Bremen. Hugo Almeida hob den Daumen. Das war dann mal ein eindeutiges und vor allem ein eindeutig gutes Zeichen. Hugo Almeida, der portugiesische Stürmer, ist fit für Werders Bundesliga-Spiel heute Nachmittag gegen den FC St. Pauli (15.30 Uhr), er kann nach seiner Zwangspause in London wegen einer Zerrung schon wieder spielen. Es gibt sie also noch, die guten Nachrichten in Grün-Weiß. Die weniger guten allerdings auch.
Sie betreffen Daniel Jensen, Marko Arnautovic und Claudio Pizarro. Die drei hatten gestern früh noch einen letzten Laufversuch gestartet, doch danach hieß es: nichts geht, zumindest nicht an diesem Wochenende. Jensens Knieprobleme, Arnautovics Adduktorenbeschwerden und Pizarros schadhafte Oberschenkelmuskulatur sorgen dafür, dass sich die Situation trotz Almeidas Rückkehr kaum entspannt. Denn die Liste der Ausfälle ist bekanntlich um einige weitere Namen länger. Und auch die gute Nachricht, dass Torsten Frings - in der Champions League am Mittwoch noch rot-gesperrt - heute wieder mitspielen darf, wird relativiert durch die Gelb-Rot-Pause seines etatmäßigen Nebenmannes Philipp Bargfrede. Wieder nur zwölf Spieler aus dem regulären Profi-Kader stehen Thomas Schaaf damit heute zur Verfügung in einer Partie, die zu einem Schlüsselspiel werden könnte für Werder und seinen Trainer.
Schmidt vor Bundesliga-Debüt
Denn die personellen Voraussetzungen mögen identisch sein mit jenen des Mittwochs - die Erwartungen dagegen sind es nicht. Das 0:3 von Tottenham wurde den Grün-Weißen noch wohlwollend verziehen, Fans stimmten an der White Hart Lane gar den Gesang an: "Thomas Schaaf, du bist der beste Mann." Doch weil St. Pauli nun einmal nicht Tottenham und noch viel weniger ein glamouröser Starklub ist, wird diese Rücksicht heute kaum gelten, falls Werder wieder schwächelt.
Außer vielleicht für einen wie Dominik Schmidt: Der 23-Jährige, der am Mittwoch ebenso wie Felix Kroos zu seinem Profi-Debüt kam, dürfte heute den Vorzug vor Petri Pasanen erhalten. Für Schmidt wäre es das nächste Debüt, in der Bundesliga hat der gebürtige Berliner, der 2006 zu Werder kam, noch nie gespielt.
Gestern, nach dem Abschlusstraining, durfte sich Schmidt jedenfalls berechtigte Hoffnungen machen: Einerseits gehörte er als Linksverteidiger zu der Viererkette, die Thomas Schaaf beim Abschlussspiel in der A-Mannschaft spielen ließ. Andererseits hatte Werders Trainer tags zuvor schon eine ziemlich Schaaf-untypische Lobeshymne über den jungen Defensiv-Allrounder angestimmt. "Das, was Dominik Schmidt in Tottenham gezeigt hat, das war klasse", fand Schaaf beispielsweise, "darüber habe ich mich riesig gefreut." Es folgten die Vokabeln "mutig", gar "außergewöhnlich" und am Ende die Feststellung, dass Schmidt "Pluspunkte verbucht" und "seine Chance genutzt" habe. Weil ein Spieler aber mit einer guten Leistung auch neue Maßstäbe setzt, wie Schaaf sagt, "muss er das jetzt wieder bestätigen".
Die Gelegenheit dazu wird Schmidt wohl heute bekommen, und wenn es nicht klappt, gibt es mit Petri Pasanen für die Abwehrposition zumindest noch einen adäquaten Ersatz aus dem Profi-Kader. Für die anderen Mannschaftsteile wie das Mittelfeld ist das schwieriger, und deshalb war der Schreck riesengroß, als sich plötzlich Aaron Hunt auf dem raureif-weißen Rasen des Trainingsplatzes wälzte und immer wieder die Hände vors Gesicht schlug. Per Mertesacker hatte ihn bei einer Abwehraktion getroffen.
Nach einigen Minuten aber ging es weiter, Hunt spielte und machte sich nach dem Abschlusstraining auf den Weg in die Kabine. Er humpelte dabei...nicht - Daumen hoch, alles in Ordnung. Da hatte der gestrige Tag sogar schon seine zweite gute Nachricht.