38,2 Prozent der Fahrschüler in Delmenhorst sind 2023 durch die Theorieprüfung gefallen. Das erklärt ein Pressesprecher von TÜV Nord auf Anfrage unserer Redaktion. 2022 seien es noch 33,2 Prozent gewesen. "Die deutlich steigenden Quoten bei der Theorie fallen auf", sagt der Sprecher. Doch warum ist das so? Wir haben Erik Hübner, Inhaber der Fahrschule Musterschule gefragt. Er sieht vor allem zwei wesentliche Gründe.
Hübner kritisiert schwierige Fragen
"Die Theorieprüfungen sind brutal schwierig geworden. Auch wir merken das an den Durchfallquoten bei unseren Fahrschülern", berichtet er: "Mittlerweile gibt es Fragen, die selbst für mich eine Herausforderung sind." Der Fragenkatalog für den Führerschein der Klasse B umfasst mittlerweile deutlich über 1000 Fragen. Darunter komplizierte technische Fragen, beispielsweise jene zur adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage. Hübner: "Das ist doch Wahnsinn. Wir erwarten Champions-League-Leistungen von Fahrschülern, die gerade aus der Kreisklasse kommen."
Für die Fahrerlaubnis der Klasse B werden 30 Fragen gestellt, bei denen bis zu zehn Fehlerpunkte akzeptiert werden. Allerdings darf man nur eine Frage, die mit fünf Fehlerpunkten bewertet ist, falsch beantworten. Hübner appelliert an die Verantwortlichen, die Fragen zumindest teilweise wieder zu vereinfachen. Auch aus anderen Gründen. "Wie soll ich immer mehr Stoff in nur 14 Theoriesitzungen unterbringen?", fragt sich der Fahrlehrer. Seinen Angaben zufolge sollen schon in Kürze neue Fragen hinzukommen.
Neue Generation an Fahrschülern
Unterdessen nimmt er auch die Fahrschüler in die Pflicht. Im Vergleich zu noch vor 25 Jahren würden diese aus einer komplett anderen Generation, einer anderen Welt kommen. Er verweist auf Studien, die aufzeigen, dass Jugendliche monatlich durchschnittlich 6272 Minuten, also 104 Stunden, Bildschirmzeit an ihrem Smartphone haben. Das Interesse an anderen Dingen im echten Leben nehme ab, trotzdem würden viele den umgangssprachlichen Lappen haben wollen.

2023 hat es bundesweit so viele Fahrschüler wie noch nie gegeben.
Das belegen auch Daten einer aktuellen bundesweiten TÜV-Erhebung: Die Anzahl der Fahrprüfungen in Deutschland hat im Jahr 2023 einen Höchststand erreicht. Bundesweit wurden rund 1,97 Millionen theoretische Prüfungen abgelegt, was einem Anstieg von etwa 150.000 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch die Anzahl der praktischen Prüfungen stieg im Jahr 2023 auf 1,77 Millionen an.
Bundesweit negativer Trend
Die Ergebnisse zeigen jedoch auch bundesweit einen bedenklichen Trend: Im Jahr 2023 haben 42 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler die theoretische Prüfung nicht bestanden – ein neuer Negativrekord. Die Durchfallquote in der praktischen Fahrprüfung lag im Jahr 2023 bei 30 Prozent, was einem Anstieg von vier Prozent seit 2014 entspricht. In Delmenhorst haben 2023 26,8 Prozent die Praxisprüfung nicht bestanden, 2022 waren das sogar 29,3 Prozent. "Der langfristige Trend ist aber auch hier leider negativ", hält der TÜV-Nord-Sprecher fest. Hübner von der Musterschule berichtet, dass die Durchfallquote bei seinen Fahrschülern bei zehn Prozent liegt.