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Traditionsunternehmen belässt nur Logistik und Veredelung am Standort Grohn / 100 Mitarbeiter betroffen Norddeutsche Steingut stellt Produktion in Bremen ein

Bremen. 145 Jahre nach ihrer Gründung stellt die Norddeutsche Steingut AG Mitte 2014 die Produktion von Fliesen im Stammwerk Bremen-Grohn ein. Von der Entscheidung, die das Unternehmen gestern bekannt gab, sind rund 100 Beschäftigte betroffen, zumeist Schichtarbeiter aus der Fertigung.
31.10.2013, 00:00 Uhr
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Norddeutsche Steingut stellt Produktion in Bremen ein
Von Jürgen Theiner

Bremen.

145 Jahre nach ihrer Gründung stellt die Norddeutsche Steingut AG Mitte 2014 die Produktion von Fliesen im Stammwerk Bremen-Grohn ein. Von der Entscheidung, die das Unternehmen gestern bekannt gab, sind rund 100 Beschäftigte betroffen, zumeist Schichtarbeiter aus der Fertigung. Für die meisten von ihnen stellt die Steingut AG Ersatzarbeitsplätze in Aussicht – zum Teil in Versand und Veredelung, die am Standort verbleiben, oder im Werk Bremerhaven, das 2002 errichtet wurde.

Dass die traditionsreiche Produktionsstätte in Grohn aufgegeben wird, hat nicht zuletzt mit der konzerninternen Konkurrenz durch Bremerhaven und ein weiteres Werk zu tun, das die Steingut AG Mitte der 90er-Jahre im sächsischen Leisnig aus dem Boden stampfte. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Produktionskontingente aus Grohn an die beiden moderneren und damit kostengünstigeren Standorte verlagert. Die am Markt recht erfolgreiche Wandfliesenmarke „Grohn“ soll künftig komplett in Leisnig gefertigt werden.

Für den Betriebsrat kam die Entscheidung zur Schließung der Produktion im Bremer Werk angesichts der Entwicklung der vergangenen Jahre nicht völlig überraschend. „Es ist nicht so, dass hier alle vom Hocker gefallen sind“, sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzende Rita Wilder dieser Zeitung. Allerdings habe es in den vergangenen Wochen auch keine Hinweise darauf gegeben, dass eine Entscheidung des Managements unmittelbar bevorstehe. Auch bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) war man gestern noch nicht im Bilde. Sprecher Torsten Haar sagte, der Steingut-Vorstand habe das Aus für die Produktion im Vorfeld nicht signalisiert.

Für den Bremer Norden markiert das Ende der Fliesenproduktion eine weitere Etappe der Deindustrialisierung. Die Norddeutsche Steingut AG war einer der vier großen gewerblichen Arbeitgeber, von denen heute drei nicht mehr existieren. Über den Bremer Vulkan, die Bremer Woll-Kämmerei und die Bremer Tauwerkfabrik ist die Zeit bereits hinweggegangen. Nun folgt die Steingut, wenngleich mit Teilen von Versand, Veredelung und Verwaltung vorerst noch gut 50 Stellen übrig bleiben – wohlgemerkt auf einem zehn Hektar großen Areal. Dass diese Flächenproduktivität auf Dauer nicht viel Sinn macht, liegt auf der Hand.

Zu besten Zeiten gab die Norddeutsche Steingut AG an drei Standorten in Bremen-Nord rund 2000 Menschen Arbeit. Das war Ende der 1950er-Jahre. Gegründet wurde das Unternehmen am 2. Oktober 1869 durch Bremer Kaufleute. In den ersten Jahrzehnten produzierte die Steingut ausschließlich keramisches Geschirr, später kamen dann die Wand- und Bodenfliesen hinzu, die heute das eigentliche Geschäftsfeld darstellen. Im Grohner Stammwerk werden derzeit noch rund zwei Millionen Quadratmeter Fliesen pro Jahr produziert. Mit der unternehmerischen Eigenständigkeit der Norddeutschen Steingut AG war es bereits 2001 vorbei. Damals stieg die in Rheinland-Pfalz ansässige Steuler-Gruppe als Mehrheitsaktionär ein.

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