechte Image zum Teil dadurch, dass viele der sogenannten Spielerberater überhaupt nicht beraten wollen, sondern es ihnen nur um die Spielervermittlung und somit um die gezahlten Provisionen geht. Bei uns steht die Beratung im Vordergrund. Ich begleite beispielsweise auch Sportler, bei denen ich überhaupt keine Provision bekomme.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Arbeit mit Ihren Klienten?Wie in anderen Branchen auch gehen wir aktuell auf Distanz. Das Ergebnis ist leider, dass ich mehr telefoniere, statt bei einem Champions-League-Finale auf der Tribüne zu sitzen.
Wie schätzen Sie die Folgen der Pandemie für die Sportler im Allgemeinen ein?Die Pandemie wird sich über alle Sportarten hinweg negativ auf die Vergütungen auswirken. Viele Sportarten und Clubs kämpfen bereits heute um ihre Existenz. Je nach Sportart wird eine zweite Einnahmequelle für Sportler in der Zukunft immer wichtiger werden. Wir dürfen hier nicht immer nur die Topstars betrachten, bei denen eine oder zwei Millionen Euro weniger nicht die Existenz gefährden. Die meisten Athleten verdienen zwar ganz gut, können aber nach ihrer sportlichen Laufbahn davon alleine nicht ihren Lebensunterhalt bezahlen.
Früher sind Sie beim TuS Vielstedt und VfL Stenum als Fußballtrainer im Amateurbereich tätig gewesen. Nun begleiten Sie in Ihrem Arbeitsalltag Spitzensportler aus verschiedenen Disziplinen auf deren Weg. Wie würden Sie die größten Unterschiede beschreiben?Ich wollte von meinen Spielern immer den maximalen Einsatz. Diese Einstellung kann man aber nicht von jedem Amateursportler erwarten. Profis müssen diese Eigenschaft und Priorität mitbringen. Denn auch hier trifft oft das Motto „Wille schlägt Talent“ zu. Daher liegt hier meiner Meinung nach der größte Unterschied.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich an diesen Unterschied gewöhnt haben?Da gab es keine Umstellungszeit. Ich bin genau mit dieser Erwartung in diese Branche gestartet.
Denken Sie gerne an die Zeit als Amateurtrainer zurück?Auf jeden Fall. Diese Zeit möchte ich gegen kein Bundesligaspiel mit 40.000 Zuschauern eintauschen. Ich denke gerne an diese Zeit zurück. Ich habe da viele Bekanntschaften und Freunde gewonnen. Die Zusammengehörigkeit war extrem groß.
Können Sie sich vorstellen, irgendwann mal wieder auf der Trainerbank zu sitzen?Man soll niemals nie sagen. Aber aktuell kann ich mir eine Rückkehr alleine aus zeitlicher Sicht nur schwer vorstellen.
Das Interview führte Justus Seebade.Michael Hoffmann (44)
wurde in Delmenhorst geboren und wohnt in Ganderkesee. Der Familienvater ist verheiratet und hat drei Kinder. Beim VfL Stenum spielte er von der F-Jugend bis zu den Herren Fußball. Von 2000 bis 2006 trainierte er die 1. Herren des TuS Vielstedt und führte die Mannschaft von der 2. Kreisklasse bis in die Kreisliga. Im November 2008 übernahm er die Zweitvertretung des VfL Stenum und schaffte mit dem Team am Saisonende den Klassenerhalt in der Kreisliga.