Natürlich, es ist das gute Recht – korrigiere: die Pflicht von Gewerkschaften, die Anliegen von Beschäftigten zu vertreten. Und ja, es ist ihr gutes Recht, mit harten Bandagen zu kämpfen. Das macht auch die andere Seite oft genug, indem sie kaltschnäuzig Arbeitnehmerrechte aushöhlt und prekäre Arbeitsverhältnisse schafft. Es gibt genug Branchen, die zurzeit die Zeche für ihr eigenes Lohn- und Sozialdumping zahlen, weil Beschäftigte ihnen den Rücken kehren.
Auch die Luftfahrt gehört zu diesen Branchen. Sie hat in der Pandemie massiv Arbeitskräfte entlassen und wundert sich nun, dass nichts mehr geht. Selbst schuld.
Verdi aber überspannt mit dem Warnstreik beim Lufthansa-Bodenpersonal den Bogen. Nicht der Streik an sich ist das Problem, sondern der Zeitpunkt. Verdi trifft mit der Maßnahme in der Hochzeit der Ferien die Falschen – die Urlauber, die angesichts des Chaos auf den Flughäfen ohnehin bangen müssen, ob ihr Flieger überhaupt abhebt. Die Luftfahrtbranche schädigt sich gerade schon selbst genug – da braucht es Verdi gar nicht.