Energieeffiziente Schiffe schonen die Umwelt und sparen, nachdem sich die Investition in moderne Antriebstechnik amortisiert hat, den Reedern Geld ein – etwa durch weniger Treibstoffverbrauch. Und in den stadtbremischen Häfen gibt es für diese Schiffe auch noch Rabatte bei den Hafengebühren. Für das umweltfreundlichste Seeschiff, das bremische Häfen 2013 angelaufen hat, gab es außerdem einen Preis: Der Greenports Award wurde zum ersten Mal durch die bremische Hafengesellschaft Bremenports verliehen und ging an den Autotransporter „Morning Linda“.
Bag Su Hoan, Kapitän der „Morning Linda“, freute sich, als er die Urkunde Greenports Award 2013 von Robert Howe, technischer Geschäftsführer von Bremenports, überreicht bekam. Der 232 Meter lange Autotransporters der Reederei EUKOR Car Carriers – das Panmax-Schiff bietet Platz für mehr als 8000 Fahrzeuge und gehört zu den größten Ro/Ro-Schiffen der Welt – war im vergangenen Jahr das umweltfreundlichste Seeschiff, das einen bremischen Hafen anlief.
Neben der Auszeichnung, die nur ein Schiff bekommen kann, gibt es Anreize für alle Schiffe, auf umweltschonende Maßnahmen zu setzen: „Reedereien, die unsere Häfen mit besonders umweltfreundlichen Schiffen bedienen, werden auf Antrag mit Rabatten bei den Hafengebühren belohnt. Davon haben im vergangenen Jahr 68 Schiffe Gebrauch gemacht“, sagte der für die Häfen zuständige Bremer Senator Martin Günthner (SPD). „Wir würdigen damit die Anstrengungen der Reederei, den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen und den Kraftstoffverbrauch der Schiffe zu senken.“ Sein Senatsressort hatte Anfang 2012 den Environmental Ship Index (ESI) eingeführt. ESI ist ein international anerkannter Standard-Index, der Schiffsemissionen vergleichbar macht. „Mit diesem Umweltindex ermitteln wir, wie weit die Emissionen eines Schiffs unter den international vorgeschriebenen Grenzwerten liegen“, so Günthner.
Die „Morning Linda“ hatte mit einem ESI-Ergebnis von 45,4 Punkten den besten Wert aller Seeschiffe erzielt, die 2013 die bremischen Häfen anliefen. Das ESI-Ergebnis setzt sich aus Teilbewertungen für den Ausstoß von Stick-, Schwefel- und Kohlendioxiden zusammen. „Je höher der Wert liegt, desto höher werden die international vorgeschriebenen Grenzwerte unterschritten“, so Karina Wieseler, Mitarbeiterin bei Bremenports im Bereich Hafenentwicklung. Theoretisch könne der Wert 100 erreicht werden – dann hätte dieses Schiff überhaupt keinen Ausstoß mehr an schädlichen Emissionen. „Die höchsten Werte erreichen derzeit LNG-angetriebene Schiffe.“ Mit dem Flüssiggas als Antriebstreibstoff werde eine Punktzahl zwischen 80 und 90 erreicht.
