Gut 40 Chöre aus Bremen und Niedersachsen fiebern diesem Freitag, 4. November, entgegen: Bis Sonntag gehen an drei Tagen und drei Orten das Bremer Chorfest und der Landeschorwettbewerb über die Bühne. Es ist die erste Auftrittsmöglichkeit im größeren Stil seit Langem. Rund 1000 Sängerinnen und Sänger werden beteiligt sein.
Viele der Chöre haben sich bereits in der Kulturkirche St. Stephani umgesehen, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie sich der Landesmusikrat Bremen und die Neustädter Shantys als Organisatoren das Fest vorstellen. Die Vorfreude ist groß, denn in den Hoch-Zeiten der Corona-Pandemie konnten Bremer Sängerinnen und Sänger nur am Monitor proben. Einen Tag vor Festbeginn stehen auch Werner Ahrens, der Vorsitzende des Neustädter Shanty-Chors Bremen, und sein Stellvertreter Manfred Kercher mitten im imposanten Kirchenschiff, in dem gerade gepolsterte Stühle aufgestellt werden. Fürs Publikum. Die Musiker können wählen zwischen Stühlen mit leicht geneigten oder geraden Sitzflächen. Wenn klassische Musik gespielt wird, rät Haustechniker Peter Struck zu denen mit ebener Sitzfläche.
Die Shantysänger, die von zwei Gitarristen, einem Akkordeon- und einem Cajon-Spieler begleitet werden, brauchen weder gerade Stühle noch sieben Auftrittsort, wohl aber sämtliche vier Funkmikrofone. Die Neustädter eröffnen am Sonnabend um 20 Uhr das Preisträgerkonzert des Landeschorwettbewerbs mit der Aufführung des musikalisch-szenischen Werkes "Ja, ich bin da im Shantychor".
Chorleiterin Coco Joura ordnet das 30-minütige Stück von Ole Hübner, Gewinner des Bremer Komponistenpreises 2020, der Kategorie Neue Musik zu. Was sie und der Chor in zwei Jahren erarbeitet haben, nennt sie "Shantycollage". Es werde viel mit Klängen gespielt. Die 25 Sänger im Durchschnittsalter von 72 Jahren sind ihre eigenen Wind- und Wellen-Geräuschemacher. Und sie lassen Bodypercussion ertönen. Dass der Körpereinsatz durchaus anstrengend ist, räumt der Vorsitzende ein. Nach typischem Shanty soll es gar nicht klingen. "Es ist ein Projekt in neun Bildern, die, wenn wir nicht durch Applaus unterbrochen werden, ineinander übergehen."
Der Wettbewerb wird alle vier Jahre ausgetragen und kann das Sprungbrett zum Deutschen Chorwettbewerb 2023 in Hannover sein. Von 10 bis 14.45 Uhr singen die Teilnehmer des Landeschorwettbewerbs in der Kulturkirche vor der Jury. Das Sonus Vocalensemble Bremen, Northern Spirit, der Bremerhavener Kammerchor, Essenzen und Quintabulous präsentieren sich dort auch am Abend – nach den Shantys und ehe schließlich die Preise verliehen werden. Mit Ausnahme dieses Abendkonzerts ist der Eintritt zu allen Konzerten frei.
Das Drei-Tage-Programm beginnt am Freitag. Von 18 bis 22 Uhr dauert die Bremer Chornacht in der Kulturkirche. Dort sind laut Programm 14 Chöre zu hören. Einschließlich der Gastgeber, der Bremer Kantorei St. Stephani unter der Leitung des stellvertretenden Landesmusikratsvorsitzenden Tim Günther.
Das Gesamtpaket von Fest und Wettbewerb wird vom Landesmusikrat Bremen, dem Neustädter Shanty-Chor Bremen, dem Kreis-Chorverband Bremen, den Deutschen Tonkünstlerverband Bremen, dem Chorverband Niedersachsen-Bremen und den beteiligten Chören gemeinsam getragen.
Als Projektleiterin weist Katrin Windheuser auf zwei offene Workshops, am Sonnabend in der Handwerkskammer, hin: "Sound & Groove", zur Probenarbeit im Popchor, mit Nane Bach von 14 bis 15.30 Uhr. Und von 16 bis 17.30 Uhr eine Einführung in die Complete-Vocal-Gesangstechnik. Die Leitung haben Titi Schomaker-Del Ponte, Stephanie Müller und Bettina Jörgensen. Neu ist auch ein sogenanntes Beratungssingen für angemeldete Chöre, die sich noch nicht fit fühlen für den Wettbewerbsauftritt. Sie können sich von Jurymitgliedern außer Konkurrenz beurteilen und Tipps geben lassen.
Am Sonntag sind kurze Konzerte der beteiligten Chöre an zwei Orten zu hören: Von 11 bis 17.30 Uhr läuft das Programm im Wallsaal der Stadtbibliothek. Um 12.30 und um 15.30 sind jeweils einstündige Pausen vorgesehen. In der Kulturkirche St. Stephani beginnen um 13.30, um 16 und um 18.30 Uhr Kurzkonzerte.