In insgesamt 128 Pflichtspielen hat Ole Werner den SV Werder Bremen seit Herbst 2021 als Chefcoach betreut – und nur um diese Dimension etwas greifbarer zu machen: Länger als der 37-Jährige waren an der Weser nur die Trainerlegenden Otto Rehhagel und Thomas Schaaf sowie Florian Kohfeldt im Amt. Seit Dienstagvormittag steht nun offiziell fest, dass Werners Zeit bei Werder mit sofortiger Wirkung vorbei ist. Nachdem er dem Verein am Sonnabend mitgeteilt hatte, dass er seinen 2026 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, haben die Verantwortlichen Fakten geschaffen und den Trainer per sofort freigestellt.
Gespräche laufen seit Wochen
Während einer Krisensitzung am Montagabend wurde die Trennung final beschlossen. „Wir haben uns intern die Frage gestellt, ob wir mit einem Trainer in sein letztes Vertragsjahr gehen wollen und haben uns als Geschäftsführung gemeinsam mit dem Aufsichtsrat einstimmig dagegen entschieden", sagt Sportchef Clemens Fritz gegenüber unserer Deichstube. Um für den Fall einer Werner-Absage gewappnet zu sein, führt Werder bereits seit Wochen Gespräche mit möglichen Trainerkandidaten. Die Suche steht inzwischen kurz vor dem Abschluss. „Ich bin optimistisch, dass wir noch in dieser Woche einen Nachfolger präsentieren können“, betont Fritz.
Nach Informationen unserer Deichstube gibt es aktuell noch zwei Kandidaten, zwischen denen die Entscheidung fällt. Einer davon ist Horst Steffen, der mit der SV Elversberg gerade hauchdünn am Aufstieg in die Bundesliga vorbeigeschrammt ist. Nach dem Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Heidenheim wich der 56-Jährige am Montagabend Nachfragen zu seiner Zukunft konsequent aus: „Von mir gibt es weiterhin keine Auskunft dazu. Ich muss jetzt erst mal das Spiel verarbeiten.“
Entwicklung soll fortgesetzt werden
Sein Abgang in Elversberg soll aber unmittelbar bevorstehen. Gespräche mit den Werder-Verantwortlichen hat Steffen bereits vor Wochen geführt. In der Branche genießt der Ex-Profi den Ruf, ein großer Förderer von Nachwuchstalenten zu sein – damit passt er genau ins von Werder gesuchte Profil. Sportchef Fritz wollte den Namen am Dienstag nicht kommentieren, sondern hob lediglich die Wichtigkeit einer zeitnahen Lösung hervor, „um die erfolgreiche Entwicklung der letzten drei Jahre fortsetzen zu können“. Dabei dürfte den Bremern ihre Vorarbeit hinter den Kulissen nun zugutekommen.
Neben Werner hat sich Werder auch von dessen Co-Trainern Patrick Kohlmann, Hannes Drews und Tom Cichon getrennt. Torwarttrainer Christian Vander bleibt hingegen im Verein, so wie es in der Vergangenheit bereits nach anderen Trainerwechseln war. „Ole und sein Trainerteam haben hier in den vergangenen Jahren einen herausragenden Job gemacht. Jetzt stellen wir uns neu auf“, sagt Fritz. Geplant war das ursprünglich jedoch anders. Bereits zu Jahresbeginn hatte Werder bei Ole Werner hinterlegt, den Vertrag gerne vorzeitig verlängern zu wollen, was angesichts des erfolgreichen gemeinsamen Weges nur logisch war.
Werner zieht den Schlussstrich
Weil es in Sachen Transfer- und Personalpolitik aber schon seit Längerem unterschiedliche Auffassungen zwischen Trainer und sportlicher Führung gab, entschied sich Werner dazu, einen Schlussstrich zu ziehen. „Mir fällt es alles andere als leicht, meinen Vertrag nicht zu verlängern. Aber ich habe schon häufig gesagt, dass es mir in meiner Arbeit darum geht, einen Verein zu entwickeln. Wenn ein gewisser Punkt erreicht ist, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder man sorgt für Veränderungen um einen Trainer herum oder man ändert etwas auf der Trainerposition“, sagt er. Werders Entscheidung, ihn nach der Absage freizustellen, „kann ich aus der Clubperspektive nachvollziehen“.
Nach Informationen unserer Deichstube hat Werner bisher mit keinem anderen Verein gesprochen. Dass er in der neuen Saison irgendwo an der Seitenlinie steht, ist dennoch absolut denkbar. Aber auch eine Pause soll der Coach für sich nicht kategorisch ausschließen, sollte er kein passendes Angebot bekommen. Werder wiederum wird darauf hoffen, dass Werner schnell andernorts unterkommt, weil die Bremer ansonsten bis 2026 zwei Cheftrainer-Gehälter bezahlen müssen, eines an Werner, eines an den neuen Mann.