In einem zweiten Öko-Ranking wurde außerdem ermittelt, welcher Reeder beziehungsweise Charterer die bremischen Häfen mit der umweltfreundlichsten Flotte bedient hat, so Geschäftsführer Howe. „Hier schnitt EUKOR Car Carriers mit einem ESI-Schnitt von 35,6 ebenfalls am besten ab.“ Eine hohe ESI-Punktzahl sei für die Reederei EUKOR aus mehreren Gründen wichtig, erläutert Joris Verhaag, General Manager von Wallenius Wilhelmsen Logistics (WWL) in Bremen. Die Wallenius Wilhelmsen Gruppe mit den Firmen WWL, EUKOR, ARC und UECC ist Marktführer im Seetransport von Fahrzeugen. „EUKOR will einen eigenständigen Beitrag zum Umweltschutz leisten“, sagt Verhaag. „Gleichzeitig erwarten unsere Kunden, dass die Lieferketten umweltfreundlicher werden – deshalb müssen wir uns in diesem Bereich ständig verbessern.“ Außerdem bringt Verhaag das Kostenargument zur Sprache. „Je weniger Kraftstoff unsere Schiffe verbrauchen, desto geringer sind üblicherweise auch die Betriebskosten“, sagt der Manager. Er weist auch auf neue, deutlich verschärfte Regelungen hin: „Gesetze und Richtlinien schreiben vor, dass die Emissionen der Schiffe reduziert werden müssen. Wir von EUKOR wollen neue Vorgaben bereits frühzeitig einhalten.“
Das Unternehmen bemüht sich laut Verhaag darum, die Effizienz seiner Schiffe permanent zu verbessern. Bei Neubauten setze man zum Beispiel auf ein energiesparendes Design und eine Optimierung in den Bereichen Schiffsrumpf, Maschine und Antrieb sowie den Einsatz modernster Software etwa Ballastwasseroptimierungsprogramme. Das gute ESI-Ergebnis der „Morning Linda“ sei durch den niedrigen Stickoxidausstoß der Hauptmaschine und den geringen Schwefelgehalt des eingesetzten Kraftstoffs erreicht worden.
Verhaag macht gleichzeitig deutlich, welchen Stellenwert die maritime Fahrzeug-Drehscheibe Bremerhaven für EUKOR hat: „Bremerhaven ist für uns der wichtigste Hafen in Europa – bei der Ladungsmenge ebenso wie bei der Zahl der Anläufe.“ Schiffe von EUKOR steuern den größten europäischen Autohafen jährlich etwa 200 Mal an. EUKOR bedient Bremerhaven mit vier Diensten. Die Exportrouten führen von Europa nach Fernost, in den Mittleren Osten und nach Indien sowie nach Afrika. Auf der Importseite führt die Route von diversen ostasiatischen Häfen nach Bremerhaven. Auf ihrer Reise lief die „Morning Linda“ neben Bremerhaven die Häfen Antwerpen, Southampton, Singapur, Schanghai und Pyungtaek an.
In Zusammenarbeit mit dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen verfolgt der Hafenbetreiber Bremenports seit 2009 die Greenports-Strategie. Ziel ist es, der Nachhaltigkeit im Hafen und im Unternehmen Bremenports zu ihrem Recht zu verhelfen. Dieser Anspruch gilt gleichermaßen für die wirtschaftlichen, die ökologischen und die sozialen Fragestellungen. Die Ingenieure und Umweltplaner von Bremenports setzen zum Beispiel deshalb Maßnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft um – vom ökologischen Ausgleich für Kajen- und Schleusenprojekte bis zur Suche nach Lösungen für einen umweltfreundlichen Hafenbetrieb.
Hafengebühren und Rabatte
◼ Die Hafengebührenordnung umfasst eine Vielzahl an Tabellen und beinhaltet verschiedene Rabattvarianten. Die Gebühren richten sich in der Höhe nach der Art der Schiffe, der Größe und auch nach der Häufigkeit der Anläufe. In den bremischen Häfen liegt die Kappungsgrenze bei einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 120 000. Kappungsgrenze bedeutet, dass Schiffe – auch wenn sie größer sind – das Hafengeld trotzdem nur bis maximal zur vorgegebenen BRZ zahlen müssen. Ein Schiff mit einer BRZ von 110 000 entspricht in etwa einem Containerschiff mit einem Fassungsvermögen von 11 000 Standardcontainern. Die Hafengebühr für ein solches Schiff beträgt 24 849 Euro. Schiffe, die einen ESI-Umweltindex bis 30 haben, können auf diese Gebühr einen Rabatt von fünf Prozent bekommen, bei mehr als 30 sind es zehn Prozent.