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Werders erster Test Spielabbruch nach medizinischem Notfall

Die erste sportliche Standortbestimmung von Werder ist unschön zu Ende gegangen. Die Testpartie gegen Ajax Amsterdam musste nach 74 Minuten vorzeitig abgebrochen werden.
08.07.2017, 17:53 Uhr
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Eigentlich hatte es um Fußball gehen sollen. Um das Debüt von Werders neuem Keeper Jiri Pavlenka etwa. Um den allerersten Arbeitsnachweis von Ludwig Augustinsson auf der linken Abwehrseite der Bremer. Oder um den Auftritt von Zlatko Junuzovic nach den jüngsten Wechselgerüchten. Doch die Testpartie gegen Ajax Amsterdam im österreichischen Trainingslager nahm eine böse Wendung. Abdelhak Nouri, 20-jähriger Mittelfeldspieler der Niederländer, brach eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie bewusstlos zusammen und musste minutenlang medizinisch versorgt werden. Die Begegnung wurde aus nachvollziehbaren Gründen letztlich nicht fortgesetzt.

Es passierte ohne gegnerische Einwirkung. Ajax-Akteur Abdelhak Nouri sackte eine Viertelstunde vor dem Ende bewusstlos zu Boden, sofort kümmerten sich medizinische Einsatzkräfte um den Spieler. Auch die Teamärzte des niederländischen Rekordmeisters und von Werder waren auf dem Rasen gemeinsam im Einsatz und kämpften um das Leben des Spielers. Die Behandlung zog sich. Sie dauerte nicht nur Minuten, irgendwann war eine halbe Stunde vergangen. Die Spieler verharrten auf dem Feld, einige weinten, es wurde gebetet. Auch die Zuschauer warteten nach einer Durchsage des Stadionsprechers zunächst auf ihren Plätzen, um nicht unabsichtlich mögliche Rettungswege zu versperren.

In der Fußballgeschichte hatte es schon mehrere traurige Zwischenfälle dieser Art gegeben. Besonders schlimm endeten sie beispielsweise 2004 beim ungarischen Nationalspieler Miklós Fehér, der während eines Spiels für Benfica Lissabon an einem Herzinfarkt starb. Nur wenige Monate zuvor war der Kameruner Marc-Vivien Foé beim Confed Cup in Frankreich aufgrund eines plötzlichen Herztods verstorben. Im aktuellen Fall von Abdelhak Nouri - so teilte wenig später Werder-Sportchef Frank Baumann mit - habe es ein Herz-Kreislauf-Versagen gegeben. Die gute Nachricht: Die Erstversorgung der Mediziner hatte dieses Mal Erfolg.

Ajax-Profi im künstlichen Koma

Für ein wenig Erleichterung sorgte dann nämlich Ajax Amsterdam selbst. Auf seinem Twitter-Kanal vermeldete der Traditionsverein, dass Nouri nach Herzrhythmusstörungen zumindest wieder einen stabilen Herzschlag erlangt habe. Inzwischen war ein Helikopter im Lindenstadion von Hippach gelandet, der Profi wurde unter dem Beifall der rund 1500 Zuschauer in eine Klinik nach Innsbruck geflogen. Nach Angaben der Amsterdamer befand er sich inzwischen in einem künstlichen Koma.

Spieler und Trainer verzichteten anschließend verständlicherweise auf Statements. Lediglich Frank Baumann sprach zu den anwesenden Journalisten und versuchte, ein paar Worte in dieser schweren Situation so kurz nach dem Spielabbruch zu finden. "Fußball kann so schön sein, er kann aber auch so grausam sein", sagte er, "und heute haben wir hier einen tragischen Moment erlebt." Im Namen des Klubs schickte er denn auch die besten Wünsche an den 20-Jährigen. "Unsere Gedanken und allerbesten Wünsche sind beim Spieler, seiner Familie, den Mannschaftskollegen und den Fans von Ajax Amsterdam." Des Weiteren erklärte er, dass Nouri wiederbelebt habe werden müssen und dies gelungen sei. Sein Zustand sei weiterhin kritisch, so Baumann. Kurz darauf erklärte Ajax dann, dass der Zustand mittlerweile stabil sei.

Der Blick richtete sich bei den Bremer Verantwortlichen aber auch auf das eigene Personal. "Wir müssen das verarbeiten und werden im Hotel mit der Mannschaft reden", sagte Werders Sportchef. "Man sollte die Spieler erst einmal heute und morgen in Ruhe lassen." Baumann verwies darauf, dass der Team-Psychologe Prof. Dr. Andreas Marlovits auch im Zillertal dabei sei, die Spieler nun bei Bedarf ein Gespräch mit ihm suchen könnten.

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In den knapp 75 Minuten zuvor hatten sich beide Mannschaft ein durchaus ansehnliches Testspiel geliefert. Werder-Trainer Alexander Nouri hatte mit Jerome Gôndorf, Ludwig Augustinsson und Torhüter Jiri Pavlenka zunächst gleich drei Neuzugänge aufgeboten, im weiteren Verlauf sollten aber auch alle weiteren Akteure des Kaders zum Einsatz kommen. Die Bremer begannen forsch und hatten zunächst die besseren Chancen, gerieten aber trotzdem durch einen Treffer von Mateo Cassierra in Rückstand (21.). Die immer besser werdenden Niederländer besaßen weitere gute Gelegenheiten, um die Führung auszubauen, der Champions-League-Qualifikant vergab diese jedoch. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel und etlichen personellen Veränderungen auf beiden Seiten war es dann Nachwuchstalent Johannes Eggestein, der mit seiner allerersten Ballberührung den Ausgleich besorgte (46.). Werder war nun am Drücker und drehte eine knappe Viertelstunde später sogar die Partie. Nach einem Foul im Strafraum an Thomas Delaney, der im zweiten Durchgang die Kapitänsbinde trug, verwandelte Florian Kainz den anschließenden Strafstoß zum 2:1 (62.). Freuen wollte sich darüber bei Werder nachher niemand mehr.

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