Bremen. Ganz Genaues weiß man nicht. Und ein Foto, das den historischen Moment präzise festhält, war auch nie aufzutreiben. Doch unstrittig ist: Das erste Tor der Bundesliga-Geschichte fiel am 24. August 1963 um 17.01 Uhr im Bremer Weserstadion. Welche Sekunde genau? Fehlanzeige, so präzise wurde erst Jahrzehnte später gezeitet. Und was das Tor des Dortmunders Friedhelm "Timo" Konietzka angeht: Es gibt Bilder vom vorher und nachher, den Torschuss selbst jedoch hielt kein Fotograf und keine Fernsehkamera fest. Denn der Fußball als Fernsehsport war noch nicht erfunden, in jedem der 16 Stadien gab es 1963 nur eine Kamera.
16 Stadien? Genau, die Fußball-Neuzeit in Deutschland begann mit 16 Vereinen. Erst zwei Jahre später begriff man, dass 18 Vereine mehr Spiele und auch mehr Einnahmen garantieren und stockte auf. Denn Bundesliga: Das bedeutete die Einführung des Profifußballs, es war auch höchste Zeit. Der deutsche Fußball lief international hinterher, das ärgerte vor allem zwei Männer: Sepp Herberger, den damaligen Bundestrainer, und Franz Kremer, den Präsidenten des 1. FC Köln, der seit 1949 (!) vergeblich für eine Bundesliga gekämpft hatte.
Doch genau am 28. Juli 1962 hatte Kremer gewonnen: In der Dortmunder Westfalenhalle beschloss der DFB-Bundestag die Gründung einer eingleisigen Bundesliga. Doch wer durfte mitmachen? Nach einem komplizierten Modus entschied man sich für drei Vereine aus der damaligen Oberliga Nord (HSV, Werder und Braunschweig), je fünf aus dem Westen und Süden, zwei aus dem Südwesten und einen aus Berlin. 327 000 Zuschauer sahen den ersten Spieltag, knapp sechs Millionen waren es am Saisonende.
Eher bescheidene Zahlen gegenüber heute, doch Fakt war: Die Bundesliga rechnete sich von Anfang an, sieht man einmal von einem ganz schwarzen Jahr ab. Das begann am 6. Juni 1971, als der Präsident der Offenbacher Kickers, Horst-Gregorio Canellas, an seinem 50. Geburtstag seinen Gästen ein Tonband vorspielte. Darauf zu hören: Die Angebote diverser Bundesligaspieler, den Offenbachern in ihrem Abstiegskampf durch entsprechendes Verhalten in den Spielen zu "helfen". Der Skandal erschütterte nicht nur Fußball-Deutschland. So hatten die Schalker Spieler ihr Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (0:1) komplett verkauft. Insgesamt gab es Manipulationen bei 18 Spielen der letzten acht Spieltage der Saison 1970/71, die Strafen waren drakonisch: 52 Spieler und zwei Trainer (Piechaczek und Brocker) wurden gesperrt, Kickers Offenbach und Arminia Bielefeld die Lizenz entzogen. Die Kundschaft reagierte empört: Erstmals gingen die Zuschauerzahlen deutlich zurück. Und erst drei Jahre später kehrte die Begeisterung zurück, auch ausgelöst durch einen großen internationalen Erfolg: 1974 feierte Deutschland die Weltmeisterschaft.