Der April vor einem Jahr war der erste Monat, bei dem die Auswirkungen des ersten Corona-Lockdowns voll durchgeschlagen sind. Damals zeigten im Bremer Stadtgebiet 4965 Betriebe Kurzarbeit an. In Bremerhaven waren es 906 Unternehmen. In diesem April sind es im gesamten Gebiet der Bremer Arbeitsagentur - zu den zwei Städten kommt noch der Landkreis Osterholz hinzu - 75 Unternehmen, die neu Kurzarbeit angemeldet haben. Der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Joachim Ossmann, sagte am Donnerstag: „Hinzu kommt eine ganze Reihe von Betrieben aus den vergangenen Monaten, bei denen es weiterhin Kurzarbeit gibt.“
Im Vergleich mit den Zahlen des Vormonats konnte die Agentur jedoch eine ganz leichte Frühjahrsbelebung feststellen. So waren im April in der Stadt Bremen 33.133 Personen arbeitslos gemeldet. Damit beträgt die Arbeitslosenquote 10,8 Prozent. Verglichen mit dem Vormonat ist das 0,1 Prozentpunkt weniger und verglichen mit dem April vergangenen Jahres 0,4 Prozentpunkt mehr. In Bremerhaven lag die Arbeitslosenquote im April bei 13,5 Prozent gegenüber 13,6 Prozent im März und 14,1 Prozent im Vorjahresmonat. Das entspricht 8177 Personen, die im April arbeitslos gemeldet wurden.
Sorge bereitet dem Chef der Bremer Arbeitsagentur die hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen, von denen eine ganze Reihe nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügt. Von den im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur mehr als 43.000 Arbeitslosen seien 20.000 langzeitarbeitslos, also schon länger als ein Jahr ohne Arbeit. Für diejenigen ohne Ausbildung seien die Möglichkeiten sehr beschränkt, eine Stelle zu finden. Ossmann: „Das Unternehmen Amazon ist da vielleicht eine Möglichkeit. Doch noch viel besser wäre es, wenn sie doch noch irgendwie eine berufliche Ausbildung nachholen könnten.“ Unter den Arbeitslosen befinden sich laut dem Agenturchef auch einige Selbstständige aus der Kreativwirtschaft, die keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben. Ohne Aufträge bleibe ihnen nur die Möglichkeit, Hartz IV zu beantragen.
In Niedersachsen lag die Arbeitslosenquote verglichen mit dem März, ähnlich wie in Bremen, um 0,1 Prozentpunkt niedriger bei 5,9 Prozent. Damit waren 257.179 Menschen ohne Arbeit. Im Vergleich zum April 2020 lag die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 10.000 über dem damaligen Wert. Das entspricht einem Plus von 4,2 Prozentpunkten. Auch wenn der Leiter der Arbeitsagentur für Bremen und Bremerhaven von einer leichten Frühjahrsbelebung spricht, fiel diese dennoch niedriger aus als in den Jahren vor der Pandemie.
Bei der Präsentation der Arbeitslosenzahlen gab es von Ossmann auch einen Zwischenstand zum Ausbildungsmarkt: „Der April ist hier immer eine Art Markstein.“ Bisher wurden der Arbeitsagentur für Bremen, Bremerhaven und den Landkreis Osterholz zusammen für das im August beginnende Ausbildungsjahr 4616 Ausbildungsplätze gemeldet. Das entspricht einem Plus von knapp sieben Prozent. Dem stehen 3908 gemeldete Bewerber gegenüber. Das entspricht einem Plus von knapp zwei Prozent. Die Vermittlung durch die Berufsberater laufe per Telefon oder zum Teil über soziale Medien. Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht, kann sich unter der Nummer 0421-1781245 an die Bremer Jugendberufsagentur wenden.
Ossmann hofft, dass sich in den kommenden Monaten die Situation weiter entspannt, wenn dann auch Hotels, Gastronomie und die momentan geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte wieder öffnen dürfen. Und noch etwas macht dem Chef der Bremer Arbeitsagentur Hoffnung auf steigende Vermittlungszahlen: Im Bezirk ist die Zahl der offenen Stellen verglichen mit März um immerhin 51 auf 6145 gestiegen. Davon ist knapp die Hälfte länger als drei Monate unbesetzt.