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Last-Minute-Neuzugang Fragiler Gigant mit Mode-Tick und Oma-Liebe: So tickt Werders Boniface

Mit Victor Boniface hat Werder Bremen einen neuen Stürmer an Bord. Doch der Nigerianer ist mehr als nur ein Fußballer - seine Liebe zur Mode und seine enge Bindung zu seiner Großmutter zeichnen ihn aus.
03.09.2025, 10:55 Uhr
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Von mwi

Marvin Ducksch ist weg, dafür ist Victor Boniface gekommen: Am Deadline Day hat der SV Werder Bremen mit einigen Wochen Verzögerung auf den Abgang seines Topstürmers reagiert und den nigerianischen Angreifer von Bayer 04 Leverkusen für ein Jahr ohne Kaufoption ausgeliehen. Bei der Werkself spielte der 24-Jährige zuletzt keine Rolle mehr, schon in der Vorsaison hatte er seinen Stammplatz nach einer schweren Oberschenkelverletzung verloren. Nun will Victor Boniface seiner Karriere in Bremen neuen Schwung verleihen. Die DeichStube stellt Werder Bremens neuen Stürmer vor.

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Spielweise: Klar ist: Ein Eins-zu-eins-Ersatz für den nach Birmingham abgewanderten Ducksch ist Boniface nicht. Mit einer Körpergröße von 1,90 Meter ist er im Gegensatz zum zweikampfscheuen Ex-Nationalspieler ein ganz anderer Spielertyp - ein echter Brecher und starker Zielspieler fürs Sturmzentrum. Doch Boniface auf seine körperlichen Vorzüge zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden. Der Nigerianer verfügt neben einer guten Schnelligkeit auch über eine ansehnliche Abschlussstärke und gilt als technisch sehr versiert sowie trickreich. Sollte sein Körper mitmachen und die Leverkusen-Leihgabe in Bremen zu alter Stärke zurückfinden, dürfte der 40-Millionen-Euro-Mann (aktueller Marktwert bei „transfermarkt.de“) Werders Spiel auf Anhieb auf ein anderes Niveau heben.

Mode-Tick: Dass Victor Boniface auch modisch gut in Duckschs Fußstapfen treten könnte, deutete er bereits bei seiner Ankunft am Montag an. Der als modebewusst geltende Angreifer trug eine millionenschwere, personalisierte „Big Vic“-Diamantenkette, die von dem Londoner Star-Juwelier „MJ Jones“, zu dessen Klienten auch Lionel Messi zählt, hergestellt wurde. Dazu kam ein Pullover der Streetwear-Marke „Bape“ für 315 Euro. Zudem trägt Boniface noch gerne Basketballtrikots, ohne Basketball-Fan zu sein. Boniface: „Ich liebe einfach die Klamotten, aber schaue keine Spiele.“

Playstation zocken und streamen: Ein Basketball-Shirt der Boston Celtics trug Victor Boniface auch am Deadline Day: Während Bayer Leverkusen und Werder Bremen hinter den Kulissen den Leihdeal aushandelten, zockte Boniface in aller Seelenruhe den Ego-Shooter „Call of Duty: Warzone“ auf der Playstation und streamte das Ganze auf der Plattform „Twitch“, während Hunderte Werder-Fans nervös seine Zock-Session (als „Bigvic2222“) kommentierten. Zwischenzeitlich legte er eine Pause wegen des Medizin-Checks und der Unterschrift bei Werder ein, die er „Hochzeit“ nannte. Die Spielkonsole und das Streamen sind zwei große Hobbys des Starstürmers.

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Boniface privat: Victor Boniface wuchs in einer nigerianischen Kaserne in Akure auf, wo sein Großvater beim Militär war. Dort lernte er das Fußballspielen, kickte regelmäßig mit Soldaten und seinen Onkeln. Der als sehr ruhig geltende neue Werder-Stürmer verriet gegenüber „Bayer-TV“: „Ich bin nicht mit meiner Mama und meinem Papa aufgewachsen, sondern bei meinen Großeltern. Meine Oma hat mich von Tag eins supportet. Sie liebt Fußball. Schon als ich klein war, hat sie mich immer unterstützt.“ Im Dezember 2023 brachte Boniface seine Oma nach einer Länderspielreise mit Nigeria mit nach Deutschland – sie verfolgte das 1:1 gegen den BVB samt Treffer ihres Enkels live im Stadion: „Das war ein ganz besonderer Moment für mich.“

Denn Boniface musste zu seiner Zeit in Norwegen den Tod seiner Mutter verkraften. Zusammen mit zwei schweren Knieverletzungen ließ der Verlust seiner Mutter den damals 22-Jährigen in ein tiefes mentales Loch fallen. In einem Interview räumte er ein: „Ich verlor meine Leidenschaft für den Fußball für eine Weile. Ich war sehr schlecht, ich trank viel Alkohol. Etwas, dass ich jetzt nie tue.“ Boniface dachte sogar ans Karriereende.

Titeljäger nach Trauerfall: Doch dazu kam es glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: Er kämpfte sich zurück, wurde zweimal norwegischer Meister mit Bodö/Glimt (2020, 2021), Torschützenkönig der Europa League mit Royale Union St. Gilloise (2023) sowie Double-Gewinner und Supercup-Sieger mit Bayer Leverkusen (2024). Nach dieser Saison wurde er auch zum Bundesliga-Rookie des Jahres gewählt.

Dicke Krankenakte: Sie ist das große Fragezeichen und Risiko beim Boniface-Transfer - die prall gefüllte Krankenakte des Star-Stürmers. Nach seinen zwei Kreuzbandrissen in Norwegen (2019, 2020) hatte der Nigerianer in Leverkusen häufig mit Muskelverletzungen zu kämpfen. In der Vorbereitung auf die laufende Saison meldete sich nach seinem Individual-Training in Marbella erneut das Knie zu Wort, sodass er bei Bayer 04 immer wieder kürzertreten musste. Auch bei Werder soll Boniface regelmäßig die Belastung steuern und wenn nötig individuell arbeiten oder pausieren.

Kurios: Vor dem Werder-Wechsel waren in den letzten acht Monaten gleich zwei Boniface-Transfers geplatzt. Zuletzt scheiterte ein bereits ausgehandelter Leih-Deal mit der AC Mailand, weil die Italiener nach eingehenden Untersuchungen zweifelten, ob das rechte Knie des Nigerianers halten würde. Bereits im Januar sollte Boniface für 70 Millionen Euro Ablöse zum Saudi-Club Al-Nassr wechseln. Der Deal platzte in letzter Sekunde, weil die Saudis doch lieber den Kolumbianer Jhon Duran (21) für sieben Millionen Euro mehr von Aston Villa holten. Den Medizincheck hatte Boniface damals schon bestanden.

Kuriose Torjubel - Hose runter und Entenmarsch: Bei einem 4:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim am 14. September 2024 sorgte Boniface nicht nur mit einem Doppelpack, sondern auch mit einem kuriosen Torjubel für Aufsehen. Der Angreifer zog sich nach beiden Treffern die Hose herunter und tanzte in weißer Unterziehhose – ein TikTok-Trend, der von einem nigerianischen Influencer namens „The Trench Boy“ stammt. „Ich habe ihm den Jubel versprochen“, verriet der Neu-Bremer damals nach dem Spiel. Auch sonst hat der Stürmer lustige Torjubel drauf: So rennt er nach Treffern gerne mal mit kerzengeradem Oberkörper, rausgestrecktem Hintern und abgespreizten Unterarmen und Händen Richtung Eckfahne. Ein Anblick, auf den sich hoffentlich auch bald die Fans des SV Werder Bremen freuen dürfen.

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