In vielen Städten liegen die Filialen von Karstadt und Kaufhof gegenüber oder in unmittelbarer Nähe zueinander. In Hannover zum Beispiel ist das der Fall, und auch in Bremen ist es kaum mehr als ein langer Schritt durch die Lloyd-Passage, um von dem einen Warenhaus zum anderen zu kommen. Immer wieder gibt es Spekulationen über einen Zusammenschluss der beiden Konzerne, wieder befeuert werden die Spekulationen nun aber vor allem durch Äußerungen eines Anteilseigners des kanadischen Kaufhof-Eigentümers. Doch wenn es um einen angeblichen Verkauf von Kaufhof an den Karstadt-Eigner Signa geht, hagelt es entweder heftige Dementis, oder Anfragen werden mit eisigem Schweigen quittiert. Die Gerüchte aber erweisen sich als ebenso zäh wie langlebig.
Die Idee einer „Deutschen Warenhaus AG“ – also einer Kombination der beiden großen deutschen Unternehmen Kaufhof und Karstadt – geistert schon seit Jahren durch die Köpfe vieler Handelsexperten. Hintergrund ist der anhaltende Schrumpfkurs der deutschen Warenhausbranche, der nach Ansicht von Fachleuten wie Joachim Stumpf von der Beratung BBE auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Die Karstadt-Gruppe unterhält derzeit noch deutschlandweit 79 Häuser, bei Kaufhof sind es knapp 100.
Experte: Jedes dritte Warenhaus steht vor dem Aus
Für Stumpf ist es keine Frage, ob weitere Warenhäuser geschlossen werden, sondern nur noch, wann und wo das am Ende geschieht. Er geht davon aus, dass etwa jedes dritte der derzeit noch rund 180 deutschen Warenhäuser früher oder später in der derzeitigen Form vor dem Aus steht. Käme ein Zusammenschluss, würde sich diese Entwicklung durch den schnelleren Wegfall von Doppelstandorten beschleunigen. Käme er nicht, wäre die Entwicklung letztlich auch nicht aufzuhalten, meint Joachim Stumpf. Bedroht seien von einem Zusammenschluss vor allem Warenhäuser in Klein- und Mittelstädten.
Unter anderem der österreichische Investor und Karstadt-Eigentümer René Benko hat sich in den vergangenen Jahren für eine „Deutsche Warenhaus AG“ starkgemacht. Nach der Niederlage gegen den kanadischen Handelskonzern Hudson‘s Bay Company (HBC) in dem Bieterrennen um den milliardenschweren Kaufhof-Verkauf vor knapp zwei Jahren hatte die Benko-Holding Signa anschließend öffentlich den Verlust einer „historischen Chance“ beklagt.
Aktionär verweist auf Kaufinteressenten für Kaufhof
Seitdem flackerten wiederholt Gerüchte über ein möglicherweise weiter anhaltendes Kaufinteresse bei René Benko auf. Eine Antwort auf entsprechende Anfragen bei Signa gab es allerdings auch in der vergangenen Woche nicht.
In der Vergangenheit hatte Signa sein Einzelhandelsgeschäft unter anderem mit dem Zukauf von Onlinehändlern gefestigt. Signa Retail wolle seine „führende Position im Einzelhandel mit Premium- und Luxusartikeln“ in Deutschland und Europa weiter ausbauen, hatte das Unternehmen erst vor einigen Monaten angekündigt.
Befeuert worden waren die neuerlichen Spekulationen kürzlich durch einen Aktionär des in die roten Zahlen gerutschten Handelsriesen HBC. In einer Mitteilung verwies der HBC-Anteilseigner Land & Buildings auf einen möglichen Kaufinteressenten für Kaufhof, der ein „ernsthaftes Interesse“ habe. Namen oder weitere Einzelheiten waren dabei jedoch nicht genannt worden. Die kanadische HBC-Gruppe hatte Galeria Kaufhof Ende September 2015 von der Düsseldorfer Metro übernommen. Für Kaufhof arbeiten insgesamt rund 21.500 Beschäftigte.
„Wir fühlen uns für das Weihnachtsgeschäft gut aufgestellt“
Das Dementi auf die neuerlichen Spekulationen folgte auch diesmal prompt. Eine HBC-Sprecherin verwies umgehend auf die erst vor wenigen Tagen von Unternehmenschef Jerry Storch verkündeten Pläne zum Ausbau des Europa-Geschäfts. Auch HBC-Europa-Chef Wolfgang Link hatte dabei noch einmal betont, dass das kanadische Unternehmen neben den nun geplanten Warenhaus-Eröffnungen in den Niederlanden auch an den angekündigten Gesamtinvestitionen von bis zu einer Milliarde Euro in die deutschen Kaufhof-Standorte in den kommenden Jahren festhalten wolle. „Unser Hauptaugenmerk gilt dem Mutterschiff in Europa, das ist Kaufhof“, bekräftigte Wolfgang Link gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Berichte über mögliche Turbulenzen bei Kaufhof durch den Kreditversicherer Euler Hermes wies der Manager ebenfalls zurück. Zuvor hatten Medien eine spürbare Reduzierung des Kredit-Limits für Kaufhof-Lieferanten gemeldet. Link betonte: „Wir fühlen uns für das Weihnachtsgeschäft gut aufgestellt.“