Einen neuen Trainer hat er bereits verpflichtet, auch in Sachen Transfers hat Frank Baumann derzeit alle Hände voll zu tun. Doch wo der 49-Jährige früher beim SV Werder Bremen regelmäßig am Kader bastelte, tut er dies nun beim kriselnden Zweitligisten FC Schalke 04. Als im vergangenen April die Meldung publik wurde, dass der einstige Nationalspieler künftig in Gelsenkirchen als Sportvorstand arbeiten würde, hatte das vielerorts für überraschte Reaktionen gesorgt. Im Gespräch mit der „Sport-Bild“ hat Werders Double-Kapitän von 2004 nun erklärt, warum die fußballfreie Zeit für ihn schneller endete als gedacht.
Reiz an Herausforderung
„Ich war nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job“, betont Baumann. „Meine Tendenz war so, dass ich eher keinen Klub mehr übernehmen wollte. Dann habe ich häufiger gehört, dass andere die Herausforderung auf Schalke als zu groß erachtet haben – und genau das war der Reiz für mich.“ Im vergangenen November sei der gebürtige Franke erstmals telefonisch kontaktiert worden, doch damals habe er noch abgewunken, weil es der falsche Moment gewesen sei. „Schalke hat den neuen Vorstand zunächst für Januar gesucht. Und für mich war klar, dass ich bis Sommer eine Auszeit nehmen möchte“, schildert Baumann. „Ich habe in dem Gespräch aber gesagt: Wenn sie für Januar keinen anderen Kandidaten finden, können sie sich gerne noch mal im Frühjahr melden. Im Februar klingelte mein Handy dann wieder.“
Und dieses Mal stieß das Interesse auf Gegenliebe. Nach mehreren Urlauben mit der Familie wuchs die Lust auf eine neue sportliche Aufgabe beim Ex-Bremer, der nach eigenen Angaben auch mit einer Beraterin für Persönlichkeitsentwicklung die Vorjahre an der Weser reflektiert habe. Nun also will er S04 wieder auf Vordermann bringen. Aber wie? „Ich habe in meinen Gesprächen vorab immer wieder gehört, dass die Schalke-Fans es nicht mehr hören können, wenn man irgendwelche Saisonziele oder Zwei- oder Dreijahrespläne ausgibt. Das kann ich nachvollziehen“, erklärt Frank Baumann. „Wir müssen uns auf den Kern fokussieren und auf Störgeräusche nicht mehr so sehr reagieren. Auch wenn auf Schalke deutlich schneller alles schwarz oder weiß gesehen wird, dürfen wir uns davon nicht ablenken lassen. Weder in Phasen, in denen es schlecht läuft, noch in den guten.“
Vertrag für fünf Jahre
Ob er seine Pläne tatsächlich in die Tat umsetzen kann, wird die Zukunft zeigen. Auf seinem jetzigen Posten sind schon einige erfahrene Protagonisten vor ihm gescheitert. Bei Werder war Baumann insgesamt 25 Jahre im Einsatz, erst als Spieler, später als Funktionär. Auf Schalke hat der ehemalige Defensivakteur ein Arbeitspapier über fünf Jahre unterschrieben - schon immer dachte er eher perspektivisch als kurzfristig. Es wird spannend zu sehen sein, ob sich Baumann wirklich derart lange in seinem neuen Umfeld halten kann. „Wenn ich den Vertrag erfülle, hätten wir nicht ganz so viel verkehrt gemacht“, sagt er lachend. „Für mich ist es immer wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, den Klub zu verlassen. Das habe ich bei Werder auch so gemacht. Und für mich gilt hier wie in Bremen: Der Verein muss wirtschaftlich, sportlich, personell und infrastrukturell sehr gut für die Zukunft aufgestellt sein. Diese Strukturen werden wir gemeinsam schaffen. Das ist mein Ziel.“