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Werder-Einkauf ist Publikumsliebling "Fußballgott" Eilers: Gut genug für die Bundesliga?

Im Sommer wechselt Justin Eilers von Dynamo Dresden zu Werder - und muss sich dafür von den Dresdner Fans einiges anhören. Der 27-Jährige ist Top-Torjäger, Publikumsliebling - und ein interessanter Typ.
28.04.2016, 00:00 Uhr
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Von Tino Meyer

Im Sommer wechselt Justin Eilers von Dynamo Dresden zu Werder - und muss sich dafür von den Dresdner Fans einiges anhören. Der 27-Jährige ist Top-Torjäger, Publikumsliebling - und ein interessanter Typ.

Als sie bei Dynamo Dresden vor einigen Tagen mit den Mitarbeitern, Sponsoren und Edelfans den Aufstieg gefeiert haben, hat Justin Eilers nur verhaltenen Applaus bekommen. Eilers, der Torjäger. Eilers, der doch eigentlich so beliebte und hofierte Aufstiegsgarant.

Die unterkühlte Reaktion hat ihm schwer zugesetzt. Und es hat den 27-Jährigen veranlasst, auf seiner Facebook-Seite eine Art Abschiedsbrief aufzusetzen. Sollen bloß alle wissen, warum er zu Werder Bremen wechselt.

In Dresden scheint sich binnen kürzester Zeit ein klares Meinungsbild verfestigt zu haben. Dass sich ein Mitspieler wie Kapitän Michael Hefele, der zu einem englischen Zweitligisten wechselt, auf der Insel laut eigener Aussage einen Kindheitstraum erfüllen will – ist nun mal so.

Aber was Eilers bei Werder Bremen will – das fragt sich die Masse schon, wobei das Ansinnen gar kein anderes ist als bei Hefele. Bundesligaprofi kommt in der Rangliste kleiner Jungs gleich hinter Feuerwehrmann und Indianer.

"Fußballgott" Eilers

Eilers’ Reaktion jedoch auf verletzte Eitelkeiten zu reduzieren, greift zu kurz. Deshalb haben die Fans am vergangenen Wochenende beim ersten Auftritt nach Bekanntwerden seines Wechsels zu Werder den Namen Eilers beim Verlesen der Aufstellung natürlich auch wieder mit der lieb gewonnenen und vom Spieler erhofften Würdigung „Fußballgott“ ergänzt.

„Im Erfolg war ich der Erste, der gefeiert wurde – und im Misserfolg der Erste, den sie kritisiert haben“, sagt Eilers. Ein Typ wie er, das ist die Quintessenz aus fast zwei Jahren Dynamo, ist einfach schwer zu fassen.

21 Saisontore - Eilers ist Top-Torjäger

Da sind zum einen die nackten Zahlen, seine 40 Drittliga-Tore bei 80 Einsätzen. 21 Treffer hat er allein in dieser Saison erzielt. Ein Topwert ist das und längst nicht das Einzige, was der Mann vorzuweisen hat. Dazu kommen drei Treffer im DFB-Pokal, darunter sein in Dresden fast schon legendärer Auftritt inklusive zweier Tore beim Weiterkommen gegen Bochum im Oktober 2014 – trotz eines vermeintlichen Hexenschusses wenige Tage zuvor.

Auf dem Spielfeld ist davon nichts zu sehen, abgesehen vom Torjubel. Da fasst er sich an den gekrümmten Rücken und grinst. Eilers hat eben auch schauspielerisches Talent – bevorzugt bei der Kontaktaufnahme mit gegnerischen Verteidigern.

Stärker in der Defensive

Und das ist die andere Seite des gebürtigen Braunschweigers, der sein Ego zwar nicht offen vor sich herträgt, es aber doch sehr sorgsam pflegt. Theatralik werfen ihm manche vor, zudem den Hang zur Divenhaftigkeit. Dass er darüber hinaus sein Defensivspiel stark verbessert hat und zunehmend mannschaftsdienlicher unterwegs ist, gerät da rasch in Vergessenheit.

In Erinnerung bleiben indes ein paar Dinge abseits des Spielfelds. Zum Beispiel seine Suspendierung für eine Partie wegen einer Disziplinlosigkeit inmitten der Niederlagenserie vor ziemlich genau einem Jahr. Dann ist da noch die angebliche Beziehung mit Katja Kühne, vor gut zwei Jahren Teilnehmerin der RTL-Sendung Bachelor, seitdem eine Art C-Promi der Unterhaltungsbranche und inzwischen mit Mitspieler Quirin Moll liiert.

Eilers hat sich dazu nie öffentlich geäußert und trotzdem – oder gerade deshalb – Kritik und Spott ertragen müssen. Privatsachen sind das, findet er. „Und ich denke, es ist auch jedem klar, dass ich nicht 24 Stunden auf dem Fußballplatz stehen kann.“

"Ich nehme mir den Ball und habe das Selbstvertrauen"

Ein Abducker ist der überaus schnelle, torgefährliche und ebenso sensible Offensivspieler nicht. Während andere nach Niederlagen den Kameras und Mikrofonen gezielt aus dem Weg gehen, sucht Eilers geradezu deren Nähe. Man kann ihm das auch als Stärke auslegen. Verantwortung auf dem Platz scheut er selten. Da stört es offenkundig auch nicht, wenn er den Sieg wie gegen Bremen II erst mit einem Strafstoß in letzter Minute besiegeln kann.

„Kein Problem. Ich nehme mir den Ball und habe das Selbstvertrauen“, sagt Eilers, der weder Konflikte noch Fans meidet. Ganz im Gegenteil, erst vergangenen Sonnabend hat er wieder mal am längsten Autogramme schreiben müssen.

So gesehen passt er sicher gut nach Bremen. Die Frage aber bleibt: Ob er – Werders Klassenerhalt vorausgesetzt – gut genug für die Bundesliga ist? Manche halten selbst die 2. Liga für problematisch. Den Nachweis hat Eilers zumindest bislang nicht erbracht.

Auch darum gibt es in Dresden genügend Fans, die im Abgang ihres Fußballgotts die beste Lösung für beide Seiten sehen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

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