Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Ortsverein Bürstel-Immer und Dorfgemeinschaft Klattenhof ehren Wilddieb Hasen-Ahlers mit einem Aktionstag 100 Jahre tot – und noch immer unsterblich

Zahlreiche Legenden ranken sich um Hasen-Ahlers, dem berühmten Wilddieb aus dem Stühe. Am kommenden Sonntag, 22. September, ehren der Orts- und Heimatverein Bürstel-Immer und die Dorfgemeinschaft Klattenhof ihren wohl berühmtesten Bürger zu dessen 100. Todestag mit einem großen Aktionsprogramm.
18.09.2013, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Jochen Brünner

Zahlreiche Legenden ranken sich um Hasen-Ahlers, dem berühmten Wilddieb aus dem Stühe. Am kommenden Sonntag, 22. September, ehren der Orts- und Heimatverein Bürstel-Immer und die Dorfgemeinschaft Klattenhof ihren wohl berühmtesten Bürger zu dessen 100. Todestag mit einem großen Aktionsprogramm.

Bei der Vielzahl der Legenden, die sich um Hinnerk, genannt „Hasen-Ahlers“, den berühmten Wilddieb des Stühe ranken, ist es nahezu unmöglich herauszufinden, welche Geschichten erfunden sind und welche sich tatsächlich ereignet haben. Kein Zweifel besteht indes daran, dass Hasen-Ahlers vor 100 Jahren, exakt am 26. Juni 1913, im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Und den 100. Todestag nehmen der Orts- und Heimatverein Bürstel-Immer und die Dorfgemeinschaft Klattenhof zum Anlass, dem Original am kommenden Sonntag, 22. September, einen ganzen Aktionstag zu widmen.

Schauplatz des Geschehens ist ab 14 Uhr das Areal der Familie Potthoff in Feldhake, wo auch das Hasen-Ahlers-Denkmal steht. Für das Jubiläum spielen einige Akteure einige „Szenen aus dem Leben des Hasen-Ahlers“ nach. Imker Götz Neuber hat einen Hasen-Ahlers-Schluck kreiert, und Autor Gerold Spille wird einige Passagen aus seinem Buch über den Wilddieb lesen. Die Jagdhorn-Bläser aus Dingstede gestalten den Festakt musikalisch.

Birgit Gödeker hat einen Jubiläums-Kalender gestaltet, der am Aktionstag vorgestellt wird. Denn wenn sich auch immer noch zahlreiche Geheimnisse um den Einsiedler ranken, der mehr als 20 Jahre seines Lebens „mietfrei“ in einem Schafkoven lebte (der in dieser Zeit drei Mal abgebrannt sein soll), so ist Bildmaterial zahlreich vorhanden. Ahlers war nämlich offenbar nicht nur ein guter Schütze, sondern beherrschte auch die Kunst der Selbstvermarktung: So hatte er beim Delmenhorster Fotografen und Dekorationsmaler Diedrich Kassens Tausende Ansichtskarten mit seinem Konterfei drucken lassen, die er an Ausflügler aus Bremen verkaufte, die nach dem Bau der Bahnlinie Ende des 19. Jahrhunderts in Scharen in den Stühe kamen. Die Bremer kannten ihn unter anderem vom Freimarkt, auf dem er zeitweilig als Original vermarktet worden war. Ein fester Programmpunkt bei der Begegnung mit Touristen war dabei stets das „Hasen-Ahlers-Lied“, das mit Sicherheit auch an seinem Gedenktag erklingen wird.

Bis heute ungeklärt ist die Frage, warum Ahlers, der in Brettorf in gesicherten Verhältnissen aufwuchs und ein guter Schüler gewesen sein soll, sich von der Gesellschaft abwandte. Spekulationen ranken sich darum, dass ihn eine Frau, die er liebte, abgewiesen hat. Auf jeden Fall wurde er nicht weniger als 59 Mal zu Geld- oder Gefängnisstrafen verurteilt, die er im Vechtaer Gefängnis absaß, ohne dass irgendeine Form der Läuterung erkennbar gewesen wäre. Dabei beschreiben Zeitgenossen den „Goliath aus dem Stühe“ als durchweg sanftmütigen Menschen, der schuftete für drei und aß für fünf, wenn er bei den Bauern der Umgebung einmal Arbeit annahm, um ein bisschen Geld zu verdienen. Die Sympathie der Bevölkerung jedenfalls war ihm trotz seiner kriminellen Taten gewiss.

Im Jahr 1906 hat die Gemeinde dem inzwischen 75-Jährigen dann statt des Schafkovens ein etwa vier mal drei Meter großes Steinhaus an der Straße zwischen Immer und Hengsterholz errichtet, das sich heute im Besitz der Familie Grashorn befindet. Nach seinem Tod hat ihn Pastor Fritz Bultmann, ebenfalls ein Ganderkeseer Original, ohne Grabstein beerdigt. An den Wilddieb Hasen-Ahlers erinnert heute jedoch noch das Denkmal in Feldhake, das bereits 1931 (zum 100. Geburtstag) dort aufgestellt und 1981 zum 150. Geburtstag des Wilddiebs erneuert worden ist.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)