Totgesagte leben länger. Vor sieben Jahren hatte die Senatorin für Bildung die Axt angesetzt. Eltern, Lehrer und Vegesacker Politik aber machten sich für den Erhalt der Grundschule Fährer Flur stark. Mit Erfolg. Und mit dem Ergebnis, dass die Schule dieser Tage einen runden Geburtstag feiern kann: den Hundertsten.
Fähr-Lobbendorf. Es war eine Schulfeier, die diesen Namen auch verdient hat, mit einem Gemisch aus Freude und Trotz. Freude wegen der ersten 100 Jahre, die die Schule Fährer Flur auf dem Buckel hat. Und Trotz, weil es Lehrer, Eltern und lokale Politik vor sieben Jahren geschafft haben, eine drohende Schließung abzuwenden. Es seien zu wenig Kinder im Ortsteil, war sich die Schulbehörde seinerzeit sicher. Doch die statistischen Aussagen von damals haben sich nicht bewahrheitet: Es gibt wieder mehr Kinder im Einzugsbereich der Schule.
Freudig und trotzig zugleich mochte das vor allem Schulleiterin Regina Wöhltjen dem für Bildungssenatorin Renate Jürgens-Piper erschienenen Leiter der Schulaufsicht, Otto Bothmann, unter die Nase reiben. Klare Worte in heller Stimmung, auch das machte den Unterschied zu sonstigen Jubiläen. Bothmann nahm's gelassen, freute sich mit, vergaß aber nicht, auch seinerseits auszuteilen: Ja, man habe sich damals von falschen Voraussagen leiten lassen, aber schließlich "bin ich heute lieber hier dabei, als noch vor sieben Jahren auf dem Schulhof mit protestierenden Eltern".
Ja, man habe die Schule bestehen lassen - allerdings mit Auflagen. Und hier mahnte Bothmann die von der Schule versprochene verstärkte Zusammenarbeit mit der Kita Lobbendorf an. Da würde er, bitte schön, gerne Fortschritte sehen. Klare Worte.
Und auf diese Worte folgte das Geschenk: Olaf Genthe-Welzel, Schulaufsichtsbeamter für den Primarbereich, überreichte einen Scheck über 1000 Euro für die Schulkasse. Einen Mini-Roland gab's noch obendrauf. Zudem brachte Andreas Bettray, Geschäftsführer der Fähren Bremen-Stedingen, eine Flagge mit, um damit die Patenschaft zwischen der Schule und seiner Reederei zu besiegeln.
Von Zwergen und Riesen
Die jeweiligen Ansprachen, die kurz ausfielen, hielten immer ein Körnchen Würze bereit. So zitierte die Schulleiterin den Ex-Formel-1-Fahrer Niki Lauda: "Man muss als Zwerg das tun, was Riesen nicht können." Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt wiederum zitierte die Schulsenatorin: "Das ist eine Bullerbü-Schule" und ergänzte: "Die müssen von Schließungen ausgeschlossen sein."
Elternsprecherin Annelore Marscheider erinnerte daran, dass die Schule genau am 14. April 1912 eröffnet worden sei, an dem Tag also, an dem die "Titanic" gesunken sei: "Für die Schule aber ein guter Start." Und die beiden Schulsprecherinnen Luna und Bente - denen merkte man an, wie die Freude der Erwachsenen auf sie selbst und die anderen gut 130 Mitschüler übergesprungen ist.
Zum Rahmenprogramm der Feier: Drei Kolleginnen der Schule ließen es mit Geigen und Klavier klassisch angehen, der Schulchor griff dagegen unter anderem ins Gesangsrepertoire von Hurra-die-Schule-brennt-Filmen der 60-er und 70-er Jahre.
Zum Schluss gab es noch eine Musical-Reise durch Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft der Schule. Grundschule Fährer Flur: Herzlichen Glückwunsch.