Das war ein ganz ungemütlicher Sonntag! Bei widrigen Wetterbedingungen und mit einigen Personalsorgen hat der SV Werder Bremen das einzige Testspiel der Winterpause gegen den niederländischen Erstligisten Twente Enschede mit 2:3 verloren. In der über vier mal 30 Minuten unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf „Platz 11“ ausgetragenen Partie zeigten die Grün-Weißen, die vor der Bundesliga-Unterbrechung einen richtig guten Lauf hatten, zwar, dass sie in der zweiwöchigen Pause sicher nicht alles verlernt haben, doch der Test blieb am Ende genau das – ein Test. In einer Partie mit vielen Spielerwechseln trafen Skelly Alvero und Marco Grüll für die Hanseaten, wegen einiger Defensivfehler reichten die zwei Treffer allerdings nicht für einen Sieg. „Insgesamt bin ich mit den 120 Minuten zufrieden“, sagte Trainer Ole Werner nach dem Spiel. „Wir wollten vor allem wieder diese Wettkampfhärte bekommen. Über 75 Minuten war es von der Intensität und Zweikampfführung wirklich gut.“
Eine Woche vor dem Bundesliga-Restart gegen RB Leipzig (12. Januar, 15.30 Uhr) war es Werner wichtig, allen Spielern, die fest zum Profi-Kader gehören, mindestens 60 Minuten Spielpraxis zu geben. Dabei setzte er zur ersten Hälfte auf eine klare A-Elf, ehe viel durchgewechselt wurde. Im Tor startete Mio Backhaus statt des erkälteten Michael Zetterer, die Dreierkette bildeten Niklas Stark, Marco Friedl und Anthony Jung. Mitchell Weiser (rechts) und Derrick Köhn (links) bekleideten die Außenpositionen. Vor dem Sechser Senne Lynen spielten Jens Stage und Skelly Alvero auf der Acht. Im Sturm liefen Romano Schmid und Marco Grüll auf. Marvin Ducksch fehlte nach seiner Schilddrüsen-OP (saß aber dick eingepackt auf der Tribüne) genauso wie Leonardo Bittencourt (krank) und die länger verletzten Justin Njinmah (Sprunggelenksprobleme), Felix Agu (Außenbandverletzung im Knie) und Keke Topp (Riss des Syndesmosebandes).
Im ersten Viertel der Partie versuchten die Bremer, trotz Dauerregens und Temperaturen um den Gefrierpunkt schnell wieder in ihren Rhythmus und ihre Abläufe hineinzufinden. Die erste Chance gehörte aber dem Tabellensechsten der niederländischen Eredivisie. Als sich Weiser nach einem Einwurf einen Fehlpass leistete, kombinierte sich Twente Enschede flott in den Strafraum, der Abschluss von Sam Lammers zischte knapp am Pfosten vorbei (9.). Werder bemühte sich aber auch um offensive Akzente – und kam zu Chancen. Nach einem Schmid-Heber in den Strafraum nahm Grüll den Ball aus kurzer Distanz volley, Torwart Lars Unnerstall reagierte aber gut (15.). Nur eine Minute später brauchte er nicht einzugreifen, Alveros Schuss aus 20 Metern ging knapp vorbei (16.).
Auch im zweiten Durchgang war bei beiden Mannschaften durchaus Zug drin. Weil aber – auch wegen der widrigen Bedingungen – nicht alles klappte, sprangen zunächst nicht mehr allzu viele zwingende Chancen heraus. Kurz vor der Pause klingelte es dann aber noch auf beiden Seiten: Als Backhaus einen harmlosen Freistoß aus dem Halbfeld nicht aufnehmen konnte und nach vorne titschen ließ, staubte Sem Steijn ab – 0:1 (58.). Der junge Keeper ärgerte sich bei einem seiner wenigen Einsatzchancen sichtlich über den Patzer, Werder antwortete allerdings umgehend: Eine Schmid-Ecke köpfte Stark auf den zweiten Pfosten, dort stocherte Alvero die Kugel zum 1:1-Ausgleich über die Linie (60).
Zur zweiten Hälfte tauschte Werner die drei Innenverteidiger aus, brachte Julian Malatini, Amos Pieper und Milos Veljkovic. Außerdem wich Lynen Oliver Burke, der sich in den Sturm orientierte. Schmid ging auf die Acht, Alvero rückte ins defensive Mittelfeld. Die Partie nahm anschließend schnell eine andere Dynamik an. Auf beiden Seiten purzelten plötzlich die Tore. Köhn flankte flach auf den zweiten Pfosten, dort lief Grüll ein und vollstreckte eiskalt (69) zum 2:1. Lange hielt die Führung aber nicht, Twente Enschede reagierte per Doppelschlag: Nach einer Ecke kullerte erst ein abgefälschter Kopfball über die Linie (72.), dann kombinierten sich die Niederländer auf engem Raum in den Strafraum, wo Ricky van Wolfswinkel Backhaus mit dem Außenrist überlupfte (75.) – 3:2 für Twente. Das ging aus Werder-Sicht viel zu einfach. Ebenfalls bitter für Werder: Nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler musste Pieper nach nicht einmal einer halben Stunde Spielzeit schon wieder ausgewechselt werden, Karim Coulibaly ersetzte ihn. Im vierten Viertel durfte sich schließlich eine ganze Reihe an Nachwuchsspielern zeigen. U23-Stürmer Joel Imasuen vergab noch die Chance zum Ausgleich (105.), so blieb es bei einer Niederlage. Vor dem Start in die zweite Saisonhälfte der Bundesliga will Trainer Werner den Test aber in keinem Fall überbewertet wissen: „Man hat gesehen, dass wir körperlich in einem guten Zustand sind und eine gute Intensität gehen konnten. Alles andere ist schwer vergleichbar. Vier mal 30 Minuten auf ‚Platz 11‘ gegen Twente Enschede hat, auch wenn es die gleiche Sportart ist, relativ wenig mit einem Auswärtsspiel bei RB Leipzig zu tun.“