Am Montagvormittag waren es noch die sonor brummenden Rasenmäher der Greenkeeper, die für das vorherrschende Geräusch auf „Platz 11“ sorgten. Bahn für Bahn wurden sie über den sattgrünen Platz geschoben. So klingt der Sound einer Sportanlage, auf der gerade kein Sport getrieben wird – ab Dienstag wird er sich auf „Platz 11“ drastisch verändern. Bis auf Weiteres ist es dann Baustellenlärm, der die Kulisse prägt.
Am 1. April beginnen offiziell die Arbeiten für die lange geplante und dringend benötigte Sanierung von Werder Bremens Leistungszentrum (LZ). Nach insgesamt 18 Monaten, sprich im Oktober 2026, sollen sie abgeschlossen sein. Am Tag bevor die Bagger anrollen, hatte Werder zur letzten Begehung der in die Jahre gekommenen Anlage eingeladen. Ein Ortsbesuch.
Rein geht’s durch den Spielertunnel, dann links um die Ecke, direkt in die Kabine, die Werders Frauen-Bundesligateam an Spieltagen nutzt. Und schon an diesem Punkt der Führung schreit einen der bauliche Handlungsbedarf regelrecht an. Mit dem Wort „rustikal“ ist der Raum jedenfalls äußerst wohlwollend umschrieben, was für die gesamte Anlage gilt. Gebaut wurde sie in den 1960er Jahren, und der Zahn der Zeit hat hier nicht nur genagt, längst hat er sich im Gebäude festgebissen. Das wird in den Waschräumen deutlich, an abblätterndem Putz und mehrfach übergetünchten Wänden. Heutigen Ansprüchen wird „Platz 11“ schon lange nicht mehr gerecht.
Vieles muss ersetzt werden
In Zukunft soll nun alles besser und funktionaler werden, wie Peter Rengel, Werders Direktor Infrastruktur, erklärt. Zwei neue Spieltagskabinen, weitere für den Breitensport, dazu Lagerräume, eine neue Gastronomie und ein neuer Medienbereich mit Interviewzone und Mini-TV-Studio. Zum Vergleich: Das aktuelle Pendant ist eine leergeräumte Kabine, vor deren Fenster ein Rollo heruntergelassen wird, auf dem wiederum die Logos der Sponsoren prangen. Not macht eben erfinderisch. Sieht im Fernsehen auch gar nicht mal schlimm aus. Vor Ort allerdings schon. Mit Ausnahme einiger tragender Wände bleibt auf „Platz 11“ deshalb kaum ein Stein auf dem anderen.
Längst sind alle Räume der Anlage leergeräumt, ein altes Radio hier, ein sperriges Fitnessgerät dort – vielmehr findet sich nicht mehr. Vorbereitungen auf den Vorschlaghammer. Nahezu unberührt hingegen das Kassenhäuschen, ein winziger Raum, die Wände mit Werder-Memorabilia tapeziert. Als hätte es jemand nicht gewagt, das grün-weiße Kleinod zu demontieren. Mit plattgemacht wird der Raum trotzdem. Auch er ist aus der Zeit gefallen. Laufbahn und Rasenplatz werden während des Umbaus übrigens durchgehend nutzbar sein. Umziehen müssen sich die Mannschaften in der Übergangszeit im Containerdorf, das Werder auf dem Parkplatz des Weserstadions errichtet hat.
Werder zahlt den Großteil der Bauarbeiten
Insgesamt, so planen es die Verantwortlichen, wird die Sanierung des LZ zwischen acht und neun Millionen Euro kosten. Werder und die Stadt Bremen teilen sich die Summe im Verhältnis 75:25 Prozent auf, wobei der Verein den größeren Anteil stemmt, da er die Anlage überwiegend nutzt. Ganz wichtig: Gebaut und saniert werden darf nur innerhalb der Bestandsgrenzen. Alles andere verbieten Hochwasserschutz und Anwohnerrechte. Eine komplizierte Sachlage, die für die lange Verzögerung der bereits vor Jahren als notwendig erkannten LZ-Sanierung gesorgt hat. Nun geht es also los, endlich. Wobei: Um das Kassenhäuschen ist es wirklich schade.