Man mag es nicht glauben, aber Ed Kröger, Jazz-Posaunist und nimmermüder Motor der Bremer Jazzszene, feiert sein 50-jähriges Bühnenjubiläum, und natürlich feiert er es auf der Bühne, genauer gesagt auf Bühnen, denn aus Anlass des Jubiläums unternimmt er mit seinem Quintett eine Tournee durch Deutschland. Am Rande sei noch bemerkt, dass der überaus agil wirkende Jazzmusiker, der nach wie vor an den Musikhochschulen in Bremen und Hannover unterrichtet, im Dezember siebzig Jahre alt wird. Lakonisch merkt er zu den beiden runden Ereignissen an: „Die Zeit vergeht – und plötzlich ist es soweit.“
Angefangen hat Ed Kröger, der, um ganz korrekt zu sein, eigentlich Erhard heißt, am Klavier: „Wir hatten ein Klavier zuhause, und meine Mutter nahm Unterricht. Ich bekam dann auch welchen, aber das hat nicht lange gedauert, denn ich war zu verspielt, habe immer herumimprovisiert.“ Er ist aber beim Klavier geblieben, hat Stücke aus dem Radio nach dem Gehör gespielt, „zuerst Rock‘n‘Roll, später kam Jazz dazu, das war damals vor allen Dingen Dixieland“. Beim Hören der Dixielandbands entdeckte er die Posaune für sich: „Das Tenorsaxophon klang interessant, aber es sah mit seinen vielen Klappen und Stangen zu kompliziert aus, aber der Posaunist schob immer nur so hin und her, und das gefiel mir.“ Stationen im Kirchenchor und einer Dixielandband folgten und erste Kontakte zum Hardbop-Jazz. Die entscheidende musikalische Weiterentwicklung geschah dann – Ed Kröger ging noch zur Schule – in Chico‘s Place in Bremerhaven: „Das war ein Club, in den die schwarzen GIs gingen und spielten, da gab es teilweise riesige Sessions mit tollen Musikern. Da haben wir mit Harald Eckstein gespielt.“ Zu diesem Zeitpunkt war Ed Kröger noch mehr oder minder Autodidakt („alles von Platten abgehört und nachgespielt“), aber nach dem Abitur folgte dann ein Musikstudium am damaligen Bremer Konservatorium (aus dem die heutige Hochschule für Künste hervorgegangen ist), und er schloss es mit dem Orchestermusiker-Examen ab. Danach trat Ed Kröger regelmäßig zweimal in der Woche mit dem Harald Eckstein Sextett in der Lila Eule auf. Die Band war überaus erfolgreich in Deutschland, heimste diverse Jazzpreise (Wien, Zürich, Düsseldorf) ein, gewann dabei sogar 1967 eine Reise nach New York, „das war natürlich ein Traum mit den vielen Jazzclubs, da hab ich Dizzy Gillespie und Miles Davis gehört“. Parallel dazu gründete der Posaunist sein erstes eigenes Quartett, zu dem schon spätere langjährige Weggefährten wie der Kontrabassist Sigi Busch und der Schlagzeuger Heinrich Hock gehörten. Unmöglich, alle Musiker und Bands aufzuzählen, mit denen Kröger im Laufe seiner Karriere gespielt hat. Marion Brown hat er nach Deutschland gelotst, er spielte in den Bands von Wolfgang Dauner und Manfred Schoof und war erneut höchst erfolgreich mit der Band Changes des Trompeters Uli Beckerhoff. Zwischenzeitlich verabschiedete er sich von der Posaune, spielte vier, fünf Jahre ausschließlich Klavier, das er ebenfalls studiert hatte. „Wir hatten im Quartett ja kein Harmonieinstrument, und ich hatte so eine Sehnsucht nach Klängen und Farben, und da konnte ich mich auf dem Klavier gut austoben.“
Im Laufe dieser langen Musikerkarriere hat Ed Kröger enorm viel für die deutsche und die Bremer Jazzszene getan, er rief den legendären Jazzclub Ostertor mit ins Leben, er war Mitgründer der Union deutscher Jazzmusiker UdJ und gemeinsam mit Sigi Busch Geburtshelfer der Musikerinitiative Bremen MIB. Er gründete schließlich auch die Big Band Bremen, die sich auflöste, als die staatlichen Förderung für das aufwendige Projekt ausblieb. Sein 50. Bühnenjubiläum bestreitet Ed Kröger mit seinem Quintett, zu dem auch sein Sohn Ignaz Dinné (Saxofon) gehört, in Bremen mit zwei Konzerten: Am Mittwoch im Steintor-Club Moments und am Donnerstag im Wiener Hof Café (jeweils 20.30 Uhr).