- Wie ist der Zustand der Bremer Schultoiletten?
- Wie viel Geld steht zur Sanierung von Schultoiletten zur Verfügung?
- Welche Schulen sind am stärksten betroffen?
- Warum verschärfen die Sozialen Medien das Problem?
- Was fordert die Elternvertretung?
- Welche Lösungsansätze verfolgen die Schulen?
Es stinkt, die Wände sind beschmiert und das Klopapier liegt schmutzig auf dem Boden. Solche und durchaus noch schlimmere Zustände sind deutschlandweit in vielen Schultoiletten zu finden. Eine belastende Situation für Schülerinnen und Schüler, so hat es Anfang der Woche die Deutsche Toilettenorganisation (GTO) während des ersten deutschen Schultoiletten-Gipfels festgestellt. Wo die Probleme in Bremen am größten sind und welche Lösungsansätze es gibt.
Wie ist der Zustand der Bremer Schultoiletten?
Der Sanierungsstau in vielen Schulgebäuden hat dazu geführt, dass häufig auch die entsprechenden Schultoiletten völlig veraltet und marode sind. Regelmäßig melden sich deswegen aus den Stadtteilen Beiräte, Elternsprecher oder auch Schülerinnen und Schüler öffentlich zu Wort und fordern Abhilfe. „Es passiert aber relativ wenig, weil die Summe, die im Haushalt für Schulsanierungen vorgesehen ist, lächerlich klein ist“, kritisiert Pierre Hansen vom Zentralelternbeirat Bremen (ZEB).
Zuständig für die Instandhaltung der Bremer Schulgebäude ist Immobilien Bremen (IB). "In etwa 50 Schulgebäuden befinden sich die Sanitäranlagen in einem unterdurchschnittlichen Zustand", so IB-Pressesprecher Fabio Cecere. Das sind etwa zehn Prozent aller Bremer Schulen. Der entsprechende Sanierungsumfang werde von den Fachleuten grob auf 7,7 Millionen Euro geschätzt "und soll im Rahmen der zur Verfügung stehenden Budgets in den nächsten Jahren erneuert werden", teilt der Pressesprecher mit.
Wie viel Geld steht zur Sanierung von Schultoiletten zur Verfügung?
WC-Anlagen in Schulen werden von IB ausschließlich im Rahmen von Schulsanierungen im Senatsbauprogramm finanziert, teilt Pressesprecher Cecere mit. Ein eigenes Sanierungsprogramm nur für Schultoiletten gebe es nicht. Wenn es zu Schäden an Kloschüsseln oder Waschbecken komme, werde die Sanitärkeramik über das Bauunterhalt-Budget ersetzt.
Für das Jahr 2024 stehen laut IB für alle Gebäude im Sondervermögen Immobilien und Technik für Sanierungsmaßnahmen 37,5 Millionen Euro aus dem Senatsbauprogramm und weitere 11,5 Millionen Euro für den Bauunterhalt zur Verfügung. In diesem Sondervermögen sind neben Schulen unter anderem die Gebäude der städtischen Kitas und verschiedene Behörden- und Amtsgebäude enthalten.
Demgegenüber beziffert Immobilien Bremen den allgemeinen Sanierungsbedarf allein von Sanitäranlagen an Bremer Schulen (einschließlich Schulturnhallen) in der Höhe von grob 68 Millionen Euro.
Welche Schulen sind am stärksten betroffen?
Es werde keine Rangliste mit den dringendsten Fällen geführt, daher könne man auch keine Namen von Schulen nennen, heißt es von Immobilien Bremen. "Das Problem betrifft alle Schularten", sagt Pierre Hansen vom ZEB. Öffentlich bekannt sind die Probleme mit sanierungsbedürftigen Toiletten beispielsweise an der Oberschule Waller Ring, für deren Sanierung der Waller Beirat sich vehement einsetzt. Für diese Schule werde gegen Ende des Jahres eine Kostenberechnung zur Sanierung der Sanitäranlagen erwartet, teilt IB dazu mit.
Kritik von Elternvertretern, Schulleitungen oder Ortsämtern gibt es aber auch aus anderen Stadtteilen wie zur Wilhelm-Kaisen-Oberschule in der Neustadt oder zu den WCs in der Schulsporthalle Drebberstraße in Hemelingen.
Warum verschärfen die Sozialen Medien das Problem?
Nicht nur der bauliche Zustand der Sanitäranlagen, sondern auch das Verhalten der Schülerinnen und Schüler führt besonders in den weiterführenden Schulen dazu, dass der Zustand vieler Toiletten in den Schulen schlecht ist. Vandalismus wie Schmierereien an den Wänden, Löcher in Türen und Zwischenwänden sowie absichtlich verschmutzte und verstopfte Toiletten beklagen zahlreiche Schulleitungen in der Stadt.
"Verschärft wird das Problem seit ein paar Jahren durch Tiktok-Challenges, in denen es darum geht, auf möglichst drastische Weise die Toiletten zu verunstalten", berichtet Holger Steen, Schulleiter der Oberschule Roter Sand in Woltmershausen. Bei solchen Challenges in den Sozialen Medien gehe es den Jugendlichen darum, sich gegenseitig mit ihren Aktionen zu überbieten. Steens Schule wurde vor wenigen Jahren umfassend saniert. "Nun ist für uns die Herausforderung, diesen Zustand der Toiletten möglichst lange zu erhalten."
Was fordert die Elternvertretung?
Pierre Hansen vom ZEB fordert vom Senat, zur Beseitigung der Missstände ein Sondersanierungsprogramm für Schultoiletten aufzulegen. "Nicht der Vandalismus, sondern der Sanierungsbedarf ist das Grundproblem", sagt Hansen. Denn wenn der Zustand der Toiletten ohnehin desolat sei, "ist der Hang zu Vandalismus und Verschmutzung viel größer", so der Elternvertreter. Der ZEB rate Elternvertretern, die mit ihren Forderungen nach Verbesserungen bei der Schulaufsicht nicht durchdringen: "Wenden Sie sich ans Gesundheitsamt."
Welche Lösungsansätze verfolgen die Schulen?
Solange kein ausreichendes Geld für die Instandhaltung der Schultoiletten vorhanden ist, sind die Schulgemeinschaften gefragt, sich Lösungen für das Problem zu überlegen. Die Gesamtschule Mitte hatte sich daher an einem bundesweiten Wettbewerb der Deutschen Toilettenorganisation beteiligt. Die GTO hat während des Schultoiletten-Gipfels Geld und Sachpreise an Schulen vergeben, die sich außergewöhnliche Lösungen für einen angenehmeren Besuch auf ihren Toiletten ausgedacht haben.
Obwohl die GSM keinen Preis erhalten hat, verbucht Sozialpädagogin Claudia Elsässer die Teilnahme des Standortes an der Hemelinger Straße als Erfolg. "Wir wollen mit einer Proberenovierung an einer Toilette zeigen, was wir in allen Toiletten erreichen wollen." Es sei kein Zustand, dass drei bis vier Kinder pro Klasse an ihrer Schule möglichst wenig trinken und essen, um nicht auf die Toilette gehen zu müssen. Elsässer: "Das Thema muss mehr an die Öffentlichkeit damit die Verantwortlichen sich endlich besser kümmern", so Elsässer.
An der Oberschule Roter Sand hat man gute Erfahrungen damit gemacht, die Türen zu den Vorräumen der Toiletten offen zu halten. "Damit haben wir eine stärkere Kontrolle und können vom Flur aus sehen, ob dort Unfug im Gange ist", sagt Schulleiter Holger Steen. Der Vandalismus sei seither deutlich zurückgegangen.