Es war der erste richtige Härtetest der Saisonvorbereitung – für den SV Werder Bremen ist er am Samstagnachmittag mit einem Unentschieden zu Ende gegangen. Vom italienischen Erstligisten Parma Calcio trennte sich die Mannschaft von Neu-Trainer Horst Steffen nach einem durchwachsenen Auftritt vor rund 2.000 Zuschauern im Parkstadion von Zell am Ziller mit 0:0. Im Schatten der Tribüne zog der Chefcoach danach sein Fazit. „Ich konnte in Sachen Spielidee, Raumaufteilung und Anlaufen schon einige Dinge sehen, die gut funktioniert haben“, sagte Steffen, monierte auf der anderen Seite jedoch die fehlende Genauigkeit im Spieler seiner Mannschaft: „Einige Angriffe waren vielversprechend und wir haben uns Chancen erarbeitet, es war aber auch zu sehen, dass es deutlich mehr hätten sein können, wenn wir klarer gespielt hätten.“
Werder-Trainer Steffen wechselt in der Pause komplett
Beide Mannschaften hatten sich im Vorfeld darauf verständigt, die Partie als XXL-Test über zweimal 60 Minuten auszutragen. In der Pause wechselte Steffen komplett durch, auch sein Pendant auf Parma-Seite, der Spanier Carlos Cuesta, tauschte mehrfach, nachdem beide Trainer zunächst jeweils in weiten Teilen ihre vermeintliche A-Elf aufgeboten hatten. Im ersten Durchgang dauerte es nicht lange, und Parma tauchte gefährlich vor dem Bremer Tor auf: Zunächst scheiterte Mittelstürmer Matteo Pellegrini an Werder-Torhüter Mio Backhaus (5.), kurz darauf setzte er einen Ball an den Pfosten, ehe Backhaus erneut zur Stelle war (6.). „In der Anfangsphase brauchten wir Mio, um nicht in Rückstand zu geraten“, hielt Steffen fest. Werder hatte danach zwar mehr Spielanteile und stabilisierte sich in der Defensive, tat sich auf dem Weg nach vorne gegen einen tiefstehenden Gegner aber schwer, weil es zu oft noch an der nötigen Feinabstimmung haperte. Trotz einiger ansehnlicher Spielzüge blieben Bremer Chancen lange Mangelware. Die beste Gelegenheit für Grün-Weiß vergab Romano Schmid in der 36. Minute, kurz vor dem Pausenpfiff sorgte Marco Grüll dann mit einem Freistoß für Gefahr, brachte den Ball aber zu zentral aufs Tor (60.).
Für Parmas Jacob Ondrejka war die Partie zu diesem Zeitpunkt bereits beendet: Bei einem Zweikampf mit Felix Agu hatte sich der Schwede offenbar schwerer verletzt und musste per Trage vom Platz gebracht werden (42.). Sein Teamkollege Tjas Beric hatte derweil großes Glück, dass er für sein rüdes Einsteigen gegen Schmid nicht die Rote Karte von Schiedsrichter Samuel Sampl sah (60.). Der Slowene hatte den Österreicher in hohem Tempo von hinten von den Beinen geholt. Eine Szene, die auf dem Platz sofort eine Rudelbildung auslöste – und Horst Steffen an der Seitenlinie zusammenzucken ließ. „Das war ein Foul, das nicht in ein Vorbereitungsspiel gehört. Er hat Romano mit Absicht da hinten reingetreten, da habe ich schon das Schlimmste befürchtet“, sagte der 56-Jährige – und betonte: „Ich bin froh, dass er weiterspielen konnte.“ Kurz darauf war ohnehin Pause und somit Feierabend für Schmid und dessen Kollegen aus der Startelf.
In Durchgang zwei behielt Werder auch mit neuem Personal das System bei. Wie schon in den Testspielen gegen Verden (6:0) und Emden (3:1) ließ Steffen seine Mannschaft gegen Parma in einem 4-2-3-1 agieren, in dem nun unter anderem die U19-Talente Karim Coulibaly, Wesley Adeh, Patrice Covic und Salim Musah ihre Chance bekamen. Vor allem Innenverteidiger Coulibaly sammelte dabei Pluspunkte. Bei einsetzendem Regen entwickelte sich nun eine wenig ansehnliche Partie, in der beide Teams Schwierigkeiten hatten, für Ordnung auf dem Platz zu sorgen. Folgerichtig endete die Partie nach insgesamt 120 Minuten torlos.
Werder hat nach nunmehr fünf Tagen im Zillertal die Halbzeit seines Trainingslagers erreicht, mit dem bisherigen Stand der Vorbereitung zeigte sich Steffen am Samstag zufrieden. Bis Donnerstag sind die Bremer noch in Zell am Ziller zu Gast, ehe es am Freitag Richtung Schwaz weitergeht, wo der Doppeltest gegen Bundesliga-Rivale 1899 Hoffenheim ansteht.
Werder Bremen (1. Halbzeit): Backhaus – Agu, Pieper, Friedl, Wöber – Lynen, Bittencourt – Grüll, Schmid, Njinmah – Topp
Werder Bremen (2. Halbzeit): Zetterer – Malatini (96. Schmetgens), Stark, Coulibaly, Deman – Alvero, Adeh (96. Salifou) – Covic, Hansen-Aaröen, Opitz - Musah