Nicht einmal vier Monate ist es her, da feierte Medina Desic mit ihrem Ex-Klub Nürnberg den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga. 20 Treffer und sechs Vorlagen erzielte die Nationalspielerin Montenegros in ihrer bislang besten Saison, schrieb damit eine beeindruckende Bewerbung für zahlreiche Bundesliga-Vereine. So auch für Werder Bremen, die sich die Stürmerin im Sommer schnappten.
Dass diese Bewerbung hält, was sie im Sommer versprach, bewies die 31-Jährige beim 4:1-Auswärtssieg bei den Franken am Sonnabendmittag eindrucksvoll. Denn ausgerechnet gegen ihren Ex-Klub schnürte Medina Desic ihren ersten Dreierpack in Grün-Weiß – ohne Zweifel die Pointe eines rundherum gelungenen Auftritts in der Ferne.
Die Stürmerin bestätigte, was ihr von den Werder-Verantwortlichen vorausgesagt wurde: Torgefahr, starke Abschlussqualitäten und "echte Neunerqualitäten", wie Trainerin Friederike "Fritzy" Kromp ihr attestiert: "Sie ist extrem wichtig für unser Angriffsspiel." Garniert wird der gute Eindruck durch eine Menge Selbstbewusstsein und Spaß, den man der Stürmerin in jeder Trainingseinheit und auch bei Medienrunden ansieht. Denn Medina Desic kündigte bereits vor der Partie gegen ihren Ex-Klub mit einem großen Lachen scherzhaft an: "Ich brauche nicht viel, um sie zu überraschen. Sie kennen mich alle, aber sie haben trotzdem keine Chance."
Und das Lachen sollte auch nach dem Sieg natürlich Bestand haben: "Wer groß redet, der muss das ganze auch bestätigen. Wir haben einen guten Auftritt gezeigt mit der ganzen Mannschaft, da können wir stolz drauf sein", sagte die Dreierpackerin im Nachgang. Ihre Trainerin ist ebenfalls stolz auf das Geleistete, bei ihrer Stürmerin ist "der Knoten so richtig geplatzt", so Kromp. "Für sie war es auch etwas Besonderes, hier anzukommen und gegen ihre ehemaligen Mitspielerinnen in einem anderen Trikot zu spielen. Das musst du erst einmal so abliefern, wie sie es gemacht hat. Wenn es dreimal klingelt und ihr Name steht drauf, dann freust du dich umso mehr, weil es ein großes Ausrufezeichen von ihr war, dass sie in der ersten Liga angekommen ist."
Blitzstart eröffnet Torreigen

Emotionale Geste: Mit dem Trikot senden die Werderanerinnen Genesungswünsche an die schwer verletzte Tuana Mahmoud, die mit einem Kreuzbandriss lange ausfallen wird.
Es lief für die Werderanerinnen in Nürnberg – auch dank eines Blitzstarts in die Partie. Bereits nach 50 Sekunden verwandelte Desic die erste Chance in Gerd-Müller-Manier aus der Drehung nach einem Eckball. "Das war natürlich ein Geschenk", sagte "Fritzy" Kromp: "Ab da war klar, wer hier heute der Sieger sein wird." Amira Arfaoui, ebenfalls Ex-Nürnbergerin, erhöhte mit einem Distanzschuss aus etwa 23 Metern auf 2:0 (12.).
Kurz vor der Pause konnte sich dann auch Werders neue Nummer eins, Mariella El Sherif, beweisen: Nachdem Nürnbergs Julia Pollak einfach mal abzog, konnte die österreichische Nationaltorfrau den Ball noch an die Latte lenken (42.). Es war die einzig wirkliche Prüfung, die El Sherif meistern musste, nachdem Grün-Weiß über die ersten 45 Minuten das spielbestimmende Team war.
Auch in der zweiten Hälfte machte Werder genau da weiter, wo sie in Hälfte eins aufgehört haben: dominant und eiskalt vor dem Kasten der Franken. Und Medina Desic war es, die direkt wieder erhöhte. Nach einem präzisen Freistoß von Sturmkollegin Larissa Mühlhaus nickte die Montenegrinerin ungehindert ein – das 3:0 (47.). "Wir haben im Training besonders die Standards geübt, da ist es natürlich umso schöner, dass es in der Partie so reibungslos klappte", befand Medina Desic.
Der Torreigen sollte aber noch nicht sein Ende gefunden haben. Im Gegenteil: Nach einem Lattentreffer von Luisa Guttenberger (87.) verkürzte Nastassja Lein zwar auf 1:3 aus Nürnberger Sicht (90.). Doch der Schlusspunkt des geglückten Auswärtssiegs gehörte wieder Medina Desic: Nach einer Flanke von Maja Sternad von rechts verwandelte die Stürmerin erneut per Kopf zum 4:1-Endstand (90.+4). Die nächste Liga-Partie steigt dann am kommenden Sonntag, 14 Uhr, auf Platz 11 gegen die TSG Hoffenheim.