Am Dienstag war es ganz ruhig, noch weniger los als am Montag. Die Menschen nehmen das Kontaktverbot wirklich sehr ernst. Wir haben darum einfach wahnsinnig viel geputzt. Auch mal die Ecken, die sonst gerne unbeachtet bleiben. Alle Schränke ausgeräumt und gewischt. Solche Sachen eben. Wenigstens für März will ich dem Personal noch das Gehalt zukommen lassen, soweit es eben irgend geht. Ein paar kleinere Bestellungen gab es auch, Torten für private Anlässe, die wir direkt nach Hause liefern. Als Konditor hat man in dieser Hinsicht einen schönen Beruf: Wir kommen fast immer nur zu freudigen Anlässen zu unseren Kunden, die einen entsprechend herzlich empfangen.
Vermutlich deswegen bin ich auch lieber in der Backstube als hinterm Schreibtisch. Aber da werde ich dieser Tage ja hingezwungen. Die Frage, wie die Mitarbeiterzahl zu ermitteln ist, nach der sich die Zuschüsse von Bund und Land richten, konnte mir noch immer niemand verbindlich beantworten. Parallel habe ich mal nach dem Kreditprogramm der KfW-Bank geguckt, über die ja auch Hilfen abgewickelt werden. Da ist die Webseite zwar inzwischen auf Coronakrise umgebaut, aber beim Kleingedruckten kann ich trotzdem nur mit dem Kopf schütteln. Wie lange die Krise des Unternehmens dauert, will man da wissen. Wie soll ich das beantworten? Das weiß doch momentan niemand.
Natürlich hängt von der Antwort mein Kreditbedarf ab. Da zeigt man sich bekannt flexibel: Bereitstellungszinsen von 0,15 Prozent pro Monat und wenn ich vorzeitig zurückzahlen will, weil ich das Geschäft doch eher wieder öffnen kann als jetzt befürchtet, wird die übliche Vorfälligkeitsentschädigung verlangt. Entschuldigung, aber man kann doch in dieser Krise nicht mit den normalen Kreditmodalitäten für unternehmerische Investitionen arbeiten.
Das Beste am Tag war der Anruf meines Vermieters vom Rathscafé am Marktplatz. Er hat ganz von sich aus die Mietstundung angeboten. Gut, Stecker ist da seit 1972 Mieter. Aber das ist trotzdem nicht selbstverständlich.
Aufgezeichnet von Timo Thalmann.