Die Augen des ehemaligen Eiskunstlauf-Stars Tanja Szewczenko
strahlen, als ihre Tochter Jona beim WESER-TALK im Campus Space der Sparkasse Bremen zu tanzen beginnt. Zusammen mit ihrem Tanzpartner Davyd Olshevskyi sorgt die 14-Jährige mit einer Latein-Choreografie für den emotionalen Höhepunkt des Talks, der auch Moderatorin Bärbel Schäfer und die zahlreichen Zuschauer vor Ort und im Livestream begeistert.

Tochter Jona Szewczenko sorgt mit ihrem Tanzpartner Davyd Olshevskyi für einen besonderen Höhepunkt.
Man merkt ihrer Tochter an: Sie hat Talent für den Tanzsport. Und auch deswegen ist Tanja Szewczenko mit ihrem Mann Norman Jeschke, Jona und den beiden Zwillingssöhnen Leo und Luis vor gar nicht langer Zeit von Dubai aus der Wüste nach Bremen an die Weser gezogen. "Jona hatte 2021 bei 'Let's Dance Kids' mitgemacht und dort haben wir Roberto Albanese kennengelernt", erzählt sie: "Wir waren uns erst unsicher, ob das zu ihr passt, sie war damals auch erst zehn Jahre alt. Sie hat dann aber gewonnen und war Feuer und Flamme fürs Tanzen. Dann haben wir uns mit den Albaneses, die unglaublich nett waren, angefreundet und wollten sie zum Grün-Gold-Club bringen."
Für das Tanzen nach Bremen
Denn zuvor hatten Jona und ihr Partner Davyd, der aus der Ukraine stammt, alleine ihre Choreografien geübt. "Beide haben Tanz- und Musikgefühl und ganz wichtig, die Leidenschaft. Deswegen wollten wir beide zusammenbringen." So zog die Familie in die Hansestadt. "Wir haben festgestellt, im Norden ist es sehr schön und wir fühlen uns wohl", beantwortet die dreifache deutsche Eiskunstlauf-Meisterin die Frage von Bärbel Schäfer, ob die Familie denn schon gut angekommen sei. Und auch Tochter Jona ist glücklich in Bremen, obwohl der Umzug auch etwas anstrengend gewesen war, wie sie selbst sagt. Auch das "Moin" sei schon fließend in den Sprachgebrauch eingezogen. Nur bei den lokalen Spezialitäten wie Schnoorkullern, Bremer Klaben oder Kluten braucht Tanja Szewczenko noch etwas Ortskenntnis. "Aber auch wenn man es mir nicht ansieht, ich fröne dem guten Essen und esse einfach alles", gesteht die Ex-Sportlerin.
Heute könne sie ja nachholen, was früher nicht ging als professionelle Eiskunstläuferin. Schließlich ist das Kapitel mit dem Profisport "schon lange vorbei und abgeschlossen", erzählt sie. 2018 war sie das letzte Mal auf dem Eis und auch als sie zwei Jahre in Dubai lebte, dort gibt es eine große Eishalle in einem Einkaufszentrum, verschlug es sie nicht auf den eisigen Boden, auf dem sie einst spektakuläre Figuren ausübte. "Was viele nicht wissen: Ich bin eigentlich eine Frostbeule und friere bei allen Temperaturen unter 30 Grad", gibt sie schmunzelnd zu.
Seit ihrem Karriereende 2001, zuvor gewann sie unter anderem Bronze bei der Weltmeisterschaft 1994 und Bronze bei der Europameisterschaft 1998, hat Szewczenko allerdings einige Karrieren durchlebt. Als Schauspielerin bei den RTL-Serien "Unter uns" und "Alles was zählt" war sie plötzlich nicht nur den Sportbegeisterten bekannt. Zudem nahm sie an zahlreichen TV-Shows teil. "Ich war immer schon eine Weltenbummlerin, auch durch meinen Mann, der ja auch Eiskunstläufer war", sagt sie. "Wir waren hier und dort, überall und nirgends. Für uns war es immer so, dass das Zuhause dort war, wo das Herz war. Es ist spannend, nicht nur an einem Ort zu verweilen, sondern sich immer wieder an etwas Neues heranzutrauen."

Tanja Szewczenko und Moderatorin Bärbel Schäfer verstanden sich im Campus Space der Sparkasse Bremen im Gespräch auf Anhieb.
Heute arbeitet sie als Influencerin, erstellt Videos von sich beim Tanzen, auch mal beim Putzen oder mit ihren Kindern und veröffentlicht diese in den sozialen Medien. "Ich mag aber lieber den Begriff 'Content Creator', also wenn man kreativ arbeitet", sagt die 48-Jährige: "Ich bin damit aufgewachsen, dass bei mir schon mit 15 Jahren die Fotografen im Kinderzimmer saßen, weil ich international angetreten bin. Damals hat man schon meine Familie begleitet und viel hinter den Kulissen gezeigt. Es ist immer die Frage, was man zeigt, wie man es zeigt und welche Themen man präsent macht."
Ein Thema ist Tanja Szewczenko aber eine Herzensangelegenheit, welches sie auch als Autorin ihres 2022 veröffentlichten Buch "Durch die Hölle zum Glück" behandelt: der Kinderwunsch bei Frauen. Denn Szewczenko erlitt nach der Geburt ihrer Tochter Jona mehrere Fehlgeburten, die sie und ihre Familie an die Grenzen ihrer Kräfte brachten. "Man denkt in erster Instanz immer, es ist das Natürlichste der Welt, dass man ein Kind auf die Welt bringt", sagt sie. "Und bei Jona hat es auch funktioniert. Aber beim zweiten Kinderwunsch wollte es dann nicht mehr funktionieren, wie es mal funktioniert hat."
Rückschläge durch Fehlgeburten
Die Frage des Warums und den Folgen wie eine Hormonbehandlung und die künstliche Befruchtung sollte daraufhin die folgenden Jahre prägen, auch wenn sich herausgestellt hat, dass ihr Mann Anti-Spermien-Antikörper entwickelte. "Es war eine schwere Zeit mit vielen Rückschlägen, es gab viele Dinge, die mich aus der Bahn geworfen haben wie zum Beispiel die Hormontherapie. Und natürlich wollte ich nicht darüber sprechen und habe geschwiegen", erinnert sich Szewczenko.
Als sie dann aber in die Kinderwunschklinik kam, stellte sie fest, dass viele Frauen das gleiche Problem haben. "Natürlich trägt man Scham mit sich. Fast jede dritte Frau ist aber betroffen und natürlich kann man sich darüber austauschen", sagt sie. "Ich habe gemerkt, wie viele Frauen ich erreichen kann, die dieses Problem haben und bin daher sehr froh, dass ich mich mit so vielen über die Thematik austauschen konnte."
Mit 43 Jahren wurde sie dann aber doch noch mit eineiigen Zwillingen, Leo und Luis, schwanger – auf natürlichem Wege. Nun lebt die fünfköpfige Familie in Bremen, und wenn es nach dem Tanztalent von Tochter Jona geht, wird dies auch noch einige Zeit so bleiben.