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6:1-Sieg gegen Köln reicht für die Relegation Werder schafft das kleine Wunder

Es hat tatsächlich geklappt: Werder war fast schon abgestiegen und hat nun immerhin den Relegationsplatz erreicht. Ein 6:1-Sieg gegen Köln reichte dafür, weil Union Berlin den Bremern Schützenhilfe leistete.
27.06.2020, 19:25 Uhr
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Werder schafft das kleine Wunder
Von Christoph Bähr

Szenerie hätte nicht besser zum großen Finale passen können. Pünktlich zum Anpfiff des Werder-Spiels gegen Köln grummelte es, ein Gewitter kündigte sich an. Dann prasselte der Regen in dicken Tropfen aus dunklen Wolken herunter, doch schnell klarte der Himmel wieder auf. Die Sonne schien auf das fast leere Weserstadion, und an diesem Sonnabendnachmittag schien sie den Werder-Profis ausnahmsweise auch mal aus dem Allerwertesten: Die Bremer gewannen gegen Köln mit 6:1. Da Düsseldorf parallel mit 0:3 gegen Union Berlin verlor, kletterte Werder am letzten Spieltag auf den Relegationsrang 16. Die Hoffnung auf den fast schon abgeschriebenen Klassenerhalt lebt. „Wunder wäre vielleicht noch etwas zu hoch gegriffen. Wenn wir es am Ende schaffen, dann würde ich es in der Kategorie einordnen“, sagte Trainer Florian Kohfeldt.

Vor der Partie hatten viele Werder nicht mehr auf dem Zettel gehabt, zu schwach hatte sich die Mannschaft bei der 1:3-Pleite in Mainz präsentiert. Kohfeldt betonte kurz vor dem Anpfiff trotzdem: „Wir glauben daran, dass es noch reicht." Der Trainer dokumentierte das mit seiner Aufstellung. Er ging volles Risiko und beorderte Niclas Füllkrug erstmals nach dessen Kreuzbandriss in die Startelf. Füllkrug bildete ein Sturmduo mit Milot Rashica, der trotz seiner Fußverletzung spielen konnte. Im Mittelfeld agierte Werder mit einer Raute. Kevin Vogt agierte nach seiner Adduktorenverletzung wieder im defensiven Mittelfeld. Theo Gebre Selassie konnte trotz seiner Blessur am Sprunggelenk als Rechtsverteidiger auflaufen, auf der linken Seite erhielt Marco Friedl den Vorzug vor Ludwig Augustinsson.

Osako legt den Grundstein

Werder begann eines der wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte sichtbar nervös und versuchte über längere Ballpassagen Sicherheit zu gewinnen. Zum Glück für die Bremer fehlte den bereits geretteten Kölnern die letzte Konsequenz. Folgerichtig fiel das 1:0 für die Gastgeber, als der Ball nach einem Schussversuch von Maximilian Eggestein bei Yuya Osako landete, der eiskalt vollstreckte (22.). Und plötzlich lief es bei Werder. Rashica tanzte seinen Gegenspieler Toni Leistner aus und traf durch die Beine des unglücklich aussehenden Timo Horn zum 2:0 (27.). Es war der erste Ligatreffer des Flügelstürmers seit Dezember. Nur zwei Minuten später rechtfertigte Füllkrug seine Aufstellung und verwertete eine Friedl-Flanke zum 3:0. „Wir haben Leidenschaft gezeigt. Wir haben schnell die Tore geschossen und es dann schön gemacht“, sagte Mittelfeldspieler Davy Klaassen.

Die Werder-Funktionäre auf der Tribüne jubelten nur kurz über den dritten Treffer und blickten dann hektisch auf ihre Smartphones. Es gab eine gute Nachricht aus Berlin: Anthony Ujah, der bei der Bremer Last-Minute-Rettung 2016 noch das Werder-Trikot trug, hatte Union gegen Düsseldorf in Führung geschossen. Werder rückte dadurch auf den Relegationsrang vor. Noch war aber reichlich Zeit, und die Kölner wollten sich doch nicht ganz wehrlos ergeben. Coach Markus Gisdol beendete seinen gescheiterten Fünferketten-Versuch frühzeitig, indem er den indisponierten Leistner auswechselte (35.). Das Zeichen an die Mannschaft zeigte kurzzeitig Wirkung, die Gäste wurden besser. Es blieb aber beim 3:0 zur Halbzeit.

Gute Nachrichten in der Halbzeit

Viele Werder-Profis erfuhren von der erfreulichen Tabellenkonstellation erst jetzt. „In der Halbzeit habe ich das 1:0 in Berlin gesehen“, berichtete Klaassen. Kohfeldt nutzte die Pause zudem, um Füllkrug auszuwechseln, der nach seiner langen Verletzungspause noch nicht fit genug für längere Einsätze ist. Josh Sargent rückte in den Sturm, und Werder ließ nicht nach. Die Bremer, die zuvor in diesem Kalenderjahr nur ein Heimtor erzielt hatten, schafften tatsächlich schnell den vierten Treffer. Ein abgefälschter Rashica-Schuss flog an den Pfosten, und Klaassen schob den Ball ins leere Tor (55.). Jetzt hätte Werder sogar ein Unentschieden zwischen Union und Düsseldorf gereicht, doch Christian Gentner legte das 2:0 für die Berliner nach. Das Wunder von der Weser nahm Gestalt an. „Es ist alles für uns gelaufen“, freute sich Klaassen.

Befreit vom ganz großen Druck spielte sich Werder gegen eine Kölner Mannschaft, die sich allmählich aufgab, in einen kleinen Rausch. 14 Heimspiele am Stück hatten die Bremer in der Liga nicht mehr gewonnen, doch der Heimkomplex war jetzt vergessen. Osako verwertete sträflich freistehend eine Hereingabe von Gebre Selassie zum 5:0 (58.). Ein katastrophaler Fehlpass von Rashica spielte den harmlosen Kölnern zwar in die Karten: Dominick Drexler war frei durch und markierte das 1:5 (62.). Werder antwortete aber schnell: Rashica spitzelte im Liegen zu Sargent, der mit einem coolen Lupfer das 6:1 erzielte (68.). Rashica mit einem doppelten Pfostentreffer (80.) und Friedl (84.) verpassten den siebten Treffer, während Union durch Sulleiman Abdullahi sogar noch das 3:0 nachlegte. Damit war alles klar, der Relegationsplatz war gesichert. „Wir dürfen unheimlich dankbar sein, dass wir diese zwei Spiele noch spielen dürfen. Wir danken Union unglaublich, mal sehen, ob wir da eine Kiste Bier rüberwachsen lassen“, sagte Fülkrug grinsend.

Vor dem Anpfiff der historischen Partie hatte Werders Aufsichtsratschef Marco Bode für den Abstiegsfall angekündigt, dass schon ab Sonntag Gespräche über die Zukunft geführt werden sollten. Er selbst wolle sich nicht aus dem Staub machen. Die Gespräche müssen nun noch etwas warten, jetzt zählt erst einmal nur die Relegation. Auf Werder warten zwei weitere Endspiele. Gegen Köln hat die Mannschaft gezeigt, dass sie diesem Druck standhalten kann. Kohfeldt betonte: „Wir dürfen jetzt keinen Millimeter nachlassen.“

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