Die Hauptrolle in Thomas Falks Fotoserie spielt ein orangeroter Plastikelefant. Mit ihm ist er weit gereist. Falk selbst gab sich den Künstlernamen "Hannibal" – in Anspielung auf den berühmten Feldherrn, der mit Elefanten die Alpen überquert haben soll. Jetzt stellt der Künstler im Bürgerhaus Weserterrassen aus.VON CHRISTIANE TIETJEN
Östliche Vorstadt. "Den aufblasbaren roten Elefanten habe ich im Schnoor gekauft", erzählt Thomas Falk. "Eine Firma, die Schwimmflügel herstellt, hatte ihn im Programm." Zu Fuß über die Alpen, das war sein Ziel, so wie damals Hannibal. Treue Begleiter waren sein Rauhaardackel-Mischlingshund Sancho Pansa und eine kleine Digitalkamera.
Man mag ihn einfach gern, diesen etwa mannshohen Elefanten mit der geblümten Satteldecke, wie er auf der wellenförmigen Ponte Romana im Tessin den Touristen hinterhertrottet oder ehrfürchtig einen Rhônegletscher bestaunt. Mit einem Taxiboot-Fahrer in Venedig nimmt er Kontakt auf, unter tropischen Palmen am Gardasee holte er sich fast einen Sonnenbrand. Viel erlebt hat bei diesen Reisen auch Hannibal alias Thomas Falk, der dem Elefanten täglich neues Leben einhauchte.
Wie reagierten die Leute, wenn er zum Beispiel auf dem Schiff mal eben ganze Bankgruppen für sich einnahm? Meistens waren sie belustigt und stellten gleich eine gemeinsame Szene auf, manchmal waren sie aber auch irritiert, denn sie spürten, dass hier die Gesetze des Tourismus auf den Kopf gestellt wurden. Und das lag auch in der Absicht des freien Künstlers, der sich im Zusammenhang mit seinem kunstwissenschaftlichen Studium mit dem Thema "Dekonstruktion" beschäftigt hat. Das bedeutet: Die Dinge werden hinterfragt, ein Begriff wie "Tourismus" wird, einfach gesagt, auseinander genommen und wieder neu zusammengesetzt, aus verschiedenen und ungewohnten Perspektiven neu beleuchtet. "Hannibalismus" eben – darin steckt auch die Wortendung "ismus", die man aus anderen Zusammenhängen kennt und die oft eine Übertreibung, eine Krankheit oder Ähnliches beschreibt.
Ganz bewusst hat Thomas Falk, der erst vor ein paar Tagen von der letzten seiner vier Reisen zurückgekehrt ist, für die Ausstellung ein kleines Bildformat gewählt. Damit will er auch an die Assoziation mit den bunten Ansichtskarten anknüpfen, die üblicherweise versandt werden.
Im Untergeschoss des Bürgerhauses Weserterrassen beginnt die Ausstellung mit einer Reihe von Fotos aus Bremen. Beziehungsreich angefangen mit dem Kolonialmahnmal am Rand des Bürgerparks, einem großen Backsteinelefanten. Eine Besucherin aus dem Steintorviertel, die mit ihrer kleinen Tochter gekommen war, jubelte richtig, als sie die Serie im Eingangsbereich sah. "Wie das leuchtet! Da möchte man sofort hin!"
Das Wandern und das Gehen mit all den inneren und äußeren Erlebnissen ist etwas, das Thomas Falk in den vergangenen Jahren für sich entdeckt hat. Daraus ist nun diese Aktionskunst entstanden. Eben Performances, die so liebenswert wirken, weil sie mit einem gewissen Augenzwinkern gemacht wurden und auch betrachtet werden. Gut dokumentiert sind die Reisen von Hannibal, dem Elefanten und Sancho Pansa auf dem Blog von Thomas Falk unter tfkunstkonzept.wordpress.com.
Die Ausstellung "Hannibalismus" läuft noch bis zum 12. Oktober im Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70 b, während der Öffnungszeiten des Cafés: Montag bis Freitag von 9 bis 22 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 24 Uhr.
Nähere Auskünfte unter Telefon 549490,
E-Mail: kontakt@weserterrassen.com.