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Rashica wird zum Sinnbild der Werder-Krise Rakete ohne Treibstoff

In dieser Saison sollte Milot Rashica zum Top-Spieler reifen und für viel Geld verkauft werden. Im wichtigsten Spiel der Saison aber spielt er nicht eine Minute. Das sagt viel über seine Entwicklung.
21.06.2020, 12:06 Uhr
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Rakete ohne Treibstoff
Von Christoph Sonnenberg

Der Mann, der Werders in Schieflage geratenen Haushalt wieder einigermaßen ins Lot bringen sollte, verfolgte das Desaster in Mainz nur von der Bank. Eine super Saison spielen und dann ab zu einem europäischen Top-Klub, so war grob umrissen der Plan mit Milot Rashica im vergangenen Sommer. Für 38 Millionen Euro, so ist es in einer Ausstiegsklausel festgehalten, kann Rashica rausgekauft werden aus seinem bis 2022 laufenden Vertrag. Leonardo Bittencourt, Ömer Toprak oder Niclas Füllkrug, die teuren Transfers des letzten Jahres, sollten mit dieser Summe finanziert werden.

Im vermutlich wichtigsten Spiel des Jahres aber saß der Goldjunge nur auf der Bank. Kein Platz in der Startelf, nicht mal eingewechselt wurde Rashica in Mainz. Claudio Pizarro durfte sich versuchen, mit 41 Jahren noch für eine Überraschung zu sorgen. Und selbst der notorisch ungefährliche Davie Selke bekam den Vorzug vor dem die gesamte Saison gesetzten Rashica.

Seit Wochen ohne Torgefahr

Die Erklärung für seine Entscheidung, die Florian Kohfeldt später anführte, ist einerseits nachvollziehbar, auf der anderen Seite spricht sie Rashica spezielle Qualitäten ab. „Bei Milot hatte ich in den letzten Wochen das Gefühl, dass er in den Spielen, in denen er von Anfang an gespielt hat, nicht zu torgefährlichen Aktionen kam.“

In nun 16 Spielen hat Rashica nicht mehr getroffen, zuletzt beim 1:6 in München Mitte Dezember. Torgefährlich geht anders, zwei Treffer hat er immerhin vorbereitet, je eines beim 2:2 in Berlin und beim 1:0 gegen Schalke. Dass ein Schlüsselspieler in einem Schlüsselspiel komplett außen vor bleibt, sagt viel über die mentale Verfassung des Spielers und auch über seine mentalen Fähigkeiten. In einer Woche wird er 24 Jahre alt, über den Status eines Talents ist er damit hinaus.

Mainz war der Tiefpunkt seiner Entwicklung

Der Spielverlauf habe nicht für Rashicas Einwechselung gesprochen, sagte Kohfeldt hinterher. Die wäre nur denkbar gewesen, falls Werder in Führung gewesen wäre, „sodass er dann seine Geschwindigkeit ausleben könnte. Und dass der Knoten platzt“, sagte der Trainer. „Beides hat nicht funktioniert.“

Das könnte auch für die Verkaufspläne gelten. Erst kam Corona, das die üppigen Geldflüsse des Fußballs zu Rinnsalen schrumpfen ließ. Die 38 Millionen Euro Ablöse wird kein Verein zahlen, die Preise sind weltweit gefallen. Dazu gesellt sich eine sportliche Krise Rashicas. Der Rakete, wie sie ihn bei Werder nennen, ist der Treibstoff ausgegangen. Es fehlt Geschwindigkeit, es fehlt Präzision, es fehlt Leichtigkeit und an Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten. Seit Monaten schon. Die 90 einsatzlosen Minuten von Mainz bildeten den Tiefpunkt seiner Entwicklung innerhalb dieses Jahres. Und damit fehlt allmählich die Fantasie, dass Rashica im Sommer einen Erlös erzielt, der Werder hilft, Löcher zu stopfen. Wer für entscheidende Momente nicht gemacht ist, dürfte für die großen Klubs kaum von Interesse sein.

In Hinrunde hatte er der Krise noch getrotzt. Als es bei vielen in der Mannschaft schon nicht mehr richtig lief, spurtete Rashica den Gegnern munter davon. Sieben Tore erzielte er im vergangenen Jahr, drei legte er auf. Es zeugte von seiner Qualität, dass er sein Spiel unbeeindruckt durchzog. Doch längst ist Rashica zum Sinnbild der Krise geworden. Dass Kohfeldt, der sich bisher immer hinter ihn gestellt hat, Rashica im so bedeutenden Spiel in Mainz nicht auf den Platz ließ, lässt aufhorchen. Und dürfte den Marktwert nicht eben nach oben treiben.

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