Viel unterwegs, aber nicht gespielt: Für Marco Grüll ist die aktuelle Länderspielphase ernüchternd, nämlich ohne Einsatz zu Ende gegangen. Nachdem es der Stürmer des SV Werder Bremen für das Heimspiel Österreichs in der WM-Qualifikation gegen Zypern nicht in den Kader geschafft hatte, saß er beim Duell in Bosnien-Herzegowina am Dienstagabend 90 Minuten lang auf der Bank. Ein Gefühl, das der 27-Jährige bei Werder nicht mehr gewohnt ist. In den bisherigen drei Pflichtspielen zählte Grüll jeweils zur Bremer Startelf. In seiner Abwesenheit hat sich die Konkurrenzsituation im Angriff durch die Verpflichtung von Victor Boniface jedoch deutlich verschärft. Was das für Marco Grüll bedeutet? Jedenfalls keinen Nachteil – davon ist Werders Leiter Profifußball Peter Niemeyer überzeugt.
„Eine große Qualität von Grüllo ist seine Flexibilität. Er kann sowohl in der Spitze als auch eine Reihe dahinter spielen“, sagt der Ex-Profi im Gespräch mit der DeichStube. Während des Pokalspiels gegen Bielefeld sowie an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen (gegen Frankfurt und Leverkusen) war Grüll von Cheftrainer Horst Steffen jeweils als Mittelstürmer aufgeboten worden. Grundsätzlich fühlt er sich auf den offensiven Außenbahnen allerdings wohler. Sollte Neuzugang Boniface fit bleiben, dürfte das Sturmzentrum ohnehin besetzt sein und Grüll mit Samuel Mbangula, Justin Njinmah und möglicherweise auch Landsmann Romano Schmid um die Posten auf den Flügeln konkurrieren. Dabei hat er gute Karten, weil er ganz eigene Qualitäten ins Bremer Spiel einbringen kann, verdeutlicht Niemeyer.
„Sein Einsatz und seine Intensität im Spiel tun uns sehr gut und werden auch vom Trainerteam sehr geschätzt“, sagt der Leiter Profifußball. Grüll ist dabei weniger ein großer Techniker und auch kein Spieler mit enorm hohem Sprinttempo – dafür ist er aber ein nimmermüder Wühler, der seine Stärken im Anlaufen hat, Räume öffnen kann und diszipliniert mit nach hinten arbeitet. Eigenschaften, die wichtig für eine Mannschaft sind. Nicht zuletzt deshalb hält Peter Niemeyer fest: „Auch wenn wir uns im Angriff noch verstärkt haben, wird Grüllo auf seine Spielzeit kommen. Wir wollen im Offensivbereich flexibel sein und haben jetzt auch die Spielertypen dafür.“