Berne. Im Monat Dezember dürfte er in keinem Haushalt mit Kindern fehlen: der Adventskalender. Vom 1. bis zum 24. Dezember, dem Heiligen Abend, darf täglich ein Türchen geöffnet werden, hinter dem sich oft eine süße Leckerei versteckt. Auch mancher Erwachsene hat Spaß an einem Adventskalender, der ihn mit edlen Pralinen, Rubbellosen oder Bierdosen überrascht.
Wie sich die Erscheinungsform und Gestaltung der Adventskalender im Laufe von 100 Jahren verändert hat, das zeigt jetzt eine sehenswerte Ausstellung in der Berner St. Ägidius-Kirche. Mehr als 30 verschiedene Adventskalender – darunter mehrere Raritäten – sind dort noch bis zum 3. Januar montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr zu sehen.
Die Ausstellung geht auf Hans-Peter von Olearius aus Oldenburg zurück. Der Sammler hat über viele Jahre diese besonderen Kalender zusammen getragen. Seine Leidenschaft wurde geweckt, als er auf dem Dachboden einige alte aus der eigenen Familie entdeckte. In der chronologischen Anordnung seiner für die St.-Ägidius-Kirche ausgewählten Exponate lässt sich die gestalterische Entwicklung sehr gut ablesen.
So zeigt von Olearius Adventskalender, die religiös geprägt sind und andere mit weltlichen Inhalten. Kindern soll der Kalender helfen, die Wartezeit bis zum Weihnachtsfest zu verkürzen. Deshalb haben alle ein ähnliches Prinzip: Es werden nummerierte Türchen geöffnet, hinter denen sich Bildchen, kleine Sprüche oder Süßigkeiten verbergen. Auch die Adventsuhr, deren Zeiger täglich eine Ziffer weiter gestellt wurden, ist so ein Zeitmesser. Eine weitere Variante ist ein Bogen mit 24 Bildern: Täglich durfte ein Bild ausgeschnitten und auf einen zweiten Bogen aufgeklebt werden.
Ab den 1930er Jahren kamen Adventskalender mit Füllungen auf den Markt. Zunächst war das Gebäck außen am Kalender angenäht. Später wurde das Prinzip des doppelten Bodens für Schokoladenstücke in weihnachtlichen Formen erprobt und bis heute immer weiter vervollkommnet.
Von Olearius zeigt in einer Vitrine einzigartige Ausprägungen wie eine Adventskalender-Dose mit großen Puzzleteilen, die – richtig zusammen gefügt – am 24. Dezember eine weihnachtliche Krippenszene ergeben. Auch eine Parkscheibe, auf der sich die "Ankunft des Herrn" einstellen lässt, hat er gefunden. Zu seinen skurrilsten Exponaten gehört der Adventskalender mit einem Poster der Gruppe "Tokio Hotel". Der Sammler hat hier wie bei allen anderen Exponaten den Originalzustand beibehalten. So beflügelt die Frage, was wohl hinter den geschlossenen Türchen abgebildet sein könnte, Neugier und Fantasie des Betrachters.