So richtig nachvollziehen konnte das Gericht nicht, was ihm am Donnerstag im Beluga-Betrugsprozess von einem Zeugen der Bremer Landesbank (BLB) als Antworten gegeben wurde. Wieder ging es im Kern darum, wie viel die BLB als Hausbank von Beluga und von Ex-Reeder Niels Stolberg davon wusste, dass Stolberg bei den Darlehen zum Bau seiner Schiffe mit fingiertem Eigenkapital gearbeitet hat. Er zahlte und bekam es zu einem beträchtlichen Teil von den Werften gleich wieder zurück.
Der Zeuge, ein Spezialist für Schiffsfinanzierungen, der diesen Bereich bei der BLB unter anderem als Abteilungsleiter verantwortet hat und heute nach eigenen Angaben für die Sanierung der notleidenden Kredite zuständig ist, wies entschieden zurück, von solchen Vorgängen gewusst zu haben. „Verdeckte Beträge in Millionenhöhe, die uns nicht offengelegt wurden, entsprach nicht den damaligen Geschäften“, so der 57-jährige Bankkaufmann. So etwas sei nicht nur unüblich – „wir hätten uns getäuscht gefühlt, wenn Eigenkapital wieder zurückfließt“.
Zwei Jahre Verhandlungsdauer und 63 Prozesstage
Dass nach zwei Jahren Verhandlungsdauer und 63 Prozesstagen kurz vor Ende der Beweisaufnahme noch einmal ein Mitarbeiter der BLB aussagen musste, hat mit einem internen Papier der Bank zu tun, das erst jetzt aufgetaucht ist. Darin gibt es für den Hausgebrauch eine Liste von Fragen und Antworten zum Beluga-Fall. Stolbergs Verteidiger interessiert vor allem der Passus, in dem es um aufgeblähte Baukosten der Schiffe geht, die mit sogenannten Kick-back-Zahlungen an den Auftraggeber kompensiert wurden. „Sind wir davon betroffen“, hatte die BLB sich selbst gefragt. Die Antwort in dem Papier: „Das angesprochene Provisionsmodell war durchaus nicht unüblich.“
Der Zeuge wollte von solchen Kick-back-Zahlungen indes nichts wissen. Mit der Antwort sei ein anderes Modell der Provision gemeint gewesen, eines, das in weit geringerem Maße Rückzahlungen beinhalte. Einer der Richter der Wirtschaftsstrafkammer hakte daraufhin mehrfach nach, er verstand es nicht: „Wenn es keine Kick-back-Zahlungen gab – warum sind Sie bei der entsprechenden Frage nicht vom Stuhl gefallen und haben geantwortet, dass so etwas bei Ihnen selbstverständlich nicht üblich war.“ Der Zeuge zuckte mit den Schultern: „In der Sache bleibe ich dabei. Heute würde ich es allerdings anders formulieren.“
Der Prozess wegen Betrugs, Untreue und Kreditbetrugs wird am 1. März um 15 Uhr fortgesetzt